Geschichten

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"Nichts auf der Welt ist mächtiger als eine gute Geschichte. Nichts kann sie aufhalten, kein Feind vermag sie zu besiegen."

Tyrion Lannister

Ich liebe den Himmel. Manchmal wäre ich gern so frei wie ein Vogel. Überall könnte ich hinfliegen und an einem neuen wunderschönen Ort verweilen, bis es mich zum nächsten zieht. Ich könnte die Wolken berühren und einfach träumen. Die Wolken weht ein lauer Wind vor sich her und man merkt nur noch entfernt etwas, von dem vergangenen Unwetter. Irgendwann, während ich in den, mittlerweile wieder blauen, Himmel starre, kommt Amalia zu mir. Sie legt sich neben mich in das frische Gras und so liegen wir eine Weile, bis sie zu sprechen beginnt: "Ich bin übrigens Damiens kleine Schwester und vielleicht ist er die meiste Zeit nervig, aber ich weiß genau wie er sich fühlt und gefühlt haben muss, als du ihn nicht wolltest und du nicht da warst. Ich weiß es sogar noch besser." Ich liege einfach nur da und lasse ihre Sätze auf mich einwirken. Sie wirkt nett. "Wieso?", ich starre immer noch in den Himmel und muss mich zwingen meine gesamte Aufmerksamkeit auf sie zu richten. Also setze ich mich auf und schaue sie an. "Ich war sehr jung als ich meinen Mate, Adam, fand. Ich habe das Band sofort gefühlt, da er älter ist und somit schon länger auf der Suche nach mir, seiner Mate, war. Man kann seinen Seelenverwandten eigentlich erst mit 18 Jahren finden. Wir durften zuerst nicht zusammen sein. Ich meine, der Altersunterschied war extrem. Meine Mutter hat die Mondgöttin angefleht, mir einen anderen Mate zu geben und mein Vater hätte Adam fast umgebracht. Er war zu der Zeit 21 Jahre alt und sogar ich habe gedacht, dass das zu alt ist. Vor allem weil ich wusste was uns erst zu wirklichen Mates machen wird." Ich schenke ihr einen verwirrten Blick. "Mates schlafen mit einander und der Mann beißt der Frau in den Nacken um sie als 'Seins' zu markieren und anzuerkennen.", erklärt sie mir schnell und ich muss diese wichtige Informationen erst einmal verarbeiten und sie lässt mir eine kleine Pause. Ich nicke ihr zu, als ich alles halbwegs verarbeitet habe und sie fährt mit ihrer Geschichte fort. "Ich war zu dem Zeitpunkt erst 14 Jahre alt und wollte eindeutig noch nicht meine Jungfräulichkeit verlieren, auch nicht an meinen Mate. Aber wir durften uns treffen und lernten uns kennen, bevor wir uns wirklich verliebten. Es war nicht nur die Verbindung als Mates, es war er, der mir gefiel. Ich würde ihn auch lieben, wenn er nicht mein Seelenverwandter wäre. Ich liebe ihn egal was mit ihm ist. Als ich 18 wurde durfte ich dann endlich selbst entscheiden und sofort beendeten wir den Mateprozess. Für Adam und seinen Wolf war es einige Zeit wirklich schwer, da er mich zwar hatte, aber ich ihm nicht ganz und gar gehöre und alle anderen männlichen Wesen mich hätten stehlen können, aber er hat sich immer zurück gehalten, weil er immer meine Gefühle berücksichtig hat. Teilweise hat er sich komplett von mir zurück gezogen, damit er mir nicht weh tut.  Als es soweit war, war es so intensiv und so wunderschön ihn endlich ganz zu haben. Wir liebten uns so sehr und in meiner kleinen perfekten Welt sollte niemand etwas zerstören. Ich war einfach naiv. Mit 19 wurde ich schwanger. Ich weiß es klingt blöd, aber er ist mein Seelenverwandter, wieso sollte ich jemals die Entscheidung bereuen mit ihm ein Kind zu bekommen, egal wie jung ich noch bin. Wir waren so glücklich und sogar Damien hat sich für uns gefreut und das will etwas heißen! Meine Eltern schenkten uns sogar einen kleinen Glücksbringer, den schon ich bei meiner Geburt bekommen habe. Wie waren wir doch glücklich. Ein paar Monate danach gab es einen Angriff. Ein paar Rogues hatten sich versammelt und wollten unseren Alpha stürzen und das Rudel unterwerfen. Adam hatte Wachdienst. Er war der Erste der sie entdeckte und auch der Erste der kämpfte. Ich habe alles gespürt. Ich habe so viel gespürt. Und ich habe gespürt wie er schwächer wurde und verletzt wurde und schließlich war das Band nicht mehr da und ich bin zusammen gebrochen." Sie schluckt schwer und ich überlege was ich tun kann, damit es ihr besser geht! Sie schüttelt sich kurz, als ob sie diese dunklen Erinnerungen abschütteln will. Halbwegs gefasst spricht sie weiter. "Ich habe geweint, geschrien, geflucht und gebettelt. Ich wollte einfach nicht mehr leben. Ich habe an diesem Tag unser Kind verloren. Ich bin in Ohnmacht gefallen uns als ich nach Tagen aufgewacht bin, hat man mir gesagt das mein Kind es nicht geschafft hat. Ich bin wieder zusammen gebrochen. Ich habe geweint und geschrienen, Tage lang, aber mein Baby kam nicht zurück. Du musst wissen, dass man eigentlich stirbt, wenn man seinen Mate verliert, es tut einem so sehr weh, da man ein Stück von sich selbst verliert, dass man meistens zu schwach ist um weiter leben zu können. Ich weiß noch als Damien in mein Zimmer kam und mir gesagt hat, dass er noch lebt. Mein Mate lebt. Adam hat überlebt. Man konnte ihn reanimieren und er läge nun im Koma. Er heilt nur langsam, aber er lebt. Er liegt immer noch im Koma. Jeden Tag gehe ich zu ihm und bete, flehe die Mondgöttin an ihn mir wiederzugeben. Jeden Tag wenn ich ihn so sehe stehe ich am Rande der Verzweiflung, weil ich nichts für ihn tun kann. Ich stehe und knie an seinem Bett und kann einfach nichts tun. Ich habe so viel verloren und weiß manchmal nicht wie ich weiter machen soll, aber ich muss. Er lebt und er wird aufwachen. Amy, es zerreißt mir jeden Tag das Herz, aber ich setzte trotzdem ein glückliches Gesicht auf, weil ich nicht will das sie sich Sorgen machen. Sie haben sich schon so lange Sorgen gemacht, aber sie verstehen es einfach nicht. Sie wissen nicht wie es ist, wenn man denkt sein Mate sei tot und das Band, welches einen verbunden hat, ist halb verschwunden und nur noch schwach. Sie wissen nicht wie es ist ein Kind verloren zu haben. Sie wissen rein gar nichts. Damien kann es halbwegs nachvollziehen, aber es ist nochmal etwas komplett anderes." Ich lege ihr leicht meine Hand auf ihre Schulter. Ich will sie trösten. "Es tut mir so leid. Und ich kann auf keinen Fall nachvollziehen wie du dich fühlst, nachdem was du durchmachen musste. Ich kann nur versuchen dich zu verstehen, und dir meine Hilfe anbieten. Aber darf ich dich fragen warum du deine Geschichte mir, einer völligen Fremden, erzählst?" Sie lächelt leicht und strafft dann wieder ihre Schultern. "Du wirst unsere Luna, die Rudelmutter. Ich kann sehen dass du alle Eigenschaften einer Luna besitzt. Du bist stark und willst nicht aufgeben, du kämpfst, aber du bist auch einfühlsam und ehrlich. Du verstellst dich nicht." "Woher willst du das wissen, du kennst mich nicht. Ich glaube eher das du stark und eine Kämpferin bist. Ich glaube du verwechselst da was." "Ich habe dich früher schon gesehen, sowie heute und gestern. Du bist eine wahre Luna, glaube mir, ich besitze eine gute Menschenkenntnis. Und ich kann mich meiner Luna anvertrauen. Ich muss keine Angst haben das sie mich verurteilen wird." Ich lächle und nehme sie in den Arm. Eine Weile bewegen wir uns nicht. Es ist gleich, ob ich wirklich die Luna bin. Sie hat sich mir anvertraut und ich werde für sie da sein. "Ich würde gerne deinen Mate kennenlernen. Würdest du mir hier alles zeigen und mich mit zu deinem Mate nehmen?" Sie lächelt mich an und nachdem wir aufgestanden sind, führt sie mich in das Dorf der Wölfe.

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