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Remus

Er beugte sich langsam zu ihr hinunter, als würde er magnetisch von ihr angezogen, noch kämpfte er dagegen an auch wenn er wusste wie aussichtslos das war. Er würde gehen und nichts würde das ändern. Und vermutlich würde er sterben, doch er musste sie noch ein Mal küssen. Es war ein zärtlicher, langsamer Kuss voller Tränen und Abschied und Schmerz und Liebe. Es war ihm, als würde dieser Moment sein gesamtes Wesen verändern, er wünschte sich mit aller Macht bleiben zu können, doch alte Gewohnheiten starben wohl nie.

"Es tut mir Leid", flüsterte er als sie sich voneinander lösten. Wie oft hatte er das schon zu ihr gesagt? Doch nun meinte er nicht den Kuss, er würde ihn niemals bereuen. Nein, er entschuldigte sich dafür, dass er gehen würde. Es brach ihm das Herz, sie so zu sehen. Sie wirkte so verloren wie vor einigen Wochen im Krankenhaus. Sie hatte all ihre Farbe verloren, ihr Haar war mausbraun und ihre Haut blass und kränklich. Und doch war sie noch immer schön.

Er sah ihr an, dass sie aufgegeben hatte. Sie wich vor ihm zurück. "Viel Glück", sagte sie nur, dann drehte sie sich um und ging auf die Treppe am Ende des Ganges zu. Und plötzlich wurde ihm klar, dass er sie nicht gehen lassen konnte. Vielleicht machte es ihn zu einem Egoisten, doch er musste es ihr sagen, auch wenn es ihr den Abschied nur noch schwerer machen würde.

"Ich liebe dich."

Sie blieb abrupt stehen.

"Was?", fragte sie als sie sich umdrehte.

"Ich liebe dich mit allem was ich habe, mit allem was ich bin. Ich habe noch nie zuvor jemanden so sehr geliebt und werde es vermutlich auch nie wieder tun. Egal wo ich hingehe, ich habe immer das Gefühl ein Teil von mir fehlt ohne dich, und verdammt ich habe noch nie so viel kitschiges Zeug von mir gegeben, wenn Sirius das irgendwie mithört wird er an seinem eigenen Lachen ersticken, aber das ist mir vollkommen egal. Ich liebe dich und deshalb muss ich gehen."

Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn wieder und öffnete ihn erneut.

"Remus, ich - " doch ehe sie eine Antwort herausbringen konnte, zerbarst das Fenster hinter ihr und eine dunkle Gestalt gefolgt von einer zweiten landete mit einer Wucht auf ihr.

Er reagierte blitzschnell und zog seinen Zauberstab noch während er auf Tonks zusprintete. Er wagte es nicht, einen Zauber abzufeuern, die Chancen, versehentlich Tonks zu treffen waren zu hoch. Wieso besaß er keine Pistole oder wenigstens ein Messer? Die Option, einem Angreifer mit dem Zauberstab die Augen auszustechen blieb zwar, stand jedoch nicht gerade oben auf der Liste wirksamer Muggelverteidigungsmethoden. Ihm blieb keine Zeit sich Gedanken zu machen, er packte den Umhang der Person die sich auf Tonks geworfen hatte und schleuderte sie von sich wobei eine dunkle Lockenpracht und hohe Wangenknochen zum Vorschein kamen. Tonks richtete sich langsam auf, er glabte Blut auf ihrem Shirt zu sehen.

"Bist du - " Noch bevor er den Satz zu ende bringen konnte begannen Bellatrix und Rudolphus sie mit Flüchen zu bombadieren. Er konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen und einen Schutzzauber anwenden, ansonsten wäre er vermutlich am Verbluten oder ohnmächtig. Bellatrix ging sofort wieder auf Tonks los.

"Vielleicht werde ich deiner Mom deinen Kopf schicken... Eine Art Widergutmachung für all die verpassten Geburtstage und Weihnachtsfeste" Sie kicherte und kreischte: "Crucio!" Mit wachsendem Entsetzen konnte Remus nur am Rande zusehen während er sich mit Rudolphus duellierte. Der unverzeiliche fluch jedoch weckte eine Wut in ihm die sonst nur bei Vollmond zutage kam. Der Schockzauber traf Rudolphus mitten ins Gesicht, er brach sofort zusammen und landete mit einem äußerst zufiedenstellenden Krachen in der Wand hinter ihm.

"Crucio!", Bellatrix lachte vollkommen irre während Tonks sich am Boden wand und offensichtlich versuchte ihre Schmerzensschreie zu unterdrücken. Remus warf sich vor sie, er könnte es nicht ertragen, sie auch nur eine Sekunde länger so zu sehen. Der Fluch traf ihn und Schmerz explodierte in seiner Brust. Er keuchte und versuchte sich aufzurichten, wurde jedoch von einem weiteren Fluch getroffen.

Irgendwo am Rande seines Verstands fragte er sich wieso sie ihn nicht einfach umbrachte, ihn und Tonks. Sie hatte schon so oft gedroht... Vielleicht war  sie einfach nur besonders sadistisch veranlagt? Oder sie brachte es nicht über sich, ihre eigen Nichte zu ermorden? Bei Sirius hatte sie doch auch nicht gezögert, wieso jetzt? Er würde es jedoch nie erfahren, denn genau in diesem Moment packte jemand seine Hand - Tonks. Ihm war sofort klar was sie ihm sagen wollte, sie waren beide nicht in der Verfassung es mit Bellatrix aufzunehmen. Er verstärkte seinen Griff um ihre Hand und - mit einem letzten Blick auf Bellatrix' wutverzerrtes Gesicht - disapperierte.

Im Bruchteil einer Sekunde traf er seine Entscheidung. Sie landeten am Grimmauldplatz und er ließ ihre Hand, wenn auch widerstrebend, los. Zu gerne wäre er geblieben um sich zu vergewissern dass ihre Wunde heilen würde, dass es ihr gut gehen würde, doch erwusste, würde er jetzt nicht gehen dann niemals. Und das würde ihnen beiden nur noch mehr weh tun. Er sah ihr in die Augen, sah ihr schwaches Lächeln und ihre Tränen in einem krassen Gegensatz, sah wie sie zu sprechen ansetzte, und disapperierte.



Remus und TonksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt