Kapitel 11

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So schnell wie diese Kraft in mir aufgestiegen war, so schnell hörte es auch wieder auf. Kurz schien es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Wie angewurzelt stand ich da. Mit dem Rücken zu Lupasuna. Ich atmete unregelmäßig, der Machtschub war für meinen Körper ungewohnt und ich war mir bewusst, dass dies Folgen haben würde. Plötzlich stoppte mein Atem. Als hätte sich ein Seil um meinen Hals gelegt und würde meine Kehle nun immer weiter zuziehen. Ich rang nach Luft doch es war zwecklos. Ich ging auf die Knie. Ich versuchte in meiner Not das, was auch immer mich am Atmen hinderte, zu entfernen, aber da war nichts. Kein Seil, keine Hände oder ähnliches. War es Einbildung? Nein. Das konnte es nicht sein. Ich wollte schreien. Kein Ton kam heraus. Das Siegel, daran musste es liegen. Ich wollte mich konzentrieren, schaffte es aber nicht. Langsam aber sicher verließ mich mein Verstand. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Wie mickrig ich aussehen musste. Ich lag am Boden, unfähig zu atmen, war auf Hilfe angewiesen. Aber wer hätte mich retten sollen. Mein Körper zuckte vom Sauerstoffmangel. Im Schnelldurchlauf zog mein gesamtes Leben an mir vorbei. Da kam natürlich die Frage auf: Würde ich jetzt sterben? All die schönen und die grässlichen Erinnerungen. War ich je zu etwas wert gewesen? Warum war ich am Leben? Wieso hatte ich das alles überlebt? Doch noch sollte ich weiterleben. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte diese Kraft auf, auf meine Kehle zu drücken. Ich bekam wieder Luft. Tief atmen. Es war unglaublich, die Kälte. Ich konnte förmlich spüren, wie sich mein Körper wieder aus dieser verkrampften Haltung befreite und meinem Hirn wieder Sauerstoff zugeführt wurde. Ungefähr fünf Minuten lag ich noch auf dem kalten Steinboden und ruhte mich dort aus. „Da draußen sind Shinobi aus Suna! Sie sind gefährlich! Möglicherweise wollen sie Lupasuna wehtun! Steh auf! Steh verdammt nochmal endlich auf! Du hast dich genug ausgeruht! Dein ganzes Leben hast du dich ausgeruht! Also geh jetzt da raus und verteidige dich! Na los!", meine Gedanken spielten jetzt komplett verrückt. Doch noch in dem Moment in dem ich dies dachte, bewegt sich mein Körper erneut wie von alleine. Aus meiner Liegeposition ging ich auf die Knie und stützte mich gegen die Wand, an der ich mich hochzog. Nun war ich fest entschlossen zu Kämpfen. Meine langen weiß-türkisen Haare waren in einem kunstvoll eingeflochten Zopf zusammengebunden und hingen über meinen langen Mantel, der an Ärmeln, Kragen, Kapuze und den äußersten Nähten mit Pelz bestückt war. Mit kontrollierten und großen, aber eleganten Schritten, marschierte ich Richtung Höhlenausgang. Trotz der Atemnot, die ich gerade erlitten hatte, war da immer noch diese unglaublich große und starke Macht. Meine Augen wechselnden erneut die Farbe. Als kleines Kind hatte mir meine Mutter einmal ein wunderschönes Amulett geschenkt, das ich seit diesem Tag an immer bei mir trug. Darauf war das Wappen meiner Familie abgebildet. Einige Spiralen, die alle auf den Mittelpunkt zuliefen, einen blauen Stein, der genau dieselbe Farbe hatte wie meine Augen zu diesem Augenblick. Ich holte es unter meiner Kleidung hervor und umklammerte es mit meiner rechten Hand, auf der mein Mal immer noch schwarz glänzte. Bis auf meine Augen hatte sich kaum etwas verändert. Meine blasse Haut und die Haare waren gleich wie zuvor. Ich schritt ins Licht am Ende des Tunnels. War ich mir sicher, dass ich nicht tot war? Auf diesen Gedanken hin musste ich grinsen, doch es war kein freundliches Lächeln. Es war so kalt und hasserfüllt wie diese eisige Luft. Mit meinem nächsten Schritt stand ich in dieser Wüste aus Eis und Schnee. Erneut formte ich einige Zeichen und sagte: „Enpei no Jutsu". Mein Körper wurde wieder von einer weißen Schicht umhüllt und ich war so gut wie unsichtbar. Obwohl Lupsuna mir keine Rückendeckung, wie üblich geben würde, war ich fest entschlossen, das durchzuziehen. Und sie war der Grund dafür.

Einige Männer standen in Mitten des ehemaligen Schlachtfelds. Viele tote Körper lagen darauf und sie würden bald ebenfalls mit ihrem Blut diesen weißen Untergrund rot färben. Ich bewegte mich so schnell wie ein Schatten. Bis jetzt hatte mich noch niemand wahrgenommen oder aufgespürt. Obwohl ich ihnen zahlenmäßig unterlegen war, hatten sie alle gemainsam keine Chance mich zu besiegen. Dieses Zeichen auf meinem Handgelenk, zusammen mit meiner unglaublichen Willenskraft, war, wenn man nach der Kraft geht, unbesiegbar. Ich hob meinen rechten Arm, meine Finger waren stark gespreizt schon fast verkrampft und meine Handflächen zeigten Richtung Himmel. Riesige Schneemassen wurden über den Köpfen der Männer gesammelt. Abrupt blieb ich hinter einem Felsen stehen. Es war genau derselbe wie beim letzten Angriff. Diese blau leuchtenden Augen stachen aus meinem Gesicht hervor, wie zwei Diamanten. Mein Arm war immer noch in der Höhe doch jetzt schloss ich langsam, mit immer noch verkrampften Fingern, meine Hand zu einer Faust. Der Schnee, der über den Shinobi schwebte, veränderte seine Form. Nun krallte ich meine Fingernägel mit einem Ruck in mein Fleisch. Ich spürte wie warmes und tiefrotes Blut meine Haut hinunterlief. Jetzt hatte die Masse eine Form wie ein riesiger Schneeball, der plötzlich verpuffte, in tausende kleine Messer, die aus Eis bestanden. Schreie, so viele Schreie. Sie klangen wie Musik in meinen Ohren. Ich stürzte mich selbst ins Gefecht. Mit einem völlig wahnsinnigen Ausdruck im Gesicht, schnitt ich einigen mit bloßer Berührung, meiner Eismesser, die ich in den Händen hielt, die Kehle durch. Mit diesen Augen, konnte ich jedem, ohne Ausnahme, tief in die Seele blicken. Die tiefsten Geheimnisse und ihre Schwachstellen konnte ich erblicken. Es nannte sich Tengan und war nur in dieser speziellen Form, in der ich mich gerade befand, Hand zu haben. Ich hatte es, ohne es zu wissen, aktiviert. Ich kämpfte mich durch die Massen. Immer wieder sah ich kurze Ausschnitte aus dem Leben anderer, was mich verwirrte. Es vernebelte mir die Sicht und nahm mir meine Konzentration. Ich schüttelte den Kopf um diese Probleme loszuwerden. Doch dann sprang ich von hinten auf einen Shinobi zu. Er schaute in die Entgegengesetzte Richtung und hatte mich nicht bemerkt. Im allerletzten Moment, dreht er sich schließlich ruckartig um und blickte mir direkt in die Augen.

Schmerz. Leid. So viel Angst. Einsamkeit. Trauer. Ich sah Palmen. Eine Parkbank aus Stein. Einen kleinen See. Das Gesicht eines Mädchens. Es redete, lachte. Dann, Dunkelheit. Wie ein schwarzes Loch, das mir nur allzu gut bekannt war. Denn es war diese unglaubliche, unerträgliche Schwärze, die einem die Seele aussaugte.

Nun war ich wieder in der Gegenwart. Und ich blickte in türkis-blaue Augen, die von tiefen, schwarzen Augenringen umgeben waren. Feuerrote Haare. Nun realisierte ich. Das Mädchen, das war ich und der Junge, der mir hier gegenüberstand war... war...

„Gaara"



 Tut mir leid, dass so lange nichts kam, aber ich habe derzeit viele Prüfungen, Tests und so weiter :(   ich geb mir trotzdem Mühe und schreibe halt mindestens 1 Geschichte pro Woche. Hoffe es ist nicht allzu schlimm ;)

KorikoroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt