Eine schlechte Entscheidung

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Ich lag auf meinem Bett in meinem neuen Zimmer und hatte meine Kopfhörer im Ohr. Und es war mir egal, dass die Musik, die daraus ertönte, mein Gehör schädigen könnte. Denn ab jetzt war ich weder eine Streberin noch eine Spießerin.
Plötzlich nahm mir jemand einen der Stöpsel aus dem Ohr. Es war Aurora. „Clarke, willst du nicht mit uns zu Abend essen?"
Doch ich schüttelte den Kopf. „Nein", erwiderte ich, „mir ist gerade nicht so nach essen. Ist es okay, wenn ich noch ein bisschen raus gehe?"
Aurora nickte. „Natürlich. Aber sei bitte zurück, bevor es dunkel wird. Und mach bitte keine Dummheiten."
Wenn ich keine Streberin mehr war, musste ich mich auch an keine Regeln mehr halten. Ich nickte knapp und ging dann nach draußen. Jetzt wollte ich unbedingt irgendetwas tun, was gegen die Regeln war. Etwas, das mir Kraft gab. Etwas, das mir einen Adrenalinschub verpasste.
Und ich wusste ganz genau, was ich machen konnte. Zielstrebig ging ich auf die jungen Männer zu, die hier immer mit ihren Motorrädern durch die Gegend rasten und gerade eine Pause eingelegt hatten. „Hey", rief ich so selbstbewusst wie möglich. „Kann ich eine Runde mitfahren?" Das klang um einiges mutiger, als ich mich fühlte, trotzdem wollte ich das unbedingt.
Einer von ihnen grinste mich an. „Na klar. Zu einem jungen Mädchen sagen wir doch nie nein. Steig auf."
Also setzte ich mich hinter ihn auf sein Motorrad. Ich war noch nie auf einem Motorrad gesessen und hatte es auch eigentlich nie vorgehabt.
„Brauchst du einen Helm?", fragte er mich, als würde er herausfinden wollen, wie tough ich wirklich war.
„Nein", antwortete ich mit einem aufgesetzten Grinsen. Ich hatte schon viel darüber gelesen, wie gefährlich es war, ohne Helm Motorrad zu fahren, aber das war mir im Moment egal.
Ich erschrak, als er plötzlich ohne jede Vorwarnung losfuhr. Zuerst hatte ich schon ein wenig Angst, dass ich herunterfallen könnte, aber dann spürte ich das Adrenalin in mir. Und der Wind, der um mich wehte, war angenehm kühl. Die Häuser, die an mir vorbei rauschten, nahm ich nur am Rande wahr. Nie hätte ich gedacht, dass es sich so gut anfühlen könnte, auf einem Motorrad zu sitzen. Jetzt verstand ich, was alle daran so toll fanden.
Plötzlich hielt das Motorrad vor einer alten Hütte. „Hier treffen wir uns immer, um mal so richtig Party zu machen", erklärte er mir. „Komm mit. Es wird dir gefallen."
Party hörte sich gut an. Ich war zwar noch nie auf einer gewesen, aber ich wusste, dass man dort alles vergessen konnte, was gerade so passierte. Und das war jetzt genau das richtige für mich.
Drinnen war es gerammelt voll. Die meisten hier schienen ein paar Jahre älter zu sein als ich, vielleicht so zwischen 16 und 20. Aber hin und wieder konnte ich auch welche in meinem Alter entdecken. Viele der Mädchen, die hier waren, waren nur leicht bekleidet. Nur wenige trugen so viel Stoff am Leib wie ich. Also beschloss ich, meine Jacke und meinen Pullover auszuziehen. Nun hatte ich also nur noch ein Top an. Meine Hose unterschied sich nicht so sehr von denen der anderen hier. Allerdings trugen die meisten Schuhe mit hohen Absätzen und ich hatte meine abgelatschten Turnschuhe an.
Da kam ein Junge auf mich zu, der vielleicht so 17 oder 18 Jahre alt zu sein schien. „Bist du zum ersten Mal hier?", fragte er neugierig.
Ich nickte ein wenig schüchtern. „Ja, ich kenne mich hier noch nicht so gut aus. Aber es wäre cool, wenn du mich ein bisschen herumführen könntest." So weit ich wusste, gehörte es dazu, auf Partys auch Jungs aufzureißen.
Er lächelte. „Klar. Aber noch wichtiger als sich hier auszukennen, ist es, Leute zu kennen. Das verschafft einem Zutritt zu ziemlich jeder Party."
Klar. Connections waren immer wichtig. „Okay. Danke für den Tipp. Dann ist es ja gut, dass ich dich schon mal so ein bisschen kenne." Ich strich mir eine Strähne hinters Ohr. „Ich bin Clarke."
Sein Grinsen wurde immer breiter. „Ich bin Leopold. Aber nenn mich bitte einfach Leo. So nennen mich alle meine Freunde."
Lächelnd nickte ich. „Okay, Leo." Da fiel mein Blick auf die Bar, die ein paar Schritte von uns entfernt war.
„Ich spendiere dir einen Drink", meinte Leo, der meinen Blick bemerkt zu haben schien. „Willst du was bestimmtes?"
Ich schüttelte den Kopf. Schließlich wusste ich ja nicht einmal, was es da so alles gab. Mit Alkohol kannte ich mich sowieso nicht aus. Und ich wusste auch gar nicht, ob ich überhaupt so einen Drink wollte.
Aber da kam Leo schon zurück und drückte mir einen Becher in die Hand. „Du hast noch nie Alkohol getrunken, hab ich recht?"
Schüchtern nickte ich. „Ist das etwa so offensichtlich?"
„Irgendwie schon", lachte er, „du wirkst einfach nicht wie jemand, der sowas öfter macht. Dabei würde es dir bestimmt ganz gut tun. Du müsstest nur noch ein wenig lockerer werden."
Ich seufzte. „Ich wäre ja gerne lockerer, aber das schaff ich einfach nicht. Hast du da vielleicht irgendwelche Tipps für mich?"
„Naja, es gibt da so eine Art Umkleidezimmer, in dem es auch viele sexy Outfits gibt. Du kannst ja mal schauen, ob du da was findest. Das richtige Outfit lockert euch Mädels schließlich immer auf", meinte er.
Ich nickte. „Danke, das ist ein super Tipp. Ich werde mal schauen, was ich da hinten finden kann."
In dem Zimmer waren wirklich viele Klamotten. Es wirkte fast ein wenig wie ein Faschingsmarkt. Schließlich entschied ich mich für schwarze Hotpants, ein goldenes Paillettentop mit einem sehr weiten Ausschnitt und schwarze Schuhe, deren Absätze bestimmt acht Zentimeter hoch waren.
In meinem neuen Outfit ging ich dann zurück zu Leo. „Und wie findest du es?", fragte ich ihn dann schüchtern.
Er grinste. „Ich finde, es ist verdammt sexy", meinte er. „Aber die wichtigere Frage ist, ob du dich darin wohl fühlst."
Naja, irgendwie kam ich mir schon ein bisschen nackt vor, aber vermutlich würde ich mich daran gewöhnen. „Klar. Es ist super", log ich.
„Gut", erwiderte er, dann gab er mir meinen Drink. „Trink ihn aus und du wirst sehen, dass du gleich noch viel lockerer bist."
Ich nickte und nahm einen großen Schluck. Das schmeckte ja eigentlich gar nicht so schlecht. Ganz im Gegenteil. Das schmeckte lecker! Es dauerte keine zwei Minuten, bis der ganze Becher leer war."
„Wow, du hattest aber Durst", lachte Leo. „Fühlst du dich denn jetzt wenigstens schon besser? Also lockerer, meine ich."
Ich spürte tatsächlich schon etwas. Es war, als wären meine ganzen Probleme plötzlich nicht mehr meine eigenen. Es fühlte sich an, als wäre ich zu allem in der Lage, was ich nur wollte. „Ja", antwortete ich voller Begeisterung, „das wirkt echt Wunder."
Er grinste. „Sag ich doch." Dann kam er plötzlich näher und legte seine Hände auf meine Brüste.
Irgendetwas in mir wollte dagegen ankämpfen. Ich wollte nicht, dass er mich betatschte. Aber ein anderer Teil von mir genoss dieses Gefühl.
Da schob er mich ein wenig nach hinten, bis ich plötzlich auf das Sofa fiel. Er beugte sich zu mir und kam immer näher. Dann drückte mich sein Körpergewicht nach unten. Er fuhr mit seinen Händen unter mein Top, bis sie meine nackten Brüste berührten.
„Ich will das nicht", murmelte ich kaum hörbar. Durch den Alkohol konnte ich zwar nicht wirklich klar denken, aber ich wusste nun genau, dass ich das nicht wollte. „Leo, bitte hör auf", flehte ich.
Aber er hörte nicht auf. Er machte immer weiter. Ich spürte, dass ich nun außer meinem BH und meiner Unterhose nichts mehr anhatte. Und die Leute hier waren alle zu besoffen, um einzugreifen. Hier schien es sowieso das normalste auf der Welt zu sein, dass die Leute einfach mitten im Raum auf dem Sofa Sex hatten.
Aber ich wollte so ganz sicher nicht mein erstes Mal verbringen. Ich wollte, dass Leo endlich damit aufhörte.
„Lass sofort Clarke in Ruhe, du Wichser!", brüllte plötzlich eine tiefe Stimme und ich spürte, wie Leo von mir herunter gerissen wurde.

Bellarke - Another Story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt