„Aufstehen, Schlafmütze!", weckte mich Flos sanfte Stimme. Ich seufzte leise. Er lachte. „Na