Tonks
So müde sie auch war, sie fand einfach keinen Schlaf. Ein Werwolf, Remus. Sie fragte sich, wie es dazu gekommen war, ob es wohl unhöflich wäre, ihn danach zu fragen. Jeder Versuch, sich von ihm abzulenken war dazu verdammt, fehlzuschlagen, Fragen jagten weitere Fragen in ihrem Kopf. Wie war er zum Orden gekommen? Wie nahe standen sich Sirius und er? Wohnte er noch immer in der winzigen Wohnung? Irgendwann schaffte sie es doch noch, einzuschlafen, fünf Stunden später schien ihrem Nachbarn jedoch eingefallen zu sein, dass sieben Uhr morgends genau die richtige Zeit war, um einen Streit mit seiner Frau vom Zaun zu brechen.
"Du kannst doch nicht die Butter schneiden!", das war Tonks' Weckruf, wenn auch unbeabsichtigt.
"Was sollte ich denn sonst tun wenn du sie doch immer viel zu spät aus dem Kühlschrank holst?"
"Ach jetzt bin ich wieder Schuld? Das ist ja so typisch!"
Am liebsten hätte sie ihren Nachbarn in ähnlicher Lautstärke klargemacht, wohin diese sich ihre Butter stecken könnten, doch aus Erfahrung wusste sie, dass das auch nichts ändern würde (ein ähnlicher Vorfall hatte sich schon mit der Margarine ereignet). Schicksalsergeben hievte sie sich aus dem Bett und entschied, ihren Plan für den Orden weiter auszufeilen und mit den anderen Mitgliedern zu sprechen. Jedoch ließ sie sich Zeit beim Duschen, sie wollte niemanden wecken, wo sie doch selbst gerade wieder diese unangenehme Erfahrung gemacht hatte, und sehr bezweifelte dass Mrs Black heute besser gelaunt wäre als gestern.
Als sie um halb neun in der Sirius' Küche saß, gesellten sich zwei Mädchen zu ihr.
"Mad-Eye hat uns erzählt, dass Sie ein Metamorphmagus sind", sagte das rothaarige Mädchen.
Tonks schmunzelte, dann schloss sie die Augen. Als sie sie wieder öffnete sah sie das Erstaunen der beiden Mädchen, kurz bevor sie in Gelächter ausbrachen. Sie hatte eine Schweinsnase mitten im Gesicht.
"Ich bin Tonks", stellte sie sich vor.
"Ginny Weasley", sagte die Rothaarige.
"Hermine Granger", sagte die andere.
Wie sich herausstellte, waren beide Hexen äußerst interessant und bald musste Tonks sich eingestehen, dass sie die Zeit über ihrem Gespräch vollkommen vergessen hatte. Ein Nachteil ihres Jobs war, dass sie kaum Zeit oder Energie hatte, um sich mit Freunden zu treffen und ihr wurde schmerzlich bewusst, wie sehr Miranda, ihre beste Freundin aus Schulzeiten, ihr fehlte. Über den Tag verteilt lernte sie den Rest der Weasleys kennen, Molly, Arthur, Bill und Charlie hatte sie bereits gestern gesehen, Ron, der gegen Mittag aufstand und ihnen half, eines der Gästezimmer zu entrümpeln stellte sich als recht freundlich, Spinnen gegenüber jedoch panisch heraus und die Zwillinge kündigten sich (und ihre Erfindungen) mit einem lauten Knall an. Sie schloss die gesamte Familie nach nur einem Tag ins Herz.
Während des Abendessens saß sie Remus direkt gegenüber, mit gedämpften Stimmen unterhielten sie sich über die eher vagen Pläne zu Harry Potters Anreise.
"Dumbledore meinte, er solle erst so spät wie nur möglich hergebracht werden", sagte Remus.
"Wieso das denn?", fragte sie
"Er will ihn so weit wie möglich aus dem ganzen hier raushalten."
"Das verstehe ich nicht", flüsterte sie verwirrt. "Sollte nicht gerade er wissen, was los ist? Dass wir hinter ihm stehen und gegen Voldemort kämpfen?"
"Dumbledore wird seine Gründe haben und Harry ist immernoch ein Junge, gerade mal 15 Jahre alt."
"Hm...", machte Tonks und für eine Weile schwiegen beide.
"Remus?"
"Ja?"
"Darf ich dich etwas fragen? Du musst nicht antworten wenn es dir... unangenehm ist"
"Okay", seine Mine verdüsterte sich, er schien zu wissen, was sie fragen wollte.
"Wie ist das passiert? Ich meine, wie bist du zum Werwolf geworden?" Er zuckte bei dem Wort zusammen und doch antwortete er:
"Ich war vier als es passierte", begann er traurig. "Ein Werwolf hatte eine Rechnung mit meinem Vater offen, er biss mich um ihn zu bestrafen. Ich hatte Glück, dass ich trotzdem nach Hogwarts gehen durfte, wenn auch ohne jemals über meine "Krankheit" sprechen zu können. James und Sirius waren jedoch viel zu schlau, als dass mein Verschwinden bei Vollmond unbemerkt bleiben konnte. Sie - und Peter - haben mein Leben dort um einiges leichter gemacht."
"Ich... Das ist... Ich weiß nicht was ich sagen soll", gab Tonks nach diesem Einblick in seine Vergangenheit zu. Ihr war klar, dass ihm über die Jahre niemand geblieben war, James war tot, Sirius bis vor kurzem in Azkaban und Peter ein Verräter.
"Und du bist also ein Metamorphmagus? Ginny meinte deine Schweinsnase wäre absolut faszinierend", lenkte er das Thema geschickt in eine einfachere Richtung.
"Oh ja, als ich kleiner war hat mein Vater mir immer damit Angst gemacht, dass sie eines Tages so bleibt und ich den Rest meines Lebens als Schwein verbringen müsse. Er ging einmal sogar so weit, mir einen Trog an den Tisch zu zaubern." Remus lachte und schwang seinen Zauberstab.
"Bloß nicht!", rief sie. Ebenfalls lachend und packte seine Hand. Plötzlich schien sich die Stimmung zu ändern, sie bekam eine Gänsehaut und hielt mitten in der Bewegung inne. Er räusperte sich und sie ließ seine Hand los, als wäre sie eine heiße Kartoffel. Hatte sie ihn verärgert? Verlegen stand sie auf und versuchte, Molly beim Abdecken zu helfen, jedoch nicht ohne einen Teller zu Bruch gehen zu lassen, wodurch sie nur noch röter anlief als sie ohnehin schon war.
Wärend der nächsten Tage erschien Remus nicht mehr zum Essen im Hauptquartier.
DU LIEST GERADE
Remus und Tonks
FanfictionDas ist die Geschichte von Remus Lupin und Nymphadora Tonks. Eine leise, warnende Stimme im hintersten Eck seines Verstandes versuchte ihn darauf hinzuweisen, dass er sich gefälligst umdrehen und durch diese Tür verschwinden solle, doch er hörte s...