Freunde

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"Ich habe gelernt, dass es ausreichend ist, mit denen zusammen zu sein, die ich mag."

Walt Whitman    

Schule. Heute war Lotte nicht so schnell auf den Beinen, wie gestern noch. Aber in San Francisco haben die Schüler in einer Woche Sommerferien. Ich habe also eine Woche Schule dazu bekommen! Während sie sich noch hochquält, bin ich schon ins Bad gegangen und habe ordentlich geduscht. Im Spiegel schaue ich mir in meine blauen Augen und spreche mir im Stillen Mut zu! Dann nehme ich einen neuen Faltenrock und eine der schönen grün gemusterten Blusen aus unserem Schrank und ziehe mich um. Mir gefällt mein neues Aussehen. Lotte ist inzwischen auch angezogen und schminkt mich nun. "Du bist ja so heiß, meine Liebe!", flötet sie vor sich hin. Ich lache leicht und dann gehe ich schon in die Küche und Lotte schminkt sich noch. Gus und Leo stehen an der Küchentheke und trinken Kaffee. Leo pfeift laut als er mich sieht und sofort erröte ich. Gus lacht. "Guten Morgen. Ich glaube was Leo ausdrücken wollte ist, dass du wunderschön aussiehst.", sagt er. "Dankeschön.", sage ich und nehme mir eine Tasse. Theo kommt in die Küche. "Wow, wer ist denn die heiße Schnecke.", ruft er und Lotte, die hinter ihm steht, sagt: "Das ist alles mein Werk. Und nun bewundert meine Kreation!" Den letzten Satz ruft sie lautstark und reißt theatralisch die Arme in die Luft. Sie ist so verrückt. Während die anderen sich nun lautstark weiter unterhalten, lehnen Gus und ich weiter an der Theke und schlürfen aus unseren Tassen. Um halb 8 verlassen Lotte und ich die Wohnung und gehen in die Tiefgarage. Wir bleiben vor einem Kleinbus stehen und ich sehe Lotte fragen an. "Das ist ein Bus der von dem Krankenhaus zur Verfügung gestellt wurde. Wir sollen ihn benutzen um alle Kinder des gesamten Hauses in die Schule zu bringen. Zum Glück sind wir die einzigen Kinder hier. Deshalb fährt Gus, er hält dann an Florian, Dustin und Sammy Grundschule und schmeißt uns dann an unserer Schule raus. Er fährt dann weiter an die Uni. Nachmittags holt er uns meistens wieder ab. Wenn nicht fahren wir mit Fiona, die hat auch schon ein Auto.", erklärt mir Lotte schnell. Dann kommen auch schon die Jungs und los geht's. Auf der Fahrt schaue ich die meiste Zeit aus dem Auto. "Warum stellt uns das Krankenhaus so viel zur Verfügung?", frage ich schließlich. Lotte öffnet schon ihren Mund, aber Gus kommt ihr zuvor. "Also, es ist so, dass unsere Eltern Angestellte von einem privaten Krankenhaus sind und es will unbedingt, dass die Ärzte bei ihnen bleiben. Daher stellen sie uns das Haus, den Bus und das Geld zur Verfügung. Und eben auch um die Ärzte und vor allem die Familien bei Laune zu halten. Das erfreut auch die reichen Patienten, die mit den besten und freundlichsten Ärzten gesegnet sind." "Besser hätte ich es nicht ausdrücken können.", sagt Lotte. "Es ist also der beste Job der Welt?", frage ich und alle nicken.

