Freundschaft

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Diese Geschichte ist für eine Person, die mir unerwartet sehr wichtig geworden ist, für die ich alles tun würde und auf die ich mich verlassen kann.

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Wahre Werte

oder

Was wichtig ist

„Tat es eigentlich weh, als du vom Himmel gefallen bist?"

„Ich weiß ja nicht, wo du runter gefallen bist, aber offensichtlich bist du auf dem Kopf gelandet", antwortet sie unbeeindruckt mit einem so freundlichen Lächeln, dass es nur gefaked sein konnte.

„Oh, wow, Miri, du hast heute aber wieder außergewöhnlich gute Laune", meint jetzt eine andere junge Frau, die sich neben „Miri" an die Bar gelehnt hat, nachdem der Typ abgezogen ist.

„Hey!", meint Miri nur und lächelt breit. Die beiden umarmen sich und hinter der anderen Frau taucht noch ein etwa gleichaltriger Mann auf.

„Darf ich vorstellen", meint diese, „mein Kumpel Alexander-"

„Nur Alex", fällt dieser ihr ins Wort, doch sie ignoriert das und redet an ihn gewandt weiter.

„-und das ist meine beste Freundin Miriam."

„Meine Freunde dürfen mich Miri nennen", lächelt diese wieder freundlich.

„Okay, dann: Hi, Miri", Alexander erwidert ihr lächeln.

„Ich hab nicht gesagt, dass du das darfst." Sie zuckt nicht mal mit der Wimper und lächelt weiterhin freundlich.

„Oh, sehr reizend", murmelt Alexander nur.

Die drei unterhalten sich weiter, Miriam haut weiterhin lächelnd wie ein Engel bissige Kommentare raus, Alexander antwortet schon kurze Zeit später genau so sarkastisch, während Miriams beste Freundin, Sara (wie sich im Gespräch ergibt), versucht die Stimmung zu retten und zwischen den beiden zu vermitteln.

Irgendwann erhebt sich Miriam mit den Worten: „Entschuldigt mich kurz, ich muss auf die Toilette. Außerdem stört mich die Atmosphäre hier ein wenig." Mit einem letzten falschen Lächeln erhebt sie sich und sucht die Sanitäranlagen auf.

„Oh, Mann", stöhnt währenddessen Alexander, „was für eine Zicke! Wie hältst du es mit der nur aus?"

„Hey", fährt Sara ihn unerwartet heftig an, „Das ist meine beste Freundin, von der du da redest. Ich kenne sie seit ich vier bin. Seit zwanzig Jahren. Weißt du, was für eine ungeheuer lange Zeit das ist?"

„Ja, gut mag ja sein. Aber jetzt mal ganz ehrlich, sie so ganz anders als du. Ich hätte so was nie erwartet, als du meintest, du stellst mir deine beste Freundin vor..."

„Ich hab gesagt, sie ist manchmal schwierig", fällt Sara ihm ins Wort.

„'Schwierig' ist ja jetzt mal die Untertreibung des Jahrhunderts, die Frau ist ein Albtraum!"

„Wie kannst du es wagen?!", zischt Sara, die Augen zu Schlitzten verengt.

„Tut mir leid, aber jetzt mal ernsthaft, so kenne ich dich nicht. Und nur weil du sie schon so lange kennst, heißt das nicht, dass du ihr was schuldig bist. Wenn sie so unfreundlich, zickig und falsch ist, ist das allein ihre Schuld. Das passt gar nicht zu dir, normalerweise kommst du mit so was gar nicht klar. Und so, wie du dich grade verhältst, das bist nicht du. Du musst nicht mit ihr befreundet bleiben, der Vergangenheit zuliebe", beendet Alexander seine kleine Rede, die Sara mehrfach unterbrechen wollte.

Doch diese hat jetzt ihre Stimme wiedergefunden und beugt sich jetzt, die Augen immer noch als Schlitzte zu ihm rüber. Die kalte Aura, die sie plötzlich umgibt, lässt sie bedrohlich wirken. Das freundliche, höfliche, fröhliche, sorglose Mädchen von vorhin ist verschwunden.

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