The Search for the Trident

Kapitel 12

Das Leben machte einem oft einen Strich durch die Rechnung. Egal, ob man sich etwas vornahm oder jemanden beschützen wollte, es kam immer anders. Anders, als ich es mir gewünscht hatte. Anders, als es hätte kommen sollen. Denn es war schwer, sein Schicksal zu akzeptieren, wenn man es nie gewollt hatte. Ich wollte nie eine Flosse haben und um mein Leben bangen. Aber noch weniger wollte ich, dass Scott dies erleiden musste. Er war gerade mal 15, mitten im Schulleben, hatte den Umzug mitmachen müssen, ein neues Leben aufbauen müssen und musste zu sich selbst finden. Doch alles, was er je glaubte zu sein, löste sich in Luft auf. Er war anders, so wie ich. Wo ich allerdings einige Anfangsschwierigkeiten aufwies, schien Scott sein Schicksal in der Minute zu akzeptieren, in der davon erfuhr. Er war regelrecht fixiert auf das, was er glaubte zu können, auf die Türen, die sich ihm öffneten, auf die Aufregung pur. Doch er irrte sich. Dieses Schicksal war keines, was man sich wünschen würde und das musste ich ihm schnell beibringen.

„Scott, das hier ist kein Spiel", ermahnte ich ihn, während Gavin an meiner Seite stand und Tee kochte. Wir waren direkt zurück ins Haus gegangen. Scott wollte ins Meer, wie auch zu erwarten, doch das konnte er nicht. Es war einfach zu gefährlich. Die Chance, dass Reed etwas von seiner Existenz erfuhr, war zu hoch. Scott wusste nichts von dieser Welt. Er wusste nicht, weshalb er Angst haben sollte, weshalb er sich vom Meer fern halten sollte. Reed schreckte vor nichts zurück. Mein kleiner Bruder als Halbblut, der sich ihm in voller Gestalt präsentierte, würde gefundenes Fressen für ihn sein. Ein Halbblut, das noch grün hinter den Ohren war. Ein Halbblut, das Reed nicht einschätzen konnte, das nicht wusste, wozu er fähig war. Ein blindes Halbblut, das jedem Vertrauen würde, das ihm die Türen öffnet, die es öffnen wollte. Das mussten wir verhindern. Wir mussten Scott in Sicherheit bringen.

„Könnte ich in die Karibik schwimmen oder ist das zu weit weg? Ach Quatsch, mit so einer Flosse könnte ich bestimmt sogar nach Australien schwimmen und dort surfen lernen. Das wollte ich schon immer. Die Flosse geht doch auch wieder weg, wenn ich es will", redete Scott darauf los, „ Wow, ich bin wie Aquaman! Der kann auch an Land und unter Wasser leben. Moment! Kann ich denn überhaupt unter Wasser atmen oder ist das ein Privileg der reinblütigen Meermänner?"

„Scott! Es reicht", schritt ich ein, während Gavin gleichzeitig sagte, dass er durchaus atmen konnte. Also warf ich ihm einen ermahnenden Blick zu.

„Aber in die Karibik kannst du ganz sicher nicht schwimmen. Das ist viel zu weit weg", fügte Gavin hinzu, was es allerdings nicht besser machte.

„Schade", erwiderte Scott mit traurigem Ausdruck auf seinen Gesicht, „Wie sieht's mit Inverness aus? Dort spielt nächste Woche das Fußballteam aus Glasgow."

„Du kannst überhaupt nicht im Meer schwimmen" fuhr ich dazwischen, bevor Gavin wieder antwortete und ihm versicherte, dass Inverness direkt um die Ecke liegen würde und es kein Problem sei, dort man eben schnell hinzuschwimmen.
Scott blickte mich erschrocken über meinen lauten Tonfall mit geweiteten Augen an.

„Du verstehst nicht, was du für eine Last zu tragen hast, wie gefährlich dieses Leben ist. Es ist gefährlich für dich, wenn bestimmte Leute erfahren würden, dass du so bist. Halbblüter wie wir werden nicht akzeptiert. Wir stellen eine Gefahr für das ganze Finfolk dar, weil wir etwas können, was sie alle vernichten könnte. Sie wollen nicht, dass es uns gibt. Und deshalb darfst du niemals ins Meer gehen, niemals", erklärte ich ihm. Ich verschwieg absichtlich die Tatsache, dass nicht alle unsere Fähigkeit fürchteten, sondern eher von ihr profitieren wollten. Er sollte nichts vom Dreizack erfahren, nichts von Reed und nichts davon, dass unsere Großmutter noch lebte. Ich wollte ihn nicht belasten. Diese ganze Sache wuchs mir eindeutig über den Kopf. Ich wusste, dass Scott am besten alles erfahren sollte, aber ich wollte es nicht. Ich wollte nicht, dass er mein Leben führen musste. Ich wollte ihn beschützen.