Kiss

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Beim Klang der Türglocke zuckte ich im ersten Moment gewaltig zusammen. Im nächste bemerkte ich, wie mich drei Augenpaare musterten. Eine gefüllte Minute herrschte Schweigen und in der nächsten rannten wird alle in die Richtung der Haustür. Da ich als erste ankam, riss ich diese auf, wobei mein Bruder mit seinem ganzen Gewicht gegen mich krachte und ich mit voller Wucht Bekannschaft mit dem Boden machte. Tyler landete auf mir und zur Krönung dann auch noch Hannah halb auf Tyler und halb auf dem Boden der Veranda. Meine Mom stand an der Tür gelehnt und musterte die ganze Situation mit einem Blick, der andeutete, dass sie im nächstem Moment wohl oder übel vor Lachen platzen würde. Vor uns stand nähmlich nicht wie erwartet, Shane. Nein, es war lediglich Gabriella, unsere Nachbarin, bei welcher es sich um eine ältere Dame in ihren besten Jahren handelte. Früher hatte sie oft auf uns aufgepasst und war eine Art Ersatzgrossmutter für uns gewesen. ,,Du liebe Zeit! Kinder, was macht den ihr auf dem Boden?" Peinlich berührt rappelte sich Hannah vom Boden auf, Tyler folgte ihrem Beispiel und streckte mir danach seine Hand aus, um auch mich wieder auf die Beine zu ziehen. Mom hingegen versuchte nach wie vor ihr Lachen zu unterdrücken. Als mir Tyler im nächsten Moment jedoch mit einem Tick zu viel Gewalt seinen Ellenbogen in die Seite rammte und uns keine Minute später Shane entgegen kam, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als auf der Stelle im Erdboden zu versinken. Laut seinem nervösen Grinsen, hatte auch er wohl nicht damit gerechnet, uns alle draussen vorzufinden. Zu meinem Übel musste Gabriella dann auch noch einen lautstarken Kommentrar abgeben. ,,Ach! Deswegen wart ihr gerade so stürmisch gewesen!" Mom hielt es wohl keine Sekunde mehr hier aus, schnappte sich kurzerhand Gabriellas Arm und zog sie mit sich ins Haus. Auch Hannah räusperte sich und machte sich wieder auf den Weg nach drinnen. Lediglich mein Bruder stand immer noch wie angewurzelt da und starrte Shane an. Was sollte das jetzt werden? Hannah kam mir zum Glück entgegen und zog auch ihn wieder zurück ins Haus. Nachdem sich die Tür hinter ihnen schloss, stand mir nun unmittelbar Shane gegenüber. ,,Hey", verlegen kratzte er sich am Nacken und lächelte dabei immer noch sichtlich nervös. ,,Du hier?", auch mir musste die Nervosität ins Gesicht geschrieben sein, denn meine Hände fingen, aus einem mir unbekannten Grund an, zu schwitzen. ,,Können wir reden?" Da ich nichts anderes zu erwidern wusste, als ein kleines Nicken, lächelte ich ihn leicht an. Bei meinem Nicken schien er sich deutlich zu entspannen und setzte sich auf die Stufen hinter uns. ,,Will ich wissen, was das da gerade war?" Auch ich entspannte mich langsam durch sein kleines Lächeln und setzte mich einfach neben ihn. ,,Zu deinem und meinem Wohle, besser nicht." Ein raues Lachen entfuhr ihm und erzeuget dabei einen wohligen Schauer auf meiner ganzem Haut. Um Himmelswillen, was war bloss los mit mir. Solche Reaktionen hatte ich nie bei Silen gehabt. Shane drehte sich langsam in meine Richtung und sah mit direkt in die Augen. ,,Grace, hör zu. Das heute war wirklich nicht geplant gewesen. Diese Idioten hatten mir nichts von ihrem Plan gesagt. Glaub mir, hätte ich es ge-", ich wusste nicht woher es kam aber auf einmal nahm ich Shanes Gesicht in meine Hände und zog ihn wie in Trance zu mir runter. Im nächsten Augenblick lagen meine Lippen auf seinen. Mir wurde auf der Stelle heiss, was nicht wirklich besser wurde, als er anfing den Kuss zu erwidern. Er schlang seine warmen Hände um meine Hüfte und zog mich näher ansich, wober ich mittlerweile dirket an ihn gedruckt sass. Unsere Lippen bewegten sich im Einklang und wirkten wie für einander gemacht. In Filmen und Büchern kam mir dieses kitschige Gerede immer nur übertrieben vor. Gerade eben passten die Worte einfach nur perfekt zur Situation. Um das ganze nicht eskalieren zu lassen, löste ich mich langsam wieder von ihm und bemerkte erst jetzt, dass ich meine Augen geschlossen hatte. Als ich sie langsam wieder öffnete fiel mir auf, dass auch er dabei war seine Augen wieder zu öffnen. Wir starrten uns beide einfach nur an und keiner wagte es, etwas zu sagen. Da mich dieses ganze Szenario überforderte, sprang ich auf, muelte dabei ein leises ,,Macht nichts", und verschwand im Haus. Nachdem ich die Tür hinter mir schloss, rutschte ich auf dieser wieder runter und sass mit dem Rücken an der Wand gelehnt und geschlossenen Augen auf dem Boden. ,,Grace bist du wieder da? Warum sitzt denn der arme Junge wie ein begossener Pudel auf der Verandatreppe?" Mom kam in die Eingangshalle, blieb aber augenblicklich stehen, als sie mich in dieser Position vorfand. Ohne zu zögern machte sie ihre Arme breit, in welche ich mich sofort stürzte. ,,Ich hab ihn geküsst. Einfach so!", jammerte ich sofort los, wobei sie mich keine Sekunde los liess. Eine Zeit lang sagte sie nichts dazu und ich dachte schon sie würde garnichts mehr sagen, als sie zu einer Antwort ansetzte: ,,Du magst ihn, stimmts?" Diese Frage kam so plötzlich, dass ich ohne zu überlegen, nickte. Geschockt, über meine selbstverständliche Reaktion, löste ich mich aus ihrer Umarmung und starrte meine Mom mit grossen Augen an. Sie schien wohl ihre gewünschte Antwort erhalten zu haben, denn sie lächelte mich nur mit ihrem typischen Lächeln an. Da wir kurz darauf von Tyler und Hannah unterbrochen wurden, kam sie nicht dazu, weiter zu sprechen. Die beiden bleibem im Türrahmen stehen und musterten mich, als wäre ich ein Tier, welches aus dem Zoo ausgebrochen wäre. Wie nett. Um meine nicht ausgesprochene Frage zu beantworten, gab mir Mom einen Kuss auf die Wange und verschwand mit einem ,,Sie haben euch durch das Küchenfenster bechobachtet", wieder. Hannah war die Erste, die einen Ton von sich gab. ,,Du hast dich in ihm verliebt!" Tylers Kommentar kam auch gleich als nächstes. ,,Und das sowas von!" Nun lag es an mir, die Beiden mit geschocktem Blick zu mustern. Ich soll mich in Shane verliebt haben? Das war doch absurd, wir kannten uns garnicht lange. Oder vielleicht auch nicht?
Ich hatte keine Ahnung.

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