Kapitel 11

30 2 5
                                    

Hayley's Sicht

Ein 20-jähriges Mädchen stürzte sich auf mich zu. In der rechten Hand hielt sie ein scharfes Messer. Sie schrie mich an. Mir fiel vor Schock das Funkgerät aus der Hand und ich brach in ein lautes Gekreische aus. Das junge Mädchen schwang das Messer gegen meinen Kopf. Geschickt wehrte ich ihre Hand ab und gab ihr einen starken Tritt in den Bauch. Mit lautem Knurren stolperte sie zurück.

Ihre hellbraunen, langen, fettigen Haare klebten in ihrem Gesicht. Ihre Klamotten waren mit Blut verschmiert und zerrissen. Ein tiefer Schnitt durchfuhr ihre rechte Wange. Ich konnte den Schmerz in ihrer Wange nachempfinden. Irgendwie tat sie mir leid, doch warum griff sie mich an?

Erneut sprang sie auf mich zu. Weil ich so tollpatschig war, fiel ich über meine eigenen Füsse und knallte auf den Boden auf. Dabei schlug ich meinen Kopf unsanft am Boden. Ich brach in ein lautes Ächzen aus und rieb mir den Schädel. Als ich meine Hand anschaute, erblickte ich Blut. Panik stieg auf. Oh mein Gott! Ich blutete am Kopf. Mit feuerrotem Kopf sah ich nach oben. Das Mädchen wollte in diesem Moment das Messer in mein Gesicht bohren, doch komischerweise wurde sie zurück gezerrt. Ausser Atem setzte ich mich auf und starrte das Mädchen an. Sie kreischte, ihre Arme wurden hinter den Rücken genommen und ihr Messer lag am Boden. Verwirrt sah ich das Mädchen an und erblickte Ethan hinter ihr. Ein Stein fiel von meinem Herz. Er hatte mich gerettet.

„LASS MICH!!", kreischte das Mädchen und sie versuchte, sich aus Ethans Griff zu befreien. Doch sie hatte keine Chance. Ethan blieb eiskalt und verdrehte ihr das Handgelenk. Ich konnte das Knacksen der Knochen hören. Dieses Geräusch tat mir in den Ohren weh. Mit einer Hand packte er das Mädchen an den Haaren und drückte sie am Boden. Sauer fragte er: „Was soll diese Scheisse?!"Das Mädchen lag kreischend auf den Boden. Ethan drückte ihr Gesicht gegen den kalten Boden und wollte sie erneut anschreien, doch da erblickte er etwas. Ich stand zitterig auf und musterte das verrückte Mädchen. Sie war ein Psycho! Ein gestörter Psycho! Ich drückte mich fest an die Wand und schrie: „Töte sie, Ethan!" Er hob sein Kinn. Sein Blick sagte mir, dass ich den Mund halten soll. Es fühlte sich für mich wie eine Drohung an.

Ich krallte mich an der Wand fest und starrte das Mädchen mit grosser Angst an. Ethan dagegen strich ihre Haare vom Nacken runter und nahm Handschellen hervor. Woher hatte er denn die her? Verwirrt sah ich die beiden, etwa 15 Meter vor mir an. Er befestigte die Handschellen an ihren Handgelenken und hatte noch etwas vor. Aus seiner Hosentasche holte er sein kaputtes Handy. Da ich nicht wusste, warum es noch mehr kaputt und der Bildschirm rot war, fragte ich ihn, was mit seinem Handy passierte. Darauf brach Ethan ein stinkwütendes Knurren aus sich und fotografierte mit seinem Handy den Nacken des Mädchens. Ich schlitzte nur die Augen und brüllte: „Wir haben keine Zeit für Fotos, Winston!"

„Klappe Cooper!", schnauzte er zurück und stand danach auf. Er verstaute sein Handy im Hosensack, packte das Mädchen am Oberarm und zog sie nach oben. „Töte sie, Alter!", fauchte ich aggressiv. Ethan schüttelte den Kopf. „Wir bringen sie zur Polizei", meinte er todesernst.

Meine Fresse! Warum war er plötzlich so lieb zu diesem Mädchen und zu mir war er so grob!? Warum?! Mich würde er am liebsten von einer Klippe schupfen! Ethan stiess das Mädchen ein wenig nach vorne und deutete mit seinem Kinn auf den Weg. Das Mädchen schniefte und liess den Kopf senken. Eiskalt drehte mir Ethan den Rücken zu und führte das Mädchen der Strasse entlang. Ich lief ihnen fluchend hinterher.

Ethan redete noch kurz mit einem Polizisten, weil er mit ihm noch etwas klären musste. Ich sass inzwischen schon in Ethans Auto und wartete auf ihn. Ich war so sauer auf ihn. Warum war er bei diesem Girl so harmlos? Ich hätte vor Wut schreien können. Am liebsten wäre ich mit seinem Auto davon gefahren. Doch ich konnte ja nicht Auto fahren und ich hatte den Schlüssel nicht. Eingeschnappt verrenkte ich die Arme vor der Brust und starrte aus dem Fenster. Das fiese Mädchen wurde in ein Polizeiauto geschupft. Ethan beobachtete sie und lief danach in meine Richtung. Unser erster Tag war echt Schande!

Wütend funkelte ich ihn an, doch er merkte es nicht. Er strich sich nur durchs dunkelbraune Haar und sah ins Leere. Als er die Autotür öffnete und neben mir Platz nahm, fragte ich aufgebracht: „Warum? Warum hast du sie nicht getötet?!"

Aufdringlich durchdrangen meine grünbraunen Augen seine eisblauen Glotzer. Ethan runzelte fragend die Stirn. „Warum hätte ich sie töten sollen?", fragte er ruhig. „Weil sie mich beinahe gekillt hat!" „Sie hat dich nicht getötet, also gibt es auch keinen Grund, das Mädchen zu ermorden. Und vor allem, wo ist das Dankeschön?" Er packte die Kuppel und schaute mich mit kugelrunden Augen an. Ich konnte sehen, wie seine Wut langsam stieg. Sauer zischte er: „Ich habe deinen Arsch gerettet, Cooper! Ohne mich wärst du tot." „Stimmt gar nicht. Was behauptest du?!" „Du wolltest meine Hilfe. Ich habe nur das getan, was ein Bodyguard-Agent machen sollte. Tut mir leid, wenn es falsch war!" Ich verdrehte seufzend die Augen und schlug die Hand gegen das Fenster. Dabei fuhr Ethan zusammen und musterte mich schockiert.

Mein Kopf war so rot, dass man jeden Moment damit rechnen konnte, dass er platzen könnte. Am liebsten hätte ich Ethan am Kragen gepackt, stattdessen fauchte ich ihn sauer an.

„Mich machst du immer runter, schlägst mich und würdest mich am liebsten umbringen. Und dieses Mädchen lässt du einfach am Leben, aber sie hätte beinahe ein Mensch getötet und zwar mich! Wahrscheinlich ist sie die Mörderin, Ethan! Es kann sein, dass sie all diese Menschen getötet hat und ich wäre das nächste Opfer gewesen!"

Da ich so wütend war, labberte ich irgendwelches Zeug. Doch meine Vermutung hätte sogar noch stimmen können. Ethan bewegte sich kein bisschen. Ich zog meine Lippen zu einem dünnen Strich und fügte danach laut hinzu: „Du machst mich aggressiv, Winston!"

Das war wohl zu viel für Ethan. Er verrenkte die Arme und statt etwas zu sagen, stieg er aus dem Auto. Komisch sah ich ihm nach und rief: „Was machst du!? Wo gehst du hin!? Ich will mit dir reden!" Ethan lief am Vorderfenster vorbei und blieb vor meiner Tür stehen. Er riss sie mit viel Kraft auf und brüllte: „Raus aus meinem Auto!" Geschockt klappte mein Kiefer auf. Wollte er mich aus seinem Auto werfen? Oh nein! Das konnte er vergessen! Arrogant schüttelte ich den Kopf und klammerte mich am schwarzen Leder des Sitzes fest.

„Raus!", schrie Ethan lauter. Erneut schüttelte ich den Kopf. Ich wusste, dass das sehr kindisch war, aber er konnte mich nicht einfach auf der Strasse stehen lassen.

Ethan packte mich an der Jacke und zerrte mich aus dem Auto. Ich schrie laut los. Sein Griff tat mir weh. Genervt schlug ich auf seine Hand, er zeigte keine Reaktion. Meine Güte, was hatte er jetzt vor?

In dem Moment, als ich ihm in die Hand beissen wollte, schupfte Ethan mich auf den Boden. Ich plumpste mit meinem Arsch auf. „Aua!" Knurrend schaute ich hoch und konnte mitansehen, wie Ethan im Auto sass, die Tür wütend zuknallte, den Motor anschaltete und danach mit Vollgas davon fuhr. Ich sah dem Auto nach und konnte nicht fassen, dass er mich einfach alleine liess. Ich schnappte nach Luft und schrie meine ganze Seele aus mir raus: „ETHAAAAAN!!"

Das war mit Abstand mein schlimmster Tag und wie immer verfolgte mich das Pech. Nachdem Ethan mich alleine liess, musste ich bestimmt zwei bis vier Kilometer laufen, bis ich endlich zu Hause war. Auf dem Weg stolperte ich etwa drei Mal über irgendetwas und bekam bei jedem Sturz eine neue Wunde. Inzwischen blutete ich am Knie, an meinem linken Unterarm, an meinen Händen und an meinem Hinterkopf. Schlimmer konnte der Tag nicht werden. Und Ethan...Grrrr! Er regte mich so auf. Ich verstand noch immer nicht, dass er mich einfach alleine liess. Kein Mensch würde das machen...ausser Ethan! Mir kam immer wieder in den Sinn, wie er mich ausgelacht hatte, als ich im Basketball umgefallen bin. Dann warf er mich einfach aus dem Auto. Wie konnte er nur?! Ethan musste damit rechnen, dass ich ihm das heimzahlen würde. Und ich hatte auch schon eine Idee...

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: May 07, 2017 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Bodyguard-AgentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt