Kapitel 3

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Meine Eltern schlugen mir vor, dass sie jemand für mich suchen würden, der etwa in meinem Alter ist. Doch das Problem war, dass ich der einzige Teenageragent in ganz Australien war. Wahrscheinlich half mir ein 20jähriger oder ein 19jähriger...oder gab es noch einen Teenageragent in Australien?

Am nächsten Tag lag ich am Morgen faul in meinem grossen Bett. Ich starrte meine weisse Decke und wartete, bis Mom mich zum Frühstück rief. Ich trug bereits meine engen Bluejeans mit einem weissen Top dazu. Mein Rucksack lag neben mir auf der dunkelblauen Decke. Mein Fenster, das gegenüber von meinem Bett war, stand offen. Ich konnte die Autos in der Stadt hören und sogar einen Krankenwagen. Schon bald wollte ich an diesem Fall arbeiten! Das wäre der erste richtige Mordauftrag für mich. Ich hoffte so sehr, dass meine Eltern einen Partner für mich finden würden.

Als meine Mom meinen Name rief, merkte ich erst, dass ich gar keinen Hunger hatte. Ich ass aber dann doch Müsli und ging danach sofort in die Schule. Da ich dieses Mal pünktlich dran war, beeilte ich mich nicht so. In meiner Hand hielt ich mein Handy und simste mit Rebecca. Ich war so fest in das Display konzentriert, dass ich gar nicht merkte, dass jemand hinter mir war. Erst als ich Schritte wahr nahm. Sofort hob ich meinen Kopf und drehte mich um. Aha! Ryan, Leo und Ethan. Leo fuhr auf seinem Longboard, Ryan hatte das gleiche an wie einen Tag zuvor und Ethan stand natürlich in der Mitte der beiden. Auffallend verdrehte ich die Augen. „Hey Zicke!", schrie Leo. Warum musste er schreien, wenn er gerade einmal drei Meter hinter mir stand. Ich widmete mein Blick wieder nach vorne und lief schneller. Anscheinend war ich nicht schnell genug, denn Ryan packte mich am Rucksack und zog mich nach hinten. Dabei schrie ich kurz, bis ich gegen Ethan knallte und zu Boden fiel. Oh Mann, war das peinlich. Mein Rucksack lag offen auf dem Trottoir, da Ryan ihn aus Versehen. Mein ganzes Zeug lag zerstreut herum. Das konnte natürlich nur mir passieren. Ich rieb mir den Schädel und schaute sauer zu ihnen hoch. Ethan bückte sich zu mir runter. Schweigend starrte ich seine eisblauen Augen. Sie waren nicht nur schön, sondern auch voller Zorn. Ich war am Arsch. Das wusste ich! Ethan packte mich am Kragen und zog mich fest an sich, sodass ich seinen kalten Atem spüren konnte. Der Anführer der Parallelklasse würde eine Streberin jeden Moment zusammen schlagen...oh shit und ich war das Opfer. „Schlag mich nicht", flüsterte ich. Dabei grinste er nur frech. Ethan zögerte für einen Moment. „Ich schlage keine Mädchen, nur wenn es sein muss, aber ich warne dich, Cooper! Wenn wir noch einmal wegen dir Nachsitzen müssen, dann verprügle ich dich vor deiner ganzen Klasse und zwar solange, bis der Krankenwagen kommt. Verstanden?!" Mit jedem Wort wurde er lauter. Ich hätte mir am liebsten die Ohren zugehalten. Boah, hasste ich dieser Typ. Sauer musterte ich sein Gesicht, nickte aber schlussendlich schwach. Dann liess mich Ethan los, stiess mich dabei ein wenig nach hinten. Beinah schlug ich meinen Kopf am harten Boden. Warum immer ich? Wenn die wüssten, wer ich wirklich wäre! Dann hätten sie Respekt vor mir. Zögernd latschten die drei an mir vorbei, ohne mich noch einmal anzuschauen.

Knurrend sammelte ich mein Zeug zusammen und musste schlussendlich trotzdem in die Schule rennen. Dort erblickten mich die drei Boys wütend vor der Eingangstür. Ohne ihnen einen sauren Blick zuzuwerfen, stiess ich Leo aus dem Weg und war froh endlich im Schulhaus zu sein.

Vor meinem Spind erwartete mich Rebecca. Sie zupfte an ihrem schwarzen schulterfreien T-Shirt und strich ihre Hände über den kurzen Faltenrock. Als sie aufsah, atmete sie erleichtert durch. „Na endlich, Hayley! Dachte schon, dass du gar nicht mehr kommst" „Die dumme Dreiergruppe hat mich aufgehalten. Ethan hätte mich beinahe verprügelt", grummelte ich. Rebeccas Augen wurden riesig. Sie packte mich an den Schultern und schüttelte mich durch. Dabei fielen mir ein paar Bücher aus den Händen. „Hayley! Reiss dich einmal zusammen. Du bist eine Agentin. Du musst die Jungs runter machen." Ja, das hätte ich sollen, doch ich wollte meine wahre Identität nicht der Öffentlichkeit zeigen. Das durfte ich auch nicht. Ich erklärte Rebecca zum etwa 100. Mal, dass ich mein geheimes Geheimnis nicht lüften durfte. Sie strich sich durchs blonde Haar, seufzte laut und schüttelte dann schweigend den Kopf. Natürlich verstand sie das wieder einmal nicht! Doch es war zu anstrengend es ihr abermals zu erklären. Es klingelte und wir machten uns auf den Weg ins Klassenzimmer.

In der letzten Stunde hatten wir Klassenlehrstunde mit der Parallelklasse. Anscheinend gab es etwas Wichtiges zu besprechen. Deshalb trafen wir uns in der Aula. Meine Klasse sass zuvorderst, hinter uns waren zwei Reihen frei bis auf die letzte Reihe, denn dort sass die andere Klasse. Der Klassenlehrer meiner Parallelklasse, Mr. Johsen, und Mrs. Loran standen vor uns. Mr. Johsen sah aus wie ein Basketballspieler: riesig, kräftig und sportlich. Er passte einfach perfekt zur Parallelklasse. Er hatte seine starken Armen vor der Brust verschränkt und sah uns nacheinander an. Rebecca und ich sassen wie immer nebeneinander. Hinter uns kicherte die Mädchen und die Jungs schwatzen laut miteinander. Mr. Johsen klatschte in die Hände und schrie: „Ruhe da hinten! Aber sofort!" Die Klasse hinter mir verstummte. Ich grinste ein wenig und Mr. Johsen seufzte laut. Er überliess Mrs. Loran das Reden. „Also Kids! Wir haben eine tolle Nachricht für euch. Und zwar werden in drei Tagen, also am Freitag, eure Eltern in die Schule kommen und ihre Berufe vorstellen. Eure Eltern oder nur ein Elternteil werden euch den ganzen Tag in der Schule begleiten, und sie werden einen Vortrag über ihren Beruf halten. Euer Auftrag ist eine Powerpoint machen. Eure Eltern werden diesen dann vorstellen. Es sollte euch einfach ein wenig helfen, in die Berufswelt rein zu kommen."

Irgendwie fand ich das cool, doch da fragte ich mich, was meine Eltern dann an dieser Veranstaltung vorstellten? Mom und Dad konnten doch keinen Vortrag über Agenten halten! Nachdenklich strich ich mir durchs Haar, bis mich Mr. Johsen aus den Gedanken riss: „Eure Eltern müssen kommen, da gibt es keine Ausnahme!" Wir fingen alle wild durcheinander zu reden. In dieser Zeit verteilte Mrs. Loran die Auftragsblätter. Darauf war alles nochmals erklärt. „Über was machen deine Eltern einen Vortrag, Hayley?", wollte Rebecca wissen. Ich zuckte ahnungslos mit den Schultern und machte mir ein wenig Sorgen, dass mein Geheimnis gelüftet werden könnte.

Kaum war ich zu Hause, reichte ich Mom den Zettel und sagte laut: „Ihr könnt keinen Vortrag über Agenten machen! Aber ihr müsst kommen!" Mom las schnell das Schreiben durch und brauchte ein paar Sekunden, bis sie alles checkte. Hinter ihr erschien auch Dad, der einen Kaffee trank. Sie schienen sich keine Sorgen zu machen. Ich dagegen schwitzte schon vor Sorge. Dad lächelte schwach und stellte den Kaffee auf den weissen Küchentisch. „Wir machen einfach über die Polizei einen Vortrag. Mom und ich arbeiten täglich mit ihnen. Wir sind so gesagt Privatpolizisten." Mom stimmte Dad zu und reichte mir den Zettel wieder. Sie schenkte mir ein zuversichtliches Lächeln und sagte, dass sie mir bei der Powerpoint helfen würde. Darüber war ich sehr froh.

Meine Mom erzählte mir, dass sie am Freitag leider keine Zeit hätte, wegen einem wichtigen Gespräch. Daher konnte nur mein Dad kommen, was ich aber nicht schlimm fand. Vater-Tochter-Tag! Zusammen setzten Mom und ich uns an den Tisch und fingen an mit der Powerpoint zu präsentieren.

Als wir endlich fertig waren, assen wir eine Kleinigkeit und danach setzte ich mich aufs Sofa. Ich schaute einen wenig Fern. Währenddessen kam mir in den Sinn, dass Mom und Dad mir einen Partner versprachen. Doch da ich wusste, dass es wahrscheinlich schwer war, für ein Teenager einen jungen Agent zu finden. Deshalb brauchten sie ein wenig mehr Zeit. Ich hoffte natürlich auf ein Mädchen! Denn auf einen Jungen hatte ich echt keinen Bock.


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