The Search for the Trident

Kapitel 11

In all den Büchern, die ich bereits gelesen hatte, nahm das Leben der Hauptperson immer eine überraschende Wendung. Wenn alles perfekt lief, starb entweder jemand oder die große Liebe machte urplötzlich Schluss, was ich noch nie so ganz nachvollziehen konnte. Von diesem Punkt an war das Leben scheiße, bis erneut etwas passierte, das allerdings voraussehbar war. Entweder wurde der Tod der geliebten Person akzeptiert und man lächelte zufrieden über die Tatsache, dass sie jetzt an einem besseren Ort war oder die große Liebe kam auf einmal zurück, aus welchem Grund auch immer. Ist jemals ein Autor auf die Idee gekommen, dass es auch andere mögliche Varianten für eine überraschende Wendung einer Geschichte gab, als nur diese beiden? Denn all das war völliger Schwachsinn!
Ich kannte andere Varianten. Mein Bruder stellte eine dieser Varianten dar, denn er war wie ich. Er musste wie ich sein. Wie hätte er sonst die Tasse bewegen können? Das alles kam mir so unglaublich bekannt vor, dass mir bereits schwindelig wurde. Es reichte wohl nicht, dass ich mit all den Problemen klarkommen musste. Und es reichte wohl auch nicht, dass drei lebende Personen in der Lage waren, den Dreizack zu finden- meine Grandma, Reed und ich. Mein Bruder musste es auch können und stellte somit ein weiteres Problem dar. Denn auch davon durfte Reed nicht erfahren, sonst würde er durch Scott versuchen, an den Dreizack zu kommen. Schließlich wusste er nicht, dass er selbst auch dazu in der Lage war. Mein Bruder musste ein weiteres meiner Geheimnisse werden.

"Mist! Das tut mir echt leid, May!", Scott griff hinter sich nach einem Küchenhandtuch und warf es mir zu. Gerade rechtzeitig erwachte ich aus meiner Starre, um es aufzufangen. Dann drehte ich mich zu Gavin um, der in diesem Moment die Küche betrat und den großen nassen Fleck auf meinem Pulli betrachtete.

"Was ist passiert?", fragte er ahnungslos, nahm mir das Handtuch aus der Hand und drückte es auf den Fleck, als ob es etwas bringen würde.

"Ich hab Kaffee verschüttet, direkt auf May. Ich weiß auch nicht, wie ich das geschafft habe", zum Schluss lächelte Scott. Er hatte keine Ahnung, was er wirklich getan hatte. Er hatte anscheinend nicht mal mitbekommen, dass er die Tasse gar nicht berührt hatte.

"Wir müssen reden", ich nahm Gavin das Tuch ab und legte es auf die Arbeitsplatte der Kücheninsel, bevor ich ihn am Arm packte. Sein Gesicht spiegelte pure Verwirrung wider. Doch ich konnte es ihm nicht erzählen, wenn Scott anwesend war. Also zog ich ihn zurück in mein Zimmer. Gavin setzte sich auf meine Bettkante und schaute mich abwartend an.

"Willst du dir nicht vielleicht etwas Neues anziehen?", seine Augen fokussierten mein durchnässtes Oberteil.

"Gavin, mein Bruder ist wie ich", platzte es sofort aus mir heraus. Seien Augen weiteten sich.

"Wie? Das kann doch gar nicht sein", antwortete er und richtete sich etwas auf.

"Er wollte mir meine Kaffeetasse rüberschieben. Die Tasse fiel aber schon auf meinen Pulli, als er sie noch gar nicht berührt hatte. Verstehst du, Gavin? Er hat sie bewegt, ohne sie überhaupt zu berühren. Er ist mein Bruder. Warum haben wir noch nie darüber nachgedacht, dass er auch ein Halbblut sein könnte? Das ist doch nur logisch", meine Stimme überschlug sich und ich kam mir dumm vor. Wenn das Gen eine Generation übersprungen hatte und an mich weitergegeben wurde, konnte es genauso gut Scott geerbt haben. Er gehörte schließlich zur gleichen Generation wie ich. Warum hatte ich diese Möglichkeit nie in Betracht gezogen? Es war doch so offensichtlich. Und Scott liebte Wasser, war sogar unter den besten Schwimmern des Teams, obwohl er noch nicht lange trainierte.

"Wir müssen es ihm sagen", Gavin schaute mich an, ganz ernst. Er glaubte dasselbe wie ich. Scott musste ebenfalls ein Halbblut sein, ein Nachfahre Poseidons.

"Das ist zu gefährlich. Wenn Reed davon erfährt, wird er versuchen, mit Scotts Hilfe den Dreizack zu finden. Wenn Scott unwissend an Land bleibt, kann er kein Risiko eingehen. Er wäre ein leichteres Angriffsziel als ich", unruhig lief ich in meinen Zimmer umher.