Ein Jahr später
Lupin
Es war die richtige Entscheidung gewesen, Hogwarts zu verlassen. Er musste diese Worte nur oft genug wiederholen, irgendwann würde es nach der Wahrheit klingen. Irgendwann. Dort zu sein hatte so viele alte Erinnerungen wachgerüttelt, Erinnerungen an die glücklichste Zeit seines Lebens, Erinnerungen, die Dementoren verjagen konnten, Erinnerungen, die immer ein Gefühl der Leere in ihm auslösten. Und dann auch noch Harry, der seinem Vater so ähnlich sah und Lilys Worte zu sprechen schien, jedoch James' Hang zu törichten Entscheidungen hatte. Ihn zu sehen versetzte ihm jedes Mal einen Stich. Er wünschte, er könnte ihm beibringen, sich noch besser zu verteidigen, ihn beschützen, wenn er schon nicht seine Eltern hatte schützen können.
Sirius wiederzusehen, endich die Wahrheit über James' und Lilys Tod zu erfahren, das alles hatte ihm den Rest gegeben. Es war besser, er würde sich wieder zurückziehen, vielleicht seine alte Wohnung beziehen und später als Nomade durch die Wälder streifen.
Aber zuerst würde er sich noch einen Drink gönnen, nicht in Hogsmead, nicht in Godrics Hollow, keinesfalls eine Bar für Zauberer, die Gefahr erkannt zu werden war viel zu hoch, jetzt wo diese unsägliche Reporterin einen äußerst dramatischen Artikel über die Gefährdung der Schüler Hogwarts' geschrieben und ein verzerrtes Bild von ihm veröffentlicht hatte. Nein, er würde sein Elend in einer Muggelbar ertränken und dann nicht mehr an seine Zeit in Hogwarts zurückdenken.
Wenige Minuten später saß er in einer Nische und starrte auf den Drink in seiner Hand und erstarrte, als er ihre Stimme hörte. Irgendwoher kannte er sie, das letzte mal, dass er sie gehört hatte war sie vollkommen klar gewesen, jetzt jedoch klang sie undeutlich, sie nuschelte:"Noch einen bitte..."
Es war die Frau, die ihn in der Gasse gesehen hatte. Nach ihrer Begegnung hatte er lange darüber nachgedacht, ob sie ihm nun helfen oder ihn angreifen wollte, war jedoch zu keinem zufriedenstellenden Schluss gekommen und hatte das Thema verdrängt. Sie saß an der Bar, vor sich vier leere Shotgläser, die langen, lilafarbenen Haare fielen ihr lockig bis zur Hüfte, sie saß mit dem Rücken zu ihm. Er glaubte, sie mit kurzen pinken Haaren in Erinnerung zu haben, aber er musste sich wohl getäuscht haben, vielleich war sie das gar nicht.
"Oder vielleicht war sie auch einfach beim Friseur, so wie das normale Menschen eben machen", dachte er. Aber sie war nicht normal, da war er sich absolut sicher. Und wie um seinen Gedanken zu bestätigen, drehte sie sich plötzlich um, und er kam nicht umhin zu bemerken, auf welch besondere Weise sie schön war. Schräge, violette Augen, helle Haut und geschwungene Lippen. Sie schien ihn nicht zu bemerken, ihr Blick erfasste den ganzen Raum. Der Barkeeper schob ihr den nächsten Shot zu, sie kippte ihn sofort hinunter und machte Anstalten, aufzustehen. Remus konnte es schon kommen sehen, ohne groß darüber nachzudenken stand er auf und war gerade noch rechtzeitig da um sie aufzufangen.
Sie war warm, fast schon fiebrig, ihre Haut weich. Sie sah ihn aus benebelten Augen an, ein Ausdruck von Verwirrung huschte über ihr Gesicht, dann Erkenntnis und Erstaunen, dann nichts mehr, sie war vollkommen weggetreten.
Verdammt, was sollte er jetzt tun? Er konnte sie kaum hier lassen, aber er wusste auch nicht wo sie wohnte und konnte sie auch nicht mehr fragen. Der Barkeeper sah ihn schief an, "Keine Sorge, ich kenne sie", versicherte er.
"Mmhh", machte der Barkeeper und wandte sich wieder seinen Gläsern zu. Sein offensichtliches Desinteresse machte ihn wütend, jeder könnte das behaupten, doch nicht jeder hatte gute Absichten wie er.
Behutsam trug Remus sie nach draußen, entfernte sich einige Meter von der Bar, blickte sich um und als er niemanden sehen konnte, drehte er sich auf der Stelle und tauchte vor seiner Wohnung wieder auf. Sie war winzig und schäbig, doch weder hatte er Geld für mehr noch das Bedürfnis danach. Er wagte es nicht, mehr als unbedingt nötig von seinem Gehalt als Lehrer auszugeben, kaum hatte er Hogwarts verlassen, hatte er seine alte Wohnung wieder bezogen und das Geld unter einem losen Brett versteckt. Seine wenigen Besitztümer lagen auf einem Haufen, er hatte sie erst morgen einräumen wollen.
Er legte sie auf sein Bett, zog ihr die Schuhe aus und deckte sie zu, dann verließ er den Raum und legte sich auf den Boden im Flur.
Wieso hatte er ihr geholfen?
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Remus und Tonks
FanfictionDas ist die Geschichte von Remus Lupin und Nymphadora Tonks. Eine leise, warnende Stimme im hintersten Eck seines Verstandes versuchte ihn darauf hinzuweisen, dass er sich gefälligst umdrehen und durch diese Tür verschwinden solle, doch er hörte s...