Die schreckliche Nachricht

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Am nächsten Tag machte ich zusammen mit meinen besten Freundinnen Raven und Harper einen Mädelsabend. Wir hatten jede Menge Chips und Süßigkeiten da, während wir uns den Film Now is good ansahen. Wir alle hatten den Film schon so oft gesehen, aber wir liebten ihn einfach.
„Ich könnte jedes Mal wieder heulen", meinte Harper, wobei man ihr deutlich anmerkte, dass sie ihre Tränen zurückhalten musste.
Raven verdrehte die Augen. „Ich gebe ja zu, dass der Film nicht schlecht ist, aber ich würde da niemals heulen!"
Da musste ich ihr Recht geben. Ich weinte so gut wie nie bei Filmen. Selbst wenn sie noch so traurig waren. „Stimmt. Da hätte ich viel eher gestern Nachmittag aus Verzweiflung geheult, weil die Blakes schon wieder bei uns waren."
„Schon wieder?", fragte Raven ungläubig. „Und Bellamy war auch dabei? Langsam glaube ich echt, der stalkt dich."
Lachend schüttelte ich den Kopf. Diese Idee war wirklich absurd. „So ein Quatsch! Aber du weißt ja, dass unsere Mums Freundinnen sind und die wollen unbedingt, dass Bellamy und ich uns vertragen."
„Aber vielleicht ist er ja gar nicht so schlimm, wie du glaubst", wandte Harper ein. „Du solltest ihn einfach mal besser kennenlernen."
„Harper, ich kenne ihn wirklich gut genug", widersprach ich. „Ich sehe ihn beinahe jeden Tag! Und das seit meiner Geburt!"
„Aber ihr habt doch bestimmt noch nie ein ernstes Gespräch geführt", entgegnete sie. „Und bestimmt hat er dir noch nie was von sich erzählt."
„Nein, hat er nicht", stimmte ich zu, „und das ist auch gut so. Am liebsten würde ich nie wieder ein Wort mit ihm wechseln!"
Raven seufzte lautstark. „Hört doch endlich mit euren Streitereien auf!", schimpfte sie. „Bellamy hat bestimmt seine guten Seiten, aber er und Clarke werden sich trotzdem nie vertragen."
„Vielleicht ja doch", widersprach Harper. „Ich habe mal irgendwo gelesen, dass..."
Doch weiter kam sie nicht, da genau in diesem Augenblick mein Handy klingelte. Skeptisch beäugte ich das Display. „Es ist Marcus Kane, Bellamys Vater", meinte ich verwundert. „Was will der denn von mir?"
Auch Raven und Harper wirkten überrascht. „Vielleicht will er dich ja mit seinem Sohn verkuppeln", kicherte Harper.
Raven ignorierte sie. „Geh doch ran, dann weißt du es. Vermutlich hat er sich einfach nur verwählt."
Ich nickte. Bestimmt hatte er sich verwählt. Es kam nämlich wirklich selten vor, dass ich mit ihm telefonierte. „Hier ist Clarke Griffin. Hallo?"
„Hallo Clarke", erwiderte Marcus. Er hörte sich nicht so an, als hätte er sich tatsächlich verwählt. „Kommst du bitte zu uns nach Hause? Wir müssen mit dir über etwas reden."
Was sollte das denn? Ich war nur selten ohne meine Eltern bei ihnen gewesen. Nämlich als kleines Kind, wenn sonst niemand da war, der auf mich hätte aufpassen können. Ging es etwa um meine Abneigung gegenüber Bellamy? „Also wenn es darum geht, dass ich mich mit Bellamy vertragen soll, habe ich nichts weiter dazu zu sagen. Du kennst meine Haltung zu diesem Thema, Marcus."
„Darum geht es nicht", erwiderte er. „Clarke, du solltest gleich kommen. Es ist wirklich sehr wichtig."
„Dann sag mir doch wenigstens, worum es geht", bat ich ihn. „Ich habe nämlich keinen blassen Schimmer, was hier eigentlich los ist."
Ich hörte einen tiefen Seufzer. „Clarke, ich will dir das wirklich nicht am Telefon sagen. Komm zu uns, dann erzähle ich es dir und wir werden alles weitere besprechen." Mit diesen Worten legte er auf.
Jetzt stand ich also verwirrt mit meinem Handy in der Hand da. Ich hatte keine Ahnung, was Marcus von mir wollte.
„Was ist denn jetzt?", fragte Harper neugierig. „Du hast irgendwas von Bellamy gesagt. Hatte ich doch recht mit meiner Vermutung?"
Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Marcus will, dass ich zu ihnen komme. Jetzt gleich. Sie wollen irgendetwas mit mir besprechen."
Raven runzelte die Stirn. „Das hört sich irgendwie seltsam an. Und du bist sicher, dass er nicht vorhat dich zu entführen?"
Ich zeigte ihr einen Vogel. „Ich kenne Marcus schon ewig und eine Entführung würde ich ihm definitiv nicht zutrauen. Aber er klang irgendwie so ernst. Als sei etwas schlimmes passiert."
„Sollen wir mitkommen?", bot mir Raven an. „Nur für den Fall, dass er dir doch etwas antun will."
„Danke, aber ich komme schon klar", lehnte ich ab. „Wir sehen uns dann morgen in der Schule. Bis dann!"

Als ich bei den Blakes ankam, wartete Marcus schon vor dem Haus auf mich. Unter seinen Augen hatte er dunkle Ringe und es sah aus, als hätte er geweint. Plötzlich wurde mir mulmig zumute. Was war nur passiert?
„Clarke", begrüßte er mich mit einem müden Lächeln, das jedoch sehr gezwungen wirkte. „Komm rein. Dann erzählen wir dir alles."
Drinnen saßen Octavia und Aurora nebeneinander auf dem Sofa. Aurora weinte und Octavia hatte tröstend den Arm um sie gelegt. Wo Bellamy war, wusste ich nicht, aber ich war froh, dass er nicht da war.
„Könnt ihr mir jetzt mal erklären, was hier eigentlich los ist?", fragte ich verständnislos. „Was ist denn passiert?"
Nun sah mich Aurora mit einer Mischung aus Ernst und Trauer an. „Clarke, es geht um deine Eltern. Sie hatten einen Autounfall und sind..."
Den Rest konnte ich mir denken. Vor meinen Augen verschwamm plötzlich alles. Und ich musste mich an der Stuhllehne festhalten, um nicht umzukippen.
„Clarke, es tut mir so leid", hörte ich Octavias mitfühlende Stimme und spürte, wie sie den Arm um mich legte.
Doch ich nahm das alles kaum war. Ich konnte mich nur auf meine Eltern konzentrieren. Ich konnte nicht glauben, dass sie wirklich... Aber warum sie? Sie hatten doch keiner Fliege etwas zu leide getan. Warum sie? Warum sie und nicht ich?

Bellarke - Another Story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt