Kapitel 2 (Familientreffen)

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29 Tage bis zur Katastrophe

Mittlerweile war ich endlich Zuhause. Ich konnte es gar nicht abwarten mich in meinem riesigen, bequemen Bett zu werfen. Gewaschen habe ich mich nicht, ich zog mir nur die Klamotten aus und schmiss mich ins Bett.

Am nächsten Morgen weckte mich nicht mein Wecker, sondern ausnahmsweise mein Handy. Meine ''geliebte'' Mutter rief an.

Mutter: Madison. Schätzchen! Wie geht es dir?

Ich: Alles okay bei dir? Ist einer gestorben? 

Mutter: Wie kommst du denn bitte dadrauf? Wir machen heute Nachmittag eine Familienversammlung und wir möchten das du kommst.

Ich: Oh, Ihr möchtet also das ich komme? Schön. Ich muss also eingeladen werden um euer Haus zu betreten?

Mutter: Madison komm doch einfach um 14:30 Uhr zu uns.

Ich: Alles klar.

Ich legte auf ohne *Tschüß* oder sonstiges zu sagen. Das, dass Verhältnis zu meiner Familie so schlecht ist, haben sich meine Eltern zuzuschreiben. Meine Schwester kann eigentlich gar nichts dafür. Sie war halt immer die Nummer eins. Sie sah besser aus. War schon Verheiratet und war eigentlich überall beliebt. Außerdem hatte sie eine eigene Firma. Ich war nur die Ärztin, die Leben gerettet hat. Was war dies denn schon Wert? Wenigstens kann ich heute mit meinem Oberarzt Posten ein wenig überzeugen, aber wahrscheinlich hatte meine Schwester auch wieder irgendwas großartiges zu bieten. Bis heute gehen mir diese Gedanken das Alexandra bevorzugt wurde nicht aus dem Kopf, deshalb dieser Hass auf meinen Eltern. Später würde ich gerne Kinder haben, nur leider fehlt mir der Mann dazu. Außerdem hätte ich viel zu viel Angst das ich eines meiner Kinder zu viel bevorzugen würde, und ich wie eine schlechte Mutter wirke. Vielleicht sollte ich eins Adoptieren? Die Idee fand ich gar nicht so schlecht. Trotzdem hätte ich momentan einfach auch zu wenig Zeit für ein Kind.

Ich blickte auf mein Handy. Die Uhr zeigte 12:16 an. Scheiße. Ich musste mich wahnsinnig beeilen um rechtzeitig bei dieser Familienversammlung anzukommen. Ich ging unter die Dusche, putze mir die Zähne und zog mir etwas anständiges an, außerdem schminkte ich mich ausnahmsweise mal. Diesen Tag müsste ich mir eigentlich auf dem Kalender ankreuzen. Vielleicht mache ich das auch. Ich überprüfte mein Aussehen noch einmal im Spiegel. Sah soweit ganz gut aus. Heute fand ich mich ausnahmsweise mal recht Attraktiv. Zum Glück hatte ich heute einen freien Tag und keinen Bereitschaftsdienst. Normalerweise würde mein freier Tag ganz anders aussehen. Im Bett liegen, lesen, oder mich mit Süßigkeiten vollstopfen. 

Ich rief eine Taxifirma an und bat um ein Taxi. Sie sagten mir das es mindestens 10 Minuten dauern würde bis ein Taxi kommt, ich sollte mich schonmal draußen hinstellen und warten. Ich ging also den Hausflur entlang und schloss die Tür. 

Es war Kalt draußen. Wir hatten November. Geschätzt waren es höchstens 8 Grad. Nun wartete ich, und wartete, und wartete...nach einer gefühlten Stunde kam das Taxi dann endlich. ,,Hallo Madam. Wohin darf ich Sie bringen?.'' Der Taxifahrer war sehr charmant, hatte wahrscheinlich aber keinen richtigen Beruf. Hier in Pittsburgh kann jeder Taxifahren der einen Führerschein hatte. ,,Wenn Sie so freundlich wären, könnten Sie mich zu der Dickson Street fahren.'' ich lächelte freundlich und stieg in das Auto. 

,,Was führt Sie zu dieser Straße, wenn ich fragen darf, Madam?'' er war sichtlich neugierig. ,,Ach nichts besonders. Familientreffen.'' Ich verdrehte die Augen. ,,Klingt langweilig.'' er lachte. Ich schaute ihn an und grinste. Ich wollte mehr aus dem Taxifahrer herauskriegen. ,,Wie heißen Sie?'' Dieses mal war ich die neugierige. Er sah nicht besonders schlecht aus. Eigentlich war er sogar mein Typ. ,,Ich bin John. Und Sie?'' er konzentrierte sich stark auf den Verkehr. ,,Madison.'' eine zeitlang herrscht Stille. ,,Madison...freut mich Madison. Was machen Sie Beruflich?'' sollte ich wirklich vor einem Taxifahrer erwähnen das ich Ärztin bin? Würde das nicht viel zu hochnäsig und übertrieben klingen? Aber ich wagte es mich dennoch. ,,Ich bin Ärztin, um genau zu sein Chirurgin. Um noch genauer zu sein Oberärztin der Chirurgie.'' ich lachte. ,,Wow. Leben Retten.'' er war anscheinend erstaunt.

Ich kramte in meiner Handtasche herum und suchte nach meinem dunkelroten Lippenstift. Vorsichtshalber trug ich ihn mir noch einmal auf. 

,,Wissen Sie wie Spät wir es haben?'' Ich wurde sichtlich nervöser. ,,14:15 Madison.'' er lächelte charmant. ,,In 5 Minuten sind wir da! Keine Sorge!'' Ich folgte dem Klang des Radios. 

,,Wir sind da Madison.'' 

,,Danke, was kriegen Sie John?'' 

,,Deine Nummer. Oder 20 Dollar. Du darfst wählen!'' wir beiden lachten.

,,Ich gib Ihnen einfach mal die 20 Dollar John. Man sieht sich.''

Ich stieg aus und er fuhr weg. Ein sympathischer Mann. War das meine Chance die ich mir gerade selbst vermasselt habe? Ich stand also vor dem Haus meiner Eltern. Anhand der Autos erkannte ich das meine Schwester und der Rest meiner Familie auch schon da war. Vor der Tür atmete ich nochmals tief durch, dann wagte ich den Schritt und klingelte. Keine 10 Sekunden später stand auch schon meine Mutter vor der Tür. ,,Madison, schön das du gekommen bist!'' Ihre stimme klang ein wenig überrascht. ,,Hallo, soll ich ins Wohnzimmer?'' fragte ich. ,,Ja, die anderen sind auch schon da.'' Meine Schritte wanderten hinein ins Wohnzimmer. Als erstes sah ich meine Schwester. Dann ihren Mann und meine Tante. Das Verhältnis zu Alexandra war nicht gut, aber auch nicht schlecht. Normal. Mehr auch nicht.

,,Hallo Madison. Wir freuen uns dich zu sehen!'' Ja klar. Sie tun mal wieder einen auf perfekte Familie. Vielleicht waren sie das auch, nur halt ohne mich. ,,Hallo Alex......Tante Main......Liev.'' Gerade als ich mich auf das Sofa setzen wollte kam meine Mutter zusammen mit meinem Vater auch in die Runde. ,,Also? Warum bin ich hier?'' ich klang schon so, als hätte ich in meinem langweiligen Leben Zeitdruck. Heute hatte ich es aber wirklich etwas eilig. Mein Secret Date wartete schließlich.

Alexandra fing an zu reden. ,,Ich habe das Familientreffen in die Wege geleitet. Liev und ich haben etwas zu verkündigen.'' sie klang aufgeregt.

Wirklich Klasse. Meine tolle Schwester hatte was zu Verkündigen. Wie immer also. 

,,Ich bin Schwanger!'' sie strahlte aus alle nähten. Das kann doch jetzt nicht wahrsein. Verdammtes Miststück.

Meine Eltern sind vor stolz geplatzt. Liev, ihr Ehemann stand nur doof da und lächelte glücklich. Tante Main überraschte die Neuigkeit und umarmte Alexandra. Dann kam ich zu Wort. 

,,Wow Alexandra, ich werde Tante.'' Okay, darüber habe ich mich wirklich gefreut, aber nicht das Alexandra ein Kind kriegt. ,,Übrigens wenn wir gerade alle schonmal beisammen sind, ich bin jetzt Oberärztin der Allgemein Chirurgie.'' ich wartete erwartungsvoll auf eine Antwort. 

Alexandra freute sich für mich. Das ist schonmal ein Anfang oder nicht? 

,,Madison. Das wurde aber auch Zeit.'' Meine Mutter verdrehte die Augen. Diese Antwort habe ich eigentlich auch erwartet. Trotzdem enttäuschte es mich immer wieder eine Abfuhr von Ihr zu bekommen. ,,Ich muss gehen. Ich habe noch einen Termin.'' Mein Blick wanderte zu Uhr. 15:45.

,,Wo musst du denn so dringend hin?'' fuhr mein Vater fort. 

,,Ein Date.'' Ich grinste teuflisch. 

Gerade als Alexandra und die ganzen anderen sich einmischen wollten, kam auch schon das Wort *Tschüß* aus meinem Mund geschossen, und ich verschwand. 



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⏰ Last updated: Mar 19, 2017 ⏰

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