Schwanger

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"Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: Die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder."

Dante Alighieri

4 Monate später

"Vielleicht sollten wir auch über andere Befruchtungsmethoden nachdenken?", sage ich nachdenklich am Frühstückstisch. Damien schüttelt den Kopf. "Bisher hat es jeder Alpha noch hinbekommen kleine Welpen zu zeugen. Oder gefällt dir der Sex nicht mehr?" Er sieht beleidigt aus. In vier Monaten bin ich nicht schwanger geworden und es kratzt an seinem Ego. "Das sollte doch nicht so gemeint sein.", versuche ich ihn zu beschwichtigen. Doch es ist zu spät. "Ich fahre in mein Büro.", sagt er und gibt mir einen kurzen Kuss. Ich seufze und vergrabe mein Gesicht in meinen Handflächen. Was soll das nur werden? Wir sind beide angespannt. Ich setze mich auf die Terrasse und trinke meinen Kakao. Der Kirschbaum bewegt sich leicht im Wind. Ich schüttle nur den Kopf. Beim ersten Mal war es doch auch so leicht. Stimmt doch etwas nicht mit mir? Es klingelt. Ich schlurfe zur Tür und öffne sie. "Wir haben gehört, dass es dir wohl nicht so gut geht.", sagt Lotte und kommt mit Amalia in mein Haus. Ich nicke nur. Amalias Bauch wölbt sich schon. Ich bin schon etwas neidisch. "Kommt doch rein.", rufe ich sarkastisch. Lotte geht schon zur Terrasse und macht es sich bequem. "Also, was liegt dir auf dem Herzen, Schatz.", sagt sie. Ich setze mich dazu und schlürfe meinen Kakao. "Ich werde einfach nicht schwanger.", gebe ich zu. "Also muss ich dir wohl doch nochmal das von den Bienen und Blumen erklären.", lacht sie und Amalia grinst fröhlich. Und streicht sich über ihren Bauch. "Ich kann dir da auch einige Tipps geben." Lotte lacht. "Das ist nicht lustig. Selbst Kaninchen wären eifersüchtig auf uns. Es zerrt an meinen Nerven und Damien ist frustriert." Ich schaue in meine Tasse. "Solche Dinge brauchen etwas Zeit.", sagt Amalia. "Die passieren schon, wenn sie passieren sollen." Sie hat gut reden. Bei ihr ist es ja auch kein Problem. Ich nicke also nur stumm. Ich will nicht aus Versehen, aus der Wut heraus, etwas Gemeines sagen. "Lass das nicht zu nah an dich heran. Ihr werdet das schon hinbekommen.", sagt Lotte nun ernster. Sie merkt, dass es mir damit wirklich nicht gut geht. "Das werden wir.", sage ich um das Thema zu wechseln. "Wie geht es dir, Amalia?", frage ich nun in einem freudigeren Ton. "Gut, gut. Ich bin jetzt ungefähr im fünften Monat und wir haben letzte Woche die ersten Herzschläge gehört." Wie wunderbar. "Das hört sich ja super an.", sagt Lotte. "Das war es auch. Und das Baby ist vollkommen gesund, aber beim Geschlecht wollen wir uns überraschen lassen." Sie strahlt über das ganze Gesicht. "Ich freue mich wirklich für euch.", sage ich und sie nimmt dankbar meine Hand. Ich bin mir sicher, dass Amalia weiß wie ich mich fühle. "Jetzt ist aber mal gut hier.", sagt Lotte auf einmal. Sie ist langsam genervt von dem ewigen Gerede über Babys. Sie denkt noch gar nicht ans Kinder kriegen. "Ich sehe doch, dass du unbedingt schwanger sein willst, dann machen wir jetzt alle einen Schwangerschaftstest. So wie ich dich kenne, hast du doch sicher welche in deinem Bad rumliegen." Ich nicke vollkommen verblüfft. "Das bringt doch nichts.", sage ich. "Dann ist aber das Thema erstmal vom Tisch. Wenn wir alle drauf pinkeln, dann muss mindestens einer positiv sein." Jetzt lachen wir. Sie hat manchmal so komische Ideen. "Also gut. Ich hab sowieso noch so viele Test, da werden drei weniger nicht auffallen." Wir stehen auf und gehen in das Badezimmer neben meinem Schlafzimmer. Ich habe ein ganzes Fach voller Schwangerschaftstest, weil Damien es lustig fand mir gleich einen Jahresvorrat zu kaufen. Ich grinse bei der Erinnerung. Damals hatten wir noch keine großen Sorgen. Ich gebe Amalia und Lotte einen Test und nehme mir selbst einen. Lotte macht sich etwas lustig über meine Sammlung an Tests, doch ich zucke nur mit den Schultern. Es war süß gemeint. Amalia verschwindet im Bad, dann Lotte und zuletzt ich. Ich habe mittlerweile den Dreh raus und gehe mit dem benutzten Test zu den Anderen. Ich bin schon etwas gespannt, aber was kann schon passieren? Lotte nimmt alle Test an sich und stellt dann den Timer. Die drei Minuten wollen einfach nicht vorbei gehen. Meine Hände fangen an zu schwitzen. Der Wecker zerreißt sie Stille. "Also dann, wollen wir mal schauen." Sie holt die Tests hervor. "Fangen wir an. Dieser hier.", sagt sie und nimmt ihn unter die Lupe. "Positiv. Das ist dann wohl deiner, Amalia." Sie gibt Amalia den Test wieder. "Dann der hier. Negativ." Ich strecke schon meine Hand nach ihm aus. "Na, nicht so schnell. Das ist wohl eher meiner." Sie schaut auf den Letzten und ihre Augen werden groß. "Positiv." Ich lache laut auf. "Verarsch mich doch nicht." Sie gibt mir den Test und ich schaue darauf. Positiv. "Dann müsst ihr beide wohl noch einen machen und diesmal werden sie nicht gemischt.", mischt sich Amalia ein, die schon ein fettes Grinsen auf dem Gesicht hat. Also geht der ganze Ablauf nochmal von vorn los. Ich behalten dieses Mal mein Stäbchen und halte ihn mit zittrigen Fingern. "Ich kann gar nicht hinsehen.", sage ich leise. "Dann schaue ich zuerst." Lotte grinst mich an. Sie freut sich wohl schon darauf Patentante zu werden. Amalia blickt auf die Uhr. "Es ist so weit. Lotte schau drauf." Ich schaue zu Lotte. Sie verzeiht keine Miene. "Na sag schon.", rufe ich aus. "Schau doch selbst." Sie grinst. Das heißt doch nicht... Ich schau in meine Hände. "Oh meine Göttin.", rufe ich aus. "Das kann doch nicht wahr sein." Positiv. Ich breche in Tränen aus. "Ich muss noch einen machen.", rufe ich aus und sprinte ins Bad. Ich mach an diesem Vormittag noch insgesamt fünf Test, ich habe ja genug, und alle sind positiv und meine Blase ist leer. "Ich kann es immer noch nicht glauben.", sage ich zu meinen Freundinnen, die schwören mussten, dass sie niemanden was sagen. "Wir doch auch nicht. Das war doch nur ein dummes Spiel. Ich wusste doch nicht, dass du schwanger bist.", sagt Lotte und umarmt mich noch einmal. Sie lässt schon den ganzen Morgen nicht mehr von mir los. "Und bitte sagt wirklich niemanden was! Maximal eurem Mate." Sie grinsen und nicken. Dann gehen sie zu Lottes Wagen und fahren in Richtung Hauptdorf davon. Ich stehe noch einige Sekunden an der Tür und blicke ihnen hinterher. Gedankenverloren streichle ich mir über den Bauch. Jetzt bin ich wohl nicht mehr allein.
Ich schließe gerade die Haustür, als ich ein Auto heranfahren höre. Sofort öffne ich wieder die Tür und sehe wie Damien aus seinem Wagen aussteigt. "Hallo, mein Mond.", rufe ich. "Hallo.", sagt er und fährt sich durch seine dunklen Haare. "Es tut mir leid wegen heute morgen." Ich nicke nur und wir gehen ins Haus. Im Wohnzimmer setzen wir uns zusammen gekuschelt auf die Couch. "Wir können uns gern andere Befruchtungsmethoden anschauen, wenn du willst. Ich hätte nicht so reagieren sollen." Er küsst meine Stirn. Mein Gehirn rast auf Hochtouren. Sag ich es ihm jetzt oder später. Was soll ich tun? "Sonne?", fragt er, als ich nach Minuten immer noch nichts gesagt habe. "Ja.", ich schrecke aus meinen Gedanken hoch. "Was sagst du? Wir können morgen zum Arzt gehen, wenn du das möchtest." Er streicht über mein Haar. "Ich glaube das ist nicht nötig.", fange ich an. "Warum? Willst du doch kein Kind?" Er schaut mich jetzt besorgt an. "Damien. Ich will immer noch Kinder. Wir brauchen nur keine andere Optionen. Es klappt alles ganz wunderbar." Er schaut mich mit großen Augen an. "Nein!", ruft er aus. Ich nicke glücklich. "Du bist..." "Schwanger!" Ich nicke glücklich. "Dafür brauche ich einen Beweis. Ich will es mit eigenen Augen sehen." Lachend führe ich ihn zu unserem Badezimmer und zeige ihm all meine Tests. "Mach noch einen." Also mache ich noch einen und gemeinsam warten wir bis die zweite Linie erscheint. "Das ist ein Wunder." "Oh nein, das ist Biologie. Es ist ein Wunder, dass es nicht schneller ging. So viel wie wir in letztes Zeit miteinander geschlafen haben." Ich lache und er stimmt mit ein. "Ich kann es nicht glauben." Ich umarme ihn und er kuschelt sich an mich auf dem Bett. Ganz leicht streichelt er meinen Bauch und ich beobachte wie er mit liebevollem Blick ihn anschaut. Er wird ein guter Vater werden, so wie mein Vater und so wie sein Vater. "Wir bekommen das schon hin.", sage ich. "Gleich morgen werde ich ein Gästezimmer zum Kinderzimmer ausbauen und wir müssen zum Arzt. Auch gleich morgen und dann gehen wir einkaufen." Er ist so aufgeregt. "Ist das nicht noch etwas früh?", frage ich. Ich kann noch nicht weit sein. "Dafür ist es nie zu früh.", grinst er. "Und wir machen gleich ein Foto für ein zukünftiges Album. Ich will alles in Erinnerung behalten." Ich lächle ihn an. Er wird auf jeden Fall und ohne jeglichen Zweifel ein grandioser Vater.

5 Monate später

Mein Bauch wächst und wächst. Damien hat wirklich gleich am Tag nachdem wir wussten, dass wir ein Baby bekommen, angefangen das Kinderzimmer herzurichten. Jetzt wo ich schon im fünften Monat bin, gibt es für uns kaum noch was zu tun. Morgen haben wir einen weiteren Arzttermin, wo Damien mich ein bis zwei Mal im Monat hinschleppt. Aber ich fühle das alles in Ordnung ist. "Damien, bei Amalia haben die Wehen eingesetzt.", rufe ich die Treppe hinauf und nehme den Autoschlüssel. "Du wirst nicht fahren.", ruft es von oben und Damien sprintet die Treppe hinunter. Ich schmolle. Nie darf ich fahren. "Du bist schwanger und ich weiß wie du fährst. Ich fahre uns zum Krankenhaus.", sagt er bestimmt und geleitet mich zum Auto. Ich freue mich schon das kleine Baby zu sehen. Damien hat mir erzählt, dass es bei Werwölfen normalerweise nicht lang dauert, bis der Welpe da ist. Im Wartezimmer sitzen schon Jeff und Lina. "Endlich seid ihr da.", ruft Lina aus und umarmt mich. Sie sind schon ganz aufgeregt gleich so mit Enkelkindern überhäuft zu werden. Ich grinse. "Wie weit ist sie schon?", fragt Damien. "Es muss wohl gleich soweit sein.", sagt Jeff ihm. Wir setzen uns. Ich beobachte die Familie. Damien sieht seinem Vater immer ähnlicher. Er lässt sich jetzt so gar einen kurzen Bart stehen. Lina läuft aufgeregt durch den Raum. Jeff versucht sie vergebens zu beruhigen. Es dauert doch noch eine ganze Weile bis ein erschöpfter Adam aus dem Kreißsaal tritt. "Familie.", beginnt er. "Es ist ein gesundes, wunderschönes Mädchen. Ganze 3760 g schwer und 51 cm groß." Er strahlt über das ganze Gesicht. "Und wie heißt die Kleine?", fragt Damien gespannt. Er ist jetzt Onkel und ich Tante. "Wir haben sie Olivia genannt. So hieß meine Großmutter." Ich strahle. Das ist so ein schöner Name. "Herzlichen Glückwunsch, Papa.", sage ich und umarme ihn. Wir dürfen die frischgebackene Mama und die Kleine dann auch ganz kurz besuchen, doch nach einer Weile fahren wir wieder heim. Wir wollen ihnen Ruhe gönnen. "Bald werden wir das sein.", sagt Damien glücklich. Am nächsten Morgen verbinden wir unseren Arztbesuch gleich mit einem kurzen Besuch bei Amalia. Sie sieht ja so glücklich aus mit ihrer kleinen Olivia im Arm. Wir verabschieden uns und gehen die langen weißen Gänge entlang. "Bald sind wir auch hier.", meint Damien. "Erinnere mich nicht daran.", sage ich. "Ich habe mich auf diese Schmerzen noch nicht mental vorbereitet." Er lacht leise. Im Untersuchungsraum lege ich mich schon auf die Liege neben dem Ultraschallgerät. Heute erfahren wir das Geschlecht unseres Babys. Der Arzt begrüßt uns freundlich und schmiert mir kurze Zeit später das kühle Gel auf meinen nackten Bauch. "So,", sagt er, als er beginnt. "Hier sehen wir auch gleich das Baby. Und jetzt hören wir auch den Herzschlag." So ein schönes Geräusch habe ich noch nie gehört. Damien neben mir drückt meine Hand. "Ist das nicht aber etwas schnell?", frage ich nach einer kurzen Weile. "Ist das gesund?" Der Arzt fährt etwas auf meinem Bauch herum. "Nein, ganz und gar nicht." Ich werde panisch. Ist etwas mit meinem Baby nicht in Ordnung? "Ach, da haben wir ja die Ursache. Es schlagen in ihrem Bauch zwei Herzen, Luna." Mir fällt die Kinnlade herunter. Zwei? Wie in Zwillinge? "Zwillinge?", presst Damien heraus. "Zwillinge. Herzlichen Glückwunsch, Alpha. Und natürlich auch Herzlichen Glückwunsch, Luna." "Zwillinge." flüstere ich. "Wollen Sie nun auch das Geschlecht erfahren?", fragt er freundlich. Wir nicken nur stumm. Er zeigt uns auf dem Monitor wo meine Babys sind und sagt dann: "Das hier wird wohl ein kleines Mädchen und das ist ein strammer Junge." Herzlichen Glückwunsch." Ich lächle. Ein Mädchen und ein Junge. Perfekt. Nach der Untersuchung gehen wir Arm in Arm zum Auto. "Wie ist das nur passiert?", frage ich, immer noch unter einem kleinen Schock. "Naja, so viel wie wir miteinander geschlafen haben." Damien grinst anzüglich. "Du weißt, dass es so nicht funktioniert." Wir lachen. "Ich freue mich schon darauf sie im Arm zu halten." Er schwärmt vor sich hin. "Du musst sie ja auch nicht aus dir herauspressen." Ich streiche sanft über meinen Bauch. Meine zwei Babys. Wie das wohl werden wird?

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