Kapitel 1.

79 6 19
                                    

Unter Druck rannte ich den Gang entlang und stiess dabei ein paar Schüler, die mir im Weg standen, auf die Seite. Dabei fauchten mich ein paar Jungs und Girls an, doch das war mir egal. Ich hatte andere Probleme. In meiner linken Hand hielt ich mein Handy und schrieb mit meiner BFF Rebecca. In der rechten Hand trug ich meine Geschichtsbücher und Hausaufgaben. Mein Rucksack war halboffen, deshalb hätte ich damit wetten können, dass ich auf dem Weg ins Klassenzimmer etwas verloren hatte. Wo bleibst du Hayley? Schrieb Rebecca aufdringlich. Sie schrieb noch immer etwas. Hastig antwortete ich ihr: Bin gleich da!

Da ich sie sowieso jeden Moment sah, schaltete ich mein Handy aus und konzentrierte mich auf den Weg. Ich musste vor dem Klingeln im Klassenzimmer sein, sonst kassierte ich einen Eintrag. Zum Glück waren die meisten Schüler schon da. Ich sichtete das Klassenzimmer. und gab Vollgas. Nur noch eine Minute bevor es klingelte. Ich rannte schneller und kaum hatte ich die Tür erreicht, riss ich sie mit voller Wucht auf. Meine ganze Klasse schaute mich schockiert an. Ausser Atem liess ich meine Arme hängen und lächelte breit. „Geschafft!", sagte ich laut und es klingelte.

Dieses Mal hatte ich Glück, denn eigentlich bin ich der grösste Tollpatsch, den es gibt.

Schmunzelnd lief ich zu Rebecca hin. Die reiche caramellblondhaarige Rebecca hatte sich wieder einmal sehr edel angezogen. Weisser Body mit einem schwarzen Rock und schwarze Strümpfe. Typisch Rebecca, doch es passte zur ihr. Ihre helle Haut strahlte wie die Sonne. Dieses Mal hatte sie ihre Sommersprossen abgedeckt. Schade, denn ich mochte ihre Sommersprossen. Sie passten zu ihren dunkelgrünen kugelrunden Augen. Ausser Atem setzte ich mich neben sie und knallte meine Bücher auf den Tisch. Meine Klasse fing wieder an zu schwatzen. Ich strich meine dunkelbraunen, brustlangen, durchgestufte Haare flach. Da ich keine Zeit hatte sie zu kämmen, sah ich aus, als hätte ich ein Vogelnest auf meinem Kopf. Doch das war mir egal. Rebecca half mir dabei und sah meine Klamotten an. „Meine Güte, Hayley! Deine Eltern haben Geld wie Heu und du kaufst dir zerrissene Hosen und ein schwarz, blau, weisses Hemd. Kauf dir mal war Richtiges!" Musste das sein? Rebecca versuchte immer wieder mein Style zu ändern, doch ich war mit mir zufrieden. Knurrend verdrehte ich die Augen und packte mein Etui. „Rebecca, ich mag Röcke nicht. Ich finde sie zu kitschig." „Kitschig?! Findest du mich mich stillos?" Rebecca schaute mich fassungslos an. Oh nein, nicht diese Thema wieder. Rebecca war der Kleiderprofi. Sie nähte auch Klamotten, deshalb war sie auch sehr kritisch, wenn es um Klamottengeschmack ging...vor allem mein Geschmack. Rebecca trug jeden Tag teure und elegante Kleider. Das lag auch daran, dass sie in einer sehr hochnäsigen und reichen Familie lebt. Sie war daher manchmal sehr arrogant, doch sie war meine beste Freundin, lieb, freundlich, ehrlich und aufmerksam. Ich fing an zu lachen und strich mir durchs dunkelbraune Haar. Dabei schüttelte ich den Kopf und sagte: „Natürlich nicht, Rebecca. Du hast einen sehr teuren Style. Ich trage gerne normale und einfache Kleider." Darauf nickte sie nur und widmete ihren Blick nach vorne. Nachdenklich spielte ich mit einem Stift. Rebecca und ich gehörten zu den reichsten Familien der ganzen High School. Rebeccas Eltern waren Rechtsanwälte und meine? Meine Eltern waren Chefs einer Agentenorganisation. Mom und Dad waren Anführer von über 200 Agenten.

Da wir in Melbourne lebten, also Australien, waren sie die Agentenanführer von ganz Australien und ich gehörte zu diesen Agenten. Ich war die einzige jugendliche Agentin von ganz Australien. Darauf war ich sehr stolz, denn ich durfte meinen Eltern bei den Aufträgen mithelfen. Manchmal hatte ich sogar einen Auftrag und musste irgendwas herausfinden oder jemanden verfolgen. Ich liebte es, Agent zu sein. Ausserdem verdienten meine Eltern mehr als Rebeccas Eltern.

Da riss mich meine Lehrerin Mrs. Loran aus den Gedanken. Die junge blondhaarige Lehrerin musterte jeden von uns und sagte mit einem breiten Lächeln: „Guten Morgen Klasse." In diesem Moment fragte ich mich, wie alt sie war. 25? 27? Ich war gerade einmal 17 Jahre alt und sie schien kaum zehn Jahre älter zu sein als ich, aber sie war die beste Klassenlehrerin die es gab. Sie erzählte meiner Klasse, was wir heute in Geschichte durchnehmen würden, was mich nicht interessierte. Ich wäre am liebsten durch Melbourne gelaufen und hätte ein paar Aufträge meiner Eltern gelöst. Agent zu sein war zwar cool, aber auch sehr anspruchsvoll. Ich durfte niemandem von meinem Geheimnis erzählen, ausser Rebecca. Sie wusste, dass ich eine Agentin war und behielt es für sich. Ich vertraute ihr.

Bodyguard-AgentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt