Kapitel 3

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Angst ist wie ein inneres Monster. Es ist da, wenn man es gerade am wenigsten braucht. Es gehört zu einem, obwohl man es nicht will. Die Angst ist der schlechte Teil des Menschen. Niemand will Angst haben. Niemand will sich fürchten. Doch der Mut kann die Überhand gewinnen und das Monster der Angst verdrängen. Zwar geschieht das nur für eine kurze Zeit, aber diese Zeit ist meist ausreichend. Manche sagen, dass man lebensmüde sei, durch und durch verrückt. Doch daran glaubte ich nie. Mutige sind nicht automatisch auch verrückt. Sie sind eher wichtig. Wichtig für das Leben vieler Menschen. Was hätten bloß all die Bewohner New Yorks ohne Spiderman gemacht oder all die totgeweihten Schulkinder ohne den bewaffneten Max Mayhem, der nicht einmal mit 17 Kugeln im Körper stirbt? Es sind die Mutigen, die ihr Leben für andere aufs Spiel setzen, die der Angst keinen Platz machen. Sie inspirieren. Auch ich musste mich von ihnen inspirieren lassen. Es war bald soweit.

"Was machst du denn da?", schnell drehte ich mich zu Gavin um, der mich fragend von meinem Bett aus ansah und eine Augenbraue hochzog. Anstatt ihm zu antworten, durchwühlte ich weiterhin meinen Kleiderschrank. Ein Shirt nach dem anderen flog in eine Ecke, bis ich gefunden hatte, wonach ich suchte. Ich wusste natürlich, dass unsere Situation nicht besonders für so etwas geeignet war, aber ich sollte einen freien Abend haben. Caitlin meinte, dass Gavin und ich entspannen sollten, nach allem, was uns passiert war und bevor es weitergehen würde. Einen ganzen Abend für uns. Also nahm ich das Objekt in die Hände und setzte es mir auf den Kopf.

"Was soll das?", fragte Gavin nun leicht amüsiert und grinste mich breit an. Er hatte sich auf die Seite gedreht, lag aber immer noch ausgestreckt auf dem Bett.

"Wir sind verbunden, also bin ich doch so etwas wie eine Königin, nicht wahr?", hakte ich vorsichtig nach und schritt auf ihn zu.

"Damit hast du recht. Du bist die Königin von Finfolkaheem", erwiderte er lächelnd und nahm mir die billige Plastikkrone vom Kopf, nachdem ich mich neben ihn aufs Bett fallen ließ.

"Was passiert eigentlich mit dem Volk? Müsstest du nicht bei ihnen sein und über sie herrschen?", ich legte mich ihm gegenüber und schaute ihn an.

"Ein paar Tage werden sie schon ohne mich klarkommen. Und ohne dich", sagte Gavin.

Ich musste lächeln. Ich war tatsächlich die Königin von Finfolkaheem.
"Und was passiert nach diesen paar Tagen? Wir können nicht dort sein, wenn wir nach dem Dreizack suchen müssen. Und wir können auch nicht für immer dort sein. Ich zumindest nicht", meinte ich.

"Das musst du nicht. Nicht, wenn du nicht wirklich willst. Aber ich muss mich dort zeigen und die ganze Situation erklären. Sie sind sicherlich sehr verwirrt", erklärte er.

"Ich will aber nicht von dir getrennt sein", erzählte ich die Wahrheit. Ich wollte und ich konnte nicht.
Gavin richtete sich auf und schaute in meine Augen. Sein Blick war intensiv und schwer für mich, ihm stand zu halten.

"Ich will auch nicht von dir getrennt sein", entgegnete er mit sanfter Stimme.

"Weißt du, es ist alles wahr. Alles, was ich zu dir gesagt habe, als Reed dich fast getötet hätte, ist die Wahrheit. Ich meine jedes einzelne Wort ernst", in diesem Moment war ich mutig. Mut heißt nicht immer, irgendwelche Gefahren zu überwinden. Es heißt auch, die richtigen Dinge zu sagen, obwohl man Angst davor hat.

"Ich weiß", flüsterte er und beugte sich zu mir vor, um mich zu küssen. Ich hatte mich in ihn verliebt. Auf die Art wie Menschen in den Schlaf gleiten. Zuerst langsam und dann komplett. Und ich wusste, dass auch er sich verliebt hatte.

Unser Kuss wurde von dem schrecklichen Ton meines Handys unterbrochen. Ich versuchte es zu ignorieren, aber es funktionierte nicht. Also griff ich nach dem nervigen Ding und nahm den Anruf an, ohne überhaupt auf den Bildschirm zu gucken.

The Search for the TridentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt