13. Ivana

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Der nächste Morgen war ziemlich entspannt. Dadurch, dass ich wieder bei Dean schlafen konnte, hatte ich es auch geschafft einmal länger zu schlafen, was mir wirklich guttat. Dean war schon wach gewesen, als ich um 11 Uhr morgens aufwachte, und schaute neben mir Fernsehen.

Gegen halb 12 beschlossen wir dann tatsächlich aufzustehen und zu frühstücken.

Als wir unten ankamen war der Tisch noch gedeckt, jedoch nur noch für mich und Dean. Unsere Eltern hatten anscheinend schon gegessen. Schweigend brachten wir unser Frühstück zu Ende und anschließend ging ich nach oben, um mir etwas anderes anzuziehen, wobei ich mich für eine kurze Jogginghose und ein Bauchfreies Top entschied. Dean war wieder in sein Zimmer gegangen, um eine Serie zu schauen. Was für eine Verschwendung an einem so schönen Tag.

Ich hingegen lief wieder nach unten und hielt Ausschau nach meinem Vater, da ich umbedingt mal wieder mit ihm trainieren wollte.

Wie so oft war er in der Garage und schraubte an seinem Auto. Das Auto, dass er schon damals hatte, als er noch so alt war wie ich. Er hatte es, kurz bevor wir nach New Orleans fuhren, zu einem Transportunternehmen gebracht, damit sie es hier her brachten. Denn er selbst fuhr nur noch sehr selten mit dem Auto, oder besser gesagt gar nicht mehr, da es doch schon ziemlich alt war und er es nicht kaputt fahren wollte. Es war so etwas wie sein Heiligtum. Noch nicht einmal Dean oder ich konnten ihn zu einer kleinen Spritztour überreden.

"Hey Dad", begrüßte ich ihn. Er lehnte sich gerade Kopfüber in die Motorhaube und prüfte, wie es aussah, den Ölstand. Auch wenn sich dieser in den letzten Monaten wohl kaum geändert hatte.

"Schätzchen, auch mal aufgestanden?", grinste er mich an und legte eine verschmutzten Lappen auf die Seite.

Ich grinste ihn an. "Ja, du weißt doch, ich brauche meinen Schönheitsschlaf." Und machte dabei eine eingebildete Bewegung.

"Natürlich. Als ob du nicht auch so wunderschön bist", lachte er.

"Du bist mein Vater. Du musst das sagen." Lachte ich ihn an und verschränkte meine Arme vor der Brust.

"Nein ich weiß es."

"Und woher", fragte ich und kicherte immer noch.

"Na weil du von mir kommst. Da kannst du nur hübsch sein", sagte er verschmitzt und grinste mich an.

Nun musste ich wirklich lachen. "Okay, du hast gewonnen."

"Also, wieso bist du hier?", fragte mich mein Vater und ging dann auf seine Wasserflasche zu, aus der er einen kräftigen Schluck trank.

"Ich wollte fragen ob wir ein bisschen trainieren wollen. Ich muss mich umbedingt mal wieder ein bisschen auspowern."

Er stellte seine Flasche wieder ab und nickte. "Ja, wäre mal wieder eine gute Idee. Ich bin auch schon ein bisschen aus der Übung. Ich will nur noch schnell das hier fertig machen. Du kannst ja schon mal was zu trinken bereit stellen und deine Boxhandschuhe und alles andere was du heute trainieren willst, herausholen."

Ich nickte ihm zu. "Okay, super. Dann bis gleich."

Und schon machte ich mich daran alles herauszusuchen. Meine Boxhandschuhe, einen langen Kampfstab, Pfeil und Bogen - ich weiß, ich werde es vermutlich niemals in einem echten Kampf benutzen können, aber ich wollte es damals umbedingt lernen - , eine Zielscheibe und ein paar kleine Messer.

Da unser Garten ziemlich hohe Hecken hatte, konnten uns unsere Nachbarn nicht sehen, nur vielleicht hören. Meine Eltern hatten wirklich das passendste Haus für uns gefunden, dass sie hier kriegen konnten.

"Hey, Ivana. Trainiert ihr jetzt?" Hörte ich Dean von seinem Fenster aus rufen.

Mein Kopf flog nach oben und sofort blendete mich die Sonne.

"Ja, mit Dad. Willst du auch?"

Ich konnte kaum erkennen, wie er seinen Kopf schüttelte. "Nein, lass mal."

"Na gut, aber beschwer dich dann beim nächsten mal nicht, dass ich dich fertig gemacht habe", rief ich zu ihm nach oben und verdeckte meine Augen, wegen der kräftigen Sonne.

"So weit wird es nicht kommen", rief er zurück.

"Aber es kam schon soweit", lachte ich und schaute wieder nach unten.

Dann bereitete ich alles vor. Die Zielscheibe hängte ich an einem Baum auf und den Rest legte ich geordnet in einer Reihe auf den Boden. Dann musste ich noch ein paar Minuten warten, ehe mein Vater dazukam.

"Sorry, ich wurde gerade noch angerufen. Mein neuer Klient wollte etwas wissen. Ach und bevor ich es vergesse, nicht das ihr es vergesst, weil ich oft mal etwas vergesse, wollte ich dich dran erinnern, dass du mich und alle anderen daran erinnerst, dass wir morgen mit meinem neuen Klienten essen gehen. Gott, hätte ich dir dass jetzt nicht gesagt, hätte ich es sicher vergessen." Er ratterte es richtig hinunter, weswegen ich wirklich lachen musste.

"Oh Gott Dad. Mach mal halblang." Lachte ich weiter. "Aber ja, ich versuche es auch nicht zu vergessen."

"Gut. Also," er klatschte einmal in die Hände, "mit was willst du anfangen?"

"Ich dachte mir erst Bogenschießen, dann Messerwerfen und am Ende einen Zweikampf. Was sagst du dazu?"

"Gute Idee. Lass uns anfangen.", stimmte er mir zu und machte sich direkt daran den Bogen und einen Pfeil in die Hand zu nehmen.

„Ich frage mich immer noch, wieso du unbedingt Bogenschießen lernen wolltest. Weißt du noch? Früher haben wir dir immer grüne Klamotten angezogen, damit du aussiehst wie Robin Hood", erzählte mein Vater und schoss anschließend einen Pfeil ab. Er traf knapp den Rand unter dem Ende der Zielscheibe.

„Sag mal Dad, bist du schlechter geworden, oder kommt mir das nur so vor?", lachte ich. „Und danke dafür. Ich habe mich früher tatsächlich wie Robin Hood gefühlt."

„Ich weiß, dass war doch auch unser Ziel damals. Und das gerade eben," er zeigte auf die Zielscheibe, „war nur ein Versuch. Nichts weiter."

„Sicher doch. Gib mal her," forderte ich und schnappte mir den Bogen. „Ich zeig dir jetzt mal wie das echte Profis machen."

Ich legte den Pfeil ein und stellte mich in eine passende Position. Dann spannte ich den Bogen an und versuchte mein Ziel anzupeilen. Anschließend ließ ich los und sofort zischte der Pfeil  in die Zielscheibe.

Ich grinste meinen Vater an. „Siehst du? So macht an das."

Mein Vater klatschte lächelnd in seine Hände. „Wirklich sehr gut. Du weißt gar nicht wie stolz ich auf dich bin."

Ich legte den Bogen auf die Seite. „Danke, Dad."

„Wäre dein Bruder nur auch so Kampfbegeistert wie du."

Plötzlich hörten wir eine Stimme von oben. Es war Dean, der sich aus seinem Fenster lehnte und zu uns nach unten schaute. „Hey, ich kann euch hören."

„Besser ist es", rief ich zurück. „Los komm runter. Es wird dir sicher nicht schaden mal wieder etwas zu machen."

Widerwillig nickte er und kam anschließend in Sportklamotten zu uns nach unten.

Es machte wirklich extrem viel Spaß. Erst nach guten zwei Stunden machten wir eine Pause. Mom hatte uns Eistee und etwas zu Essen hingestellt, da mein Wasser schon ziemliche Überhitze angenommen hatte. Zusammen redeten und lachten wir, bis es durch die Mittagshitze so heiß wurde, dass wir beschlossen ins Freibad zu fahren, wo wir bis abends waren und mal wieder so richtig Spaß zusammen hatten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 27, 2017 ⏰

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