Remus und Tonks

26

Tonks

Klopf Klopf

Verwirrt rieb sie sich die Augen, sie musste auf dem Sofa in einem der Zimmer des Grimmauldplace' eingeschlafen sein, denn ihr Bett war definitiv größer. Allerdings fiel ihr das erst auf als sie bereits auf dem harten Boden lag. Ein blauer Fleck mehr oder weniger war auch schon egal, versuchte sie sich aufzumuntern. Sie hatte sich für ein paar Tage eine Auszeit von Hogwarts nehmen und stattdessen den anderen im Hauptquartier helfen wollen, wobei sie inzwischen Abstand von zerbrechlichen Küchengeräten und heißen Flüssigkeiten nahm um Molly, die momentan hier kochte solange sie sowieso im Hauptquartier zu tun hatte, vor einem Nervenzusammenbruch zu bewahren. Stattdessen hatte sie sich um zugegebenermaßen langweilige Papierarbeit gekümmert und war schon bald darüber einschgeschlafen.

Jetzt jedoch war sie mit einem Schlag (vom Boden auf ihre linke Seite) wach geworden. Sie sprang auf, griff nach ihrem Zauberstab auf dem kleinen Beistelltisch neben einer Tasse kaltem Tee und ging, peinlich darauf bedacht, den Schirmständer nicht umzuwerfen, auf die Eingangstür zu. Das Klopfen war schon nach dem zweiten Mal abstorben, doch ihre Neugier siegte (wie so oft) über ihre Vorsicht. Langsam zog sie die Tür auf und sah - niemanden. Die kalte Morgenluft wehte hinein, eine willkommene Abwechslung zu der drückenden Hitze die sich tagsüber im Haus festgesetzt hatte. Ihr erster Gedanke war, dass sich eines der Nachbarskinder einen schlechten Scherz erlaubt hatte. Doch das war unmöglich, schließlich handelte es sich beim Haus der Blacks nicht um ein gewöhnliches Haus. Und nicht einmal Mundunges wäre so töricht in Zeiten wie diesen einen Klingelstreich zu spielen, oder?

Doch dann glitt ihr Blick nach unten und sie sah ihn. Er lag zusammengerollt und blutig geschlagen auf der Eingangsstufe, über und über mit Schlamm bedeckt. Sie starrte ihn an, seine Brust hob und senke sich, wenn auch nur schwach. Sie stieß einen Schrei der sowohl Erleichterung als auch Entsetzen Ausdruck verleihte aus und innerhalb weniger Sekunden konnte sie das laute tok tok tok, dass Mad-Eye ankündigte, sowie ein zweites Paar Füße vernehemen.

"Ist das - ?", flüsterte Arthur geschockt.

Tonks nickte nur und Arthur bückte sich um seinen Puls zu fühlen.

"Du solltest schon mal ins Haus gehen", wies Mad-Eye sie an.

"Nein, ich kann helfen, ich will helfen", rief sie.

"Ich weiß, ich bezweifle nur sehr, dass er wollen würde dass du ihn so siehst...", gab er zu bedenken und gestikulierte in Remus' Richtung. Plötzlich wurde ihr sehr deutlich bewusst, dass er vollkommen nackt war unter all dem Dreck. Er musste sich verwandelt haben. Ihre Haarspitzen verfärbten sich, ebenso wie ihre Wangen leicht rot, etwas das schon sehr lange nicht mehr vorgekommen war. Auch Mad-Eye schien es zu bemerken und sah sie verwundert an. Sie ging zurück ins Haus und kochte Tee während sie Mad-Eye und Arthurs Schritten lauschte. Nach etwa einer halben Stunde - der Tee war bereits kalt geworden - kamen die beiden in die Küche. Mit einem Schlenker ihres Zauberstabs erhitzte sie den Tee und stellte drei Tassen auf den Tisch. 

"Danke", murmelte Arthur.

"Wie geht es ihm?", fragte sie ohne Umschweife.

"Er wird durchkommen", antwortete Mad-Eye.

"Ist er wach? Hat er erzählt was passiert ist?"

"Nein, und es könnte noch eine Weile dauern. Allerdings kam vor kurzem ein Patronus von ihm an und - "

"Wieso habt ihr mir nichts gesagt?", sie wusste dass sie völlig überreagierte, doch sie konte nichts dagegen tun.

"Weil Kingsley mich erst vor wenigen Minuten darüber informieren konnte, Remus hat eine Warnung gesendet die viele Leben retten konnte. Es blieb keine Zeit, uns rechtzeitig zu informieren, alle anwesenden Kräfte wurden sofort mobilisiert."

"Dann müssen sie ihn erwischt haben", flüsterte sie voller Mittgefühl als sie an die zusammengesunkene Gestalt vor der Haustür dachte.

"Es ist anzunehmen, ja", mischte sich Arthur nun ein. "Aber er wird wieder in Ornung kommen, ganz bestimmt."  

Nchdem Arthur und Mad-Eye das Hauptquartier verlassen hatten hatte sie sofort die Gästezimmer geöffnet und Remus im dritten gefunden. Er lag auf dem Bett, vollkommen regungslos. Arthur oder Mad-Eye (wobei sie eher auf ersteren tippte) musten den Dreck abgewaschen haben, das weiße, eindeutig zu weite Shirt (vermutlich eines von Sirius alten Kleidungsstücken) ließ ihn noch blasser als sonst wirken. Sie setzte sich an sein Bett und nahm seine Hand. So lange hatte sie gehofft er würde zurückkehren, so lange hatte sie versucht die Hoffnung aufzugeben. Es wäre so viel leichter für sie gewesen. Doch jetzt war sie einfach nur froh, dass sie ihn nicht das Leben gekostet hatte. Eine Weile saß sie einfach nur da, dann erinnerte sie sich an den Tag nach dem Kampf im Ministerium. Sie hatte geglaubt, seine Stimme gehört zu haben, seine Geschichten. Inzwischen war sie vollkommen sicher, dass er da gewesen war, gewartet hatte bis sie aufwachte. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Natürlich war ihr klar, dass sowas nicht wie im Märchen funktionierte, und sie hatte auch nicht vor ihn zu küssen...

"With your feet on the air and your head on the ground..."

Als ihre Stimme gegen Ende zu zittern begann brach sie ab. Sie war zu erschöpft und müde um sich noch in ein anderes Zimmer zu schleppen und so schlief sie auf dem Stuhl neben ihm ein.