Kapitel 10

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Dieses Mal gab Ethan Vollgas. Es kam mir so vor, als sässe ich in einem Polizeiwagen, nur dass das viel cooler war. Am liebsten hätte ich laut los gelacht, doch es passte gerade nicht. Ethan bog in die Hauptstrasse und von Weitem konnten wir schon die Polizeiautos sehen. Ethan trat noch stärker aufs Gas und überholte einige Autos. Ich nahm eine Pistole nach vorne. Als Ethan einen Polizeiwagen überholte, sagte er mir: „Der Mord ist in der Nähe vom Cricket Ground. Ich glaube das Beste wäre, wenn wir uns aufteilen." Ich nickte und schlug vor: „Du schaust in der Nähe vom Mord und ich ein bisschen ausserhalb." Ethan war einverstanden. Ein paar 100 Meter vor dem Cricket Ground Eingang waren Dutzende von Polizeiwagen. Polizisten mit Gewehre liefen herum und Menschen kreischten. Ethan und ich hielten die Luft an. „Steig aus! ", befahl er. Ich gehorchte ihm.

Ethan stoppte den Wagen und ich stieg aus. Kaum hatte ich die Tür geschlossen, sprach Ethan in das Funkgerät: „Hörst du mich?" Ich schaute kurz ins Auto rein und er musterte mich besorgt. Ich nickte und antwortete ins Funkgerät: „Ja Winston. Ich höre dich." Darauf nickte er ebenfalls und fuhr ein bisschen weiter. Mein Auftrag war also ein bisschen herum schauen...wahrscheinlich entdeckte ich so den Täter. Ich drückte die Pistole an meinen Körper und lief los.

Ethan's Sicht

Ethan fuhr näher zu den Polizeiautos. Er wollte sich den Tatort genauer ansehen, parkierte sein Auto hinter den vielen blinkenden Autos und stieg aus. Die vielen Autos verdeckten ihm die Sicht, deshalb schlängelte er sich zwischen den Wagen durch. Aus seiner Hosentasche zog er sein Bodyguard-Agent Ausweis und in der anderen Hand hielt er eine Pistole. Weitere Polizeiautos kamen angefahren. Meine Güte, was war hier los? Ethan strich sich durchs Haar und zögerte einen Moment. „Winston?", fragte plötzlich eine weibliche Stimme aus seiner Hosentasche. Schockiert sah er sich um, bis er realisierte, dass es Hayley war. Erleichtert atmete er tief durch und verstaute seinen Ausweis. Er nahm das Funkgerät zu sich. „Was ist Cooper?" Hayley schwieg für einen Moment. Ethan versteckte sich hinter einem Wagen und blickte sich um. Warum störte Hayley ihn immer im falschen Moment? Er mochte sie sowas von nicht! Ein wütendes Kribbeln verspürte er in seinem Bauch, es wanderte seinen Hals hoch.

Bevor Ethan etwas in das Funkgerät fauchen konnte, sagte Hayley leise: „Ich habe ein Mädchen gefunden, die den Mord gesehen hat. Sie zittert, sitzt in einer dunklen Ecke und ich glaube, sie blutet." Ethan hielt die Luft an. Schlimmer konnte es beinahe nicht werden. „Versuche mit dem Mädchen zu reden..." „Habe ich schon, dummer Junge! Doch sie hat mich nur angeschrien und geschlagen. Wegen ihr habe ich einen roten Handabdruck auf meinem linken Oberarm...und es schmerzt." Wow! Hatte er eine mutige Partnerin! Ethan klatschte seine Hand auf das Gesicht und schüttelte fassungslos den Kopf. Und sie nannte ihn dumm, was war sie dann? Hohl?! Ethan schenkte sein Kopf hin und her und meinte: „Versuch es nochmals!" Dann war das Gespräch beendet. Ethan lief seufzend weiter. Der Gedanke, dass er sein Leben lang mit dieser Tussi verbringen musste, war unerträglich. Er würde das nicht für immer aushalten.

In diesem Moment wurde er aus abrupt aus den Gedanken gerissen. Ethan erblickte viel Blut am Boden. Es war derart, dass man denken könnte, es wäre eine ganze Herde von Schafen getötet worden. Doch es war ‚nur' ein Mensch. Eine junge Frau lag tot am Boden. Ethan wurde beinahe schlecht. So viel Blut hatte er in seinem ganzen Leben noch nie gesehen. Um die Frau herum standen Polizisten und sperrten alles ab. Ethan konnte sehen, wie die Frau weit ihre Augen offen hatte und in den blauen Himmel starrte. Überall sah Ethan Schnitte an ihrem Körper.

„Hey!", riss plötzlich ein Polizist ihn aus seinen Gedanken. Ethan erschrak. Ein Polizist stiess Ethan unsanft nach hinten. „Du darfst nicht hier sein, junger Mann!", fauchte der Polizist. Boah, konnten Polizisten nervig sein. Ethan blickte den Polizist eiskalt an und holte seinen hervor. Er richtete ihn unter seine Nase und sagte mit einer ernsten Stimme: „Bodyguard-Agent. Ich habe die Erlaubnis, hier mich umzuschauen, also gehen Sie mir aus dem Weg." Der Polizist zögerte einen kurzen Moment. Ethan liess den Ausweis senken und nahm sein Handy zu sich. „Meine Partnerin und ich haben den Auftrag, den Mörder der letzten Morde zu suchen. Deshalb würde ich gerne diese Leiche genauer anschauen." Der Polizist kapierte es endlich und ging Ethan aus dem Weg. Stolz lief Ethan auf die tote Frau zu. Desto näher er auf sie zu kam, umso schlechter wurde es ihm. Ethan merkte, wie blass er wurde und das Essen langsam seine Speiseröhre hochkam. „Ethan, reiss dich zusammen", sagte er leise zu sich. „Wenn Hayley erfährt, dass ich mich übergeben habe, wegen einer Leiche, dann lacht sie mich aus", fügte er hinzu. Zum Glück hörte ihn niemand.

Die Polizisten schauten Ethan verdutzt an. Sie wussten inzwischen, dass Ethan ein Agent war.

Da trat Ethan in eine Blutpfütze. Nein! Seine weissen Adidasschuhe waren am Arsch. Statt weiss waren sie rot. Wie hässlich! Ethan verzog sein Gesicht, lief aber einfach weiter. Kaum stand er neben der Leiche, bückte er sich langsam zu ihr runter. Der Geruch von Blut stiess seine Nase hoch. Schnell roch er an seiner Jacke, da sie nach Waschmittel roch. Eigentlich roch das Waschmittel seiner Mom nicht so lecker, aber in diesem Moment duftete es einfach himmlisch. Er atmete tief durch und widmete danach seinen Blick der Leiche. Er musterte ihren Körper. Die junge Frau wurde erstochen. Ihre Kehle wurde mit einem schönen Schnitt aufgeschlitzt, immerhin hatte sie beide Augen noch. Kritisch runzelte Ethan die Stirn und nahm das Funkgerät zu sich. „Cooper, ich bin bei der Leiche. Sie wurde erstochen und die Kehle wurde durchgeschnitten." Hayley sagte nichts. Ethan runzelte die Stirn und wiederholte seine Sätze. Endlich! Sie antwortete kurz und knapp: „Mach Fotos!" Ethan gaffte sauer auf das Funkgerät, doch er horchte ihr.

Er verstaute das Funkgerät und schoss mit seinem Handy sehr viele Fotos. Als er das letzte Foto schoss, hörte Ethan plötzlich ein Schreien in seiner Hosentasche. Die Polizisten fuhren zusammen und starrten Ethan merkwürdig an. Er liess vor Schock sein Handy fallen. Dummerweise fiel es in die Blutpfütze. Ethan klatschte seine Hände auf den Kopf und hätte am liebsten losgeschrien. Das konnte natürlich nur ihm passieren. Hastig hob er es hoch und erblickte mehr Splitter in seinem Handy. Blut lief in die Risse rein. „Nein! Nein! Nein!", fauchte er und drückte wie ein kleiner Junge auf seinem Handy rum. Zum Glück funktionierte es noch, doch der Bildschirm bekam eine rötliche Farbe, was Ethan sauer machte. Da konnte er Hayley durchs Funkgerät seinen Namen schreien hören. Ethan runzelte die Stirn und nahm sein Funkgerät hervor. Wütend pfiff er rein: „Was soll diese Scheisse, Hayley?! Mein Handy ist jetzt noch mehr kaputt!" „Das Mädchen hätte mich beinahe getötet! HILF MIR!!" Für einen Moment schnaufte Ethan kaum mehr, bis er erneut ein Gekreische hörte. Hayley brauchte tatsächlich seine Hilfe. „Ich komme!"


Bodyguard-AgentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt