7. Kapitel - Im Schloss

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Überall um mich herum wurde getuschelt und geflüstert. Ich musste ein Seufzen unterdrücken. Seit ich am Schloss angekommen war, ging das pausenlos so. An jeder Ecke an der wir vorbeiliefen sahen mich neugierige Blicke an. König Kilian, ach ne, mein Vater, hat mir erklärt, das das hier eigentlich noch nicht zum Schloss gehörte, aber wir hatten ein Dach über dem Kopf, es war groß, und wir liefen durch endlose Flure. Meiner Meinung nach war das ein Schloss, aber ich hielt die Klappe.

Kilian war ein netter Mann. Als Flo und ich am Waldrand ankamen, wartete er dort auf uns. Er saß auf einem großen, braunen Pferd und strahlte, als er uns sah. Er hatte eine eigene Leibgarde angeschleppt, was meiner Meinung nach vollkommen übertrieben war, immerhin konnten wir bis jetzt auch überleben, aber Kilian bestand darauf. Er sah wirklich gut aus. Er hatte braune Haare und ebenso braune Augen. Ich fragte mich immer noch woher ich dann meine Augen hatte, aber wharscheinlich musste ich mich einfach damit abfinden, das ich eben anders war.

Er war hochgewachsen und trug eine hellblaue Uniform. Sie sah genauso aus wie die der Wächter, nur das seine aus einem besseren Stoff betehen musste, und sie edler aussah. Zuerst war ich ihm misstrauisch gegenüber, immerhinn wollte er mich als Baby umbringen. Hallo? Ich war ein Baby! Aber die Liebe in seinen Augen sagten etwas anderes und irgendwie fühlte es sich bei ihm so heimisch an. Auf dem Weg zum Schloss erklärte er mir, das er immer ein Schwert oder Bogen bei sich trug, falls er angegriffen wurde. Erschrocken fragte ich, wieso er denn angegriffen werden sollte, worauf Kilian lachend geantwortet hatte, das er der König sei, was mich nicht gerade schlauer machte. Kilian hatte sich wirklich gefreut, als er mich sah. Er war vom Pferd abgestiegen, hatte mich umarmt und in mein Haar geflüstert, wie sehr er sich freue mich endlich kennenzulernen und wie bezaubernd ich sei. Ich stand einfach stocksteif da, er war immer noch ein Fremder für mich, doch als ich die Freudentränen in seinen Augen sah, umarmte ich ihn auch ganz fest. Es war als hätte ich ihn schon mein ganzes Leben lang gekannt. Dann ließ er mich auf sein Pferd steigen, nahm die Zügel und führte das Pferd, was ihn sofort sympathischer machen ließ. Er hätte auch einfach mich laufen lassen können. Für Flo hatte er ein Pferd besorgt, und es stellte sich heraus das Flo ein begnadeter Reiter war. Es gab so einiges was ich noch nicht wusste und die Fragen lagen mir auf der Zunge, doch Kilian hatte mir versprochen das er sie alle im Schloss beantworten würde. Mir blieb also nichts anderes übrig, als still zu sein und aufzupassen, das ich nicht vom großen Pferd fiel.

Auf dem Weg zu Schloss erzählte er ein bisschen was von sich. Dass er der König des Sommerreiches war wusste ich ja schon. Er war alleiniger Herrscher und zweihundertdreiundsechsig Jahre alt. Als er mir das mitteilte sah ich ihn mit großen Augen an, bis er mir erklärte das hier andere Gesetze gelten. Hier verging die Zeit langsamer, als in der Welt der Sterblichen. Aber seinem Aussehen nach, schätzte ich ihn auf Mitte vierzig. Dann verlangte er aber, dass ich etwas über mich erzählte. Ich wusste nicht wo ich anfangen sollte, also erzählte ich einfach, das ich wie jedes andere Mädchen in meinem Alter zur Schule ging. Kilian war der festen Überzeugung, dass ich die Beste von allen war. Genauso, als ich erzählte, das ich in einem Federball-Team war. Er wusste zwar zuerst nicht, was das war, doch als ich es ihm erklärt hatte, platzte er vor Stolz fast, weil er fand, das das eine sehr schwierige Sportart war. Ich sagte einfach mal nichts dazu. Außerdem erzählte ich, dass ich gerne backte und ich eine Leidenschaft fürs Lesen hatte. Natürlich konnte Flo nicht seine Klappe halten und erzählte, dass ich Klavier spielen konnte. Kilian bestand darauf, das ich ihm etwas vorzuspiele, sobald wir im Schloss ankamen. Ich willigte nörgelnd ein. Dann hatte er noch ein paar Fragen an mich. Wie es mir in der Welt der Sterblichen gefiel, ob meine Mutter auch immer gut zu mir war, was ich schon immer mal machen wollte, aber noch nie konnte, was mein größter Traum war und er fand die Smartphones sehr interessant. Als ich ihm erzählte, dass ich mein iPhone in meiner Umhängetasche hatte, wollte er es sofort im Schloss zu sehen bekommen. Und jetzt liefen wir durch das „Vorschloss" oder wie er das nannte. Hier brachte er ärmere Feen unter, die kein zu Hause hatten und ohne ihn auf der Straße leben müssten. Dafür arbeiteten sie im Schloss, kriegten dafür aber ein Dach über dem Kopf, Verpflegung und eine Krankenversicherung. Er hatte es zwar nicht genauso gesagt, aber grob entsprach es dem, was er mir erklärt hatte. Allerdings sind wir, bevor wir ins „Vorschloss" gegangen sind, von unseren Pferden gestiegen und liefen nun durch die Flure. Die Pferde wurden uns von Stallburschen, ja richtigen Stallburschen, abgenommen und in ihre Ställe gebracht. Die Flure waren so breit, sodass die ganze Einheit Platz hätte nebeneinander laufen können, aber nicht tat, weil der König sich mit mir unterhielt. Flo hielt sich im Hintergrund, was mir gar nicht gefiel. Ich fühlte mich sicherer, wenn er in meiner Nähe war. Manchmal meldete er sich zu Wort, oder Kilian hatte ein paar Fragen an ihn (über mich, Mensch, war der stolz auf mich). Trotzdem lief er rechts hinter mir und hielt meistens die Klappe, was sehr untypisch für ihn war.

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