Die neue Schule ist groß. Viel, viel größer als meine Alte. Ich glaube, ich werde mich hier oft verlaufen. Nein, ich weiß es. Lotte springt aus dem Bus und ich rufe Gus noch ein 'Auf Wiedersehen' zu und laufe ihr dann hinterher. Lotte steuert zielstrebig eine Ecke des Schulhofes an, in der sich eindeutig die cooleren Leute treffen. Ich verringere meine Geschwindigkeit und senke meinen Blick. Ich merke wie fast alle mich anschauen. Ich gehöre einfach nicht zu den coolen Leuten, das habe ich schmerzhaft gelernt. Ich schaue wieder auf und sehe wie Lotte sich suchen nach mir umschaut. Sie steht bei einer kleinen Gruppe von wunderschönen Mädchen. Als sie mich sieht, rollt sie mit den Augen, kommt zu mir und rollt noch einmal mit den Augen. Dann greift sie meine Hand und zieht mich zu den Mädchen. "Also Mädels, das ist Amy." "Wir wissen doch schon längst wer sie ist, du hast Wochen von ihr geschwärmt und uns damit genervt." Lotte lacht und ich grinse. "Also Amy,", wendet sich Lotte zu mir. "Das ist Melanie." Sie deutet auf eine wunderschöne dunkelhäutige Frau, die unglaubliche Augen hat. Sie grinst mich an. "Melanie ist der Kapitän der Cheerleader. Das neben ihr ist ihre Schwester Joane." Sie deutet auf das Mädchen neben Melanie, die mich breit anlächelt. " Das ist Sabrina und das daneben ist Nicci. Sie ist die Jüngste." Lotte deutet auf ein blondes und ein schwarzhaariges Mädchen. "Und zu guter Letzt: Das ist Fiona. Sie ist fast so verrückt wie ich, aber nur fast. An mich kommt eben keiner heran." Sie deutet auf ein Mädchen mit langen bunten Haaren. Alle begrüßen mich herzlich. Ich lächle alle in der Gruppe an und winke leicht. "Nicht so schüchtern, Amy, wir beißen nicht. Also normalerweise.", ruft Fiona. "Ja, ich beiße auch nur im äußersten Notfall.", lache ich und alle lachen mit. "Also Amy.", fragt Melanie mich, "Wie sieht es aus mit Cheerleading?" "Ich habe es nie wirklich gelernt. Ich war aber immer ganz gut in Gymnastik und Turnen im Sportunterricht." "Ach, mach dir dann da keine Sorgen drüber. Ich kann es dir bei bringen und dann kommst du ganz schnell in unser Team.", ruft Joane. Ich nicke und sie sagt, dass sie mich nach dem Unterricht auf dem Sportplatz erwartet.

Ich wage mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und sage, dass die Lehrer an dieser Schule sogar noch fast schlimmer sind als an meiner Alten. Nach 8 Stunden in diesem Gebäude freue ich mich mit Joane zu trainieren. Wir haben in Mathe gesagt, dass wir uns auf dem Sportplatz treffen. Eigentlich habe ich viel Unterricht mit den Mädels. Mit Lotte habe ich fast alle Fächer zusammen und dann habe ich zum Beispiel noch Mathe mit Joane und mit Nicci den Kunstkurs. Joane wartet schon auf mich und wir wärmen uns zusammen auf. Ich merke schnell das man sich mit ihr total gut unterhalten kann. Nach unseren Aufwärmübungen zeigt mir Joane ein paar einfache Übungen. Ich kann alle halbwegs gut nach turnen. Dann zeigt sie mir die gesamte Übung, die das Team zur Zeit ein übt. Ich bekomme große Augen und Joane lacht. "Keine Angst. So schwer ist sie gar nicht, da gibt es viel größere Teams mit viel schwierigeren Routinen. Und diese musst du auch nicht lernen. Wir überlegen uns bald eine Neue und wenn du es ins Team schafft, lernst du dann diese. Das ist dann ganz einfach." Ich nicke und Joane zeigt mir weiter Elemente. Am Ende des Trainings sagt sie: "Amy, du stellst dich nicht schlecht an. Für deine erste Stunde war das sogar sehr gut. Wir üben einfach weiter und in ein paar Wochen kannst du einfache Übungen perfekt und an den schwierigen üben wir beide weiter." "Alles klar. Machen wir." "Weißt du Amy. Ich mag dich. Ich hatte Angst das du eine dumme Kuh bist und Lotte vielleicht verletzten könntest, aber du bist so lieb und nett. Du könntest keiner Fliege was zu leide tun. Ich glaube du wirst dich mit allen gut verstehen." Ich lächle sie an. Heute waren alle so nett zu mir und dank Lotte habe ich auch einen Anschluss in eine Gruppe gefunden. Ich fühle mich hier so wohl!

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