70 I would Change

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Als ich meine Augen aufschlug, schien mir hell die Sonne ins Gesicht. Verschlafen blinzelte ich und streckte müde meine Armen aus. Ich fühlte mich wie mindestens 103. Träge kniff ich die Augen zusammen, als ich versuchte die Umgebung um mich herum zu erkennen.

Ich brauchte einen Moment, bis mir klar wurde, wo ich war. Und warum.

Die Ereignisse von Gestern-zumindest dachte ich, dass es Gestern war, war mir dessen aber nicht mehr so sicher- fluteten auf mich ein, zusammen mit all den verschiedenen Emotionen. Zum einen war da diese Sehnsucht natürlich. Dieses 'Vermissen', was mich quälte. Anderer seits waren da noch ganz viele andere Gefühle, wie Wut, Trauer und Hilflosigkeit, und... ein kleines Bisschen Angst. Angst davor, noch mehr zu verlieren, als ich bereits verloren hatte.

Meine Gefühle schienen mich bereits wieder zu erdrücken und ich war gerade mal fünf Minuten wach. Sie begannen mir wieder einmal mehr das Leben schwer zu machen, pressten mich auf mein Bett, sodass ich keine Luft mehr bekam und keine Energie mehr fand, um auch nur einen Muskel zu bewegen.

Doch ich kämpfte dagegen an. Ich liess es nicht zu. Heute nicht. Nicht schon wieder. Heute würde ich nicht bewegungslos in meinem Bett liegen und die Wand anstarren. Schliesslich gab es hier Menschen, die auf mich zählten. Die an mich glaubten. Und was ich am wenigsten wollte, war, die auch noch zu enttäuschen.

Also schob ich einen Riegel vor in meinem Innern. Ich sperrte all die Gefühle in eine kleine Kammer meines Herzens, ganz hinten, damit ich sie so gut es ging vergessen konnte. Ich musste weitermachen. Klar, ich war aus meinem Himmel gefallen, hatte meine Familie und Niall verloren, aber es gilt nicht, wie oft du fällst -auch wenn ich in letzter Zeit mehr auf dem Boden lag, als Schritte zu gehen- es gilt, wie oft du dich aufrappelst und weiter machst. Wie oft du ein Stück weiter kommst, nur, weil du gefallen bist, und was draus gelernt hast. Es kommt darauf an, dass du nicht aufgibst, auch wenn es scheint, als gäbe es nichts in deinem Leben, was zu kämpfen es wert wäre.

Ich hatte nur dieses eine Leben. Und ich wollte nicht der Vergangenheit nachtrauern. Denn meine Gegenwart war schlimm genug.

Also nahm ich mich zusammen. An diesem Morgen änderte sich etwas. Ich war mir nicht sicher was, aber es änderte. Es war nicht so, dass mein Herz plötzlich nicht mehr weh tat, oder dass ich einfach alles vergessen hatte. Ganz im Gegenteil. Je länger ich weg war von ihm, desto mehr schmerzte es. Doch ich hiess den Schmerz willkommen. Denn er zeigte mir, dass es echt war. Dass wir echt waren.

Der Schmerz erinnerte mich an unsere gemeinsame Zeit. Doch er zeigte mir auch, dass es zwecklos war. Ihn zu lieben tat weh, doch ich wollte mir nicht vorstellen, wie schlimm es war mich zu lieben!

Mit einem Kopfschütteln verscheuchte ich den Gedanken. Kein Selbstmitleid mehr, keine Selbstzweifel, Selbsthass oder sonst etwas, was mit mir zu tun hatte, mehr. Ich stellte mich nun mal in den Hintergrund und fokussierte mich auf alles um mich herum.

Langsam setzte ich mich auf, schob mir die wirren Haare aus dem Gesicht. Dann schlug ich die Decke zurück und stellte meine Füsse auf den Boden. Meine Füsse fühlten sich kalt und taub an, so als ob ich sie Jahrzehnte lang nicht bewegt hätte, genauso wie meine Fingerspitzen, die leicht zu prickeln begannen. Das machte mir etwas Angst.

Wie lange ich geschlafen hatte?

Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren.

Auf wackeligen Beinen tapste ich durch den Bus, auf der Suche nach den anderen, während langsam mein Tastsinn zurück kam. Dabei bemerkte ich, wie aufgeräumt der Bus noch war. Also konnte ich nicht so lange geschlafen haben. Denn sonst, wenn ich nicht aufräumen würde, sähe der Bus um Einiges schlimmer aus.

Mixed Love (Niall Horan & Little Mix FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt