6. Ivana

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Da die Türe zu den Toiletten noch offen war, beobachteten uns sogar einige Menschen. Vermutlich Tratschtanten die gerne Gerüchte in die Welt setzten. Ich konnte bloß hoffen, dass sie Ikarus nicht kannten und wir sie nie wieder sehen würden.

"Sagt mal habt ihr nichts besseres zu tun? Vielleicht weiter saufen, damit ihr in einer Stunde auch über einem Kübel zum kotzen hängt?", fuhr Dean die Gruppe von etwa 25-Jährigen an, die schon anfingen über Ikarus zu reden. Geschockt liefen sie davon.

"Danke.", meinte ich zu Dean und wendete mich dann wieder zu Ikarus, welcher es immer noch nicht vollbracht hatte.

"Mir ist so schlecht, aber es klappt nicht.", murmelte er verzweifelt und lehnte sich leicht zurück.

Ich fuhr ihm über den Rücken und setzte mich neben ihm auf den Boden. Ich war dicht an ihn gedrückt, da die Toilettenräume alles andere als groß waren.

"Hier ist besetzt. Sucht euch ein anderes Klo.", sagte dann plötzlich Dean. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie er sich am Eingang der Toiletten positioniert hatte und Männer davon schickte.

"Ich muss aber dringend. Geh mir aus dem Weg, Junge.", hörte ich die Stimme eines Mannes, mittleren Alters.

"Mein Kumpel kotzt sich gerade die Seele aus dem Leib, also verpiss dich. Hier gibts sicher genug Bäume."

Ich hörte ein leises Schnaufen und vermutete mal stark, dass sich der Mann ein anderes Klo suchen würde.

"Danke.", meinte ich wieder zu Dean und hörte kurz darauf ein Würgen von Ikarus.

"Ich kenne das Gefühl, welches du gerade hast, auch." Ja, ich war damals auch schon zusammen mit Dean und seinen Freunden feiern. Mit Alkohol versteht sich.

Ich hielt mit meiner Hand auf seinem Rücken inne. "Das hört sich jetzt möglicherweise total eklig an, aber versuch es mal, indem du dir deinen Finger in den Hals steckst. Danach wird es dir sicher besser gehen."

Er schaute mich zuerst entgeistert von der Seite an, nickte dann jedoch.

Nach gefühlten Stunden, liefen wir wieder außerhalb der Straßen des French Quarters entlang. Ikarus ging es besser, aber er hielt sich immer noch seinen Bauch fest.

"Du musst dann etwas essen.", sagte Dean eindringlich und er nickte immer nur.

Gerade waren wir auf dem Weg zu ihm Nachhause. Wir hatten es nicht zugelassen, dass er alleine ging. Wir wollten einfach wissen, dass unser neugewonnener Freund sicher bei sich ankam. Obwohl er immer versuchte uns abzuwimmeln, was ich nicht ganz verstand.

Zu unserem Glück wohnte er nur eine Straße weiter, also mussten wir danach selbst nicht mehr viel weiter gehen.

Endlich in der N Villere Street angekommen, brachten wir ihn bis zur Haustüre. Wie sich herausstellte, war er recht wohlhabend und seine Eltern schien es nicht zu stören mit ihrem Haus ein bisschen anzugeben. Es war, im Gegensatz zu den herumliegenden Häusern recht groß und schön gestaltet. Die Fläche, auf der das Haus stand, war, wie es aussah, doppelt so groß wie alle anderen.

Ikarus stand mit dem Rücken zu uns und sein Kopf war in den Nacken gelehnt. Er seufzte. "Ich hoffe, dass ihr jetzt nicht denkt, dass ich ein reicher Schnösel bin. Im Gegenteil, ich bin nicht so, wie es andere denken. Meine Eltern sind es genauso wenig." Er drehte sich wieder zu uns herum. "Ja, wir haben mehr Geld zur Verfügung, als andere. Aber meine Eltern haben dafür hart gearbeitet und ich bin stolz auf sie, dass sie es durch ein kleines Geschäft so weit gebracht haben." Er stoppte kurz. "Ich hoffe, ihr denkt jetzt nicht anders von mir."

Ich schüttelte meinen Kopf. "Wir konnten dich doch leiden, schon bevor wir gerade erfahren haben, dass du reich bist. Wieso denkst du so etwas?"

"Genau.", stimmte mir Dean zu. "Nur weil du reich bist, musst du ja nicht gleich ein rießen Arsch sein."

Dean und ich waren alles andere als geschockt über seinen Reichtum, da wir in der Welt schon viel Schlimmeres gesehen hatten.

Ikarus lächelte leicht. "Danke. Dazu muss ich jedoch sagen, dass ihr es nicht leicht haben werdet, mit mir befreundet zu sein. Also, wenn ihr es noch sein wollt."

"Wieso?"

"Die meisten hassen mich, wegen meinem Geld. Sie haben mich schon verurteilt, als sie mich noch nicht einmal richtig kannten. Als ich mit einem alten Auto auftauchte, dachten sie, ich würde über sie herziehen. Und als ich mit einem neueren fuhr, lästerten sie, dass ich ein gnadenloser Angeber sei.", er zuckte leicht mit seinen Schultern. "Niemals kann man es einem recht machen. Nicht das Geld macht uns zu etwas anderem. Daran sind von Grund auf nur die Menschen schuld."

"Ich denke ich spreche für uns beide, wenn ich sage, dass es uns egal ist was andere über dich sagen. Du bist jetzt unser Freund und Freunde sind bekanntlich füreinander da. Egal ob du Geld hast oder nicht."

"Ja. Und jetzt wäre es vermutlich besser, wenn du schlafen gehen würdest. Du hattest eine harte Nacht." Dean ging zu ihm und umarmte ihn leicht. Ich tat es ihm gleich.

Anschließend stiegen wir von seiner Veranda und gingen los.

Mit einem wartet, hielt er uns jedoch noch einmal kurz zurück.

Beschämt schaute er uns von oben an. "Nocheinmal danke fürs her bringen. Es tut mir wirklich leid, dass wir uns so kennen lernen mussten. Mir wäre es lieber gewesen, wenn ich nicht vor euren Füßen gekotzt hätte.", sagte er ehrlich.

Ich lächelte ihn an. "Ich habe schon Schlimmeres gesehen."

"Ja. Außerdem haben wir jetzt was gegen dich in der Tasche, wenn du uns blöd kommst.", kicherte Dean. Lachend schlug ich ihm auf den Arm.

"Gute Nacht Ikarus."

"Ich hoffe mal, dass wir uns morgen wieder sehen werden.", gestand er.

"Gib mir deine Nummer, dann werden wir es auf jeden Fall." Er nickte mir zu und kurz darauf hatte er nun meine und ich seine Nummer. Damit ich sicher sein konnte, dass es seine war, schrieb ich ihm sofort eine SMS mit der Nummer meines Bruders.

"Wir sehen uns.", verabschiedete sich Dean nun ganz und somit liefen wir zusammen nachhause.

Auf dem Weg nachhause redeten wir über unseren neuen Freund. Wir waren uns beide sicher, dass er eigentlich ein ganz netter Kerl war und wir nichts zu befürchten hatten. Auch beschlossen wir, dass wir dumme Kommentare von anderen, zu ihm, überhören würden. Aber natürlich nur, wenn sie lächerlich klingen würden.

Zuhause angekommen, schlichen wir leise ins Haus hinein, um unsere Eltern und Rebekah nicht zu wecken. Im Bad machten wir uns zusammen fertig, was hieß, dass wir neben einander standen und zusammen unsere Zähne putzten und anschließend unsere Gesichter wuschen.

Im Flur trennten sich unsere Wege mit einem gute Nacht zu dem anderen.

■21.08.16■

Hier stand bis vor kurzem noch eine Nominierung, habe sie jedoch weggemacht und in einem Extrabuch veröffentlicht. Also wer will, kann gerne vorbeischauen. Ich habs ganz einfach ICH genannt, falls ihr es suchen solltet. Deswegen verwirrt euch nicht, falls ihr die jetztigen Kommentare nicht ganz versteht :)

Die Tochter des Bodyguards Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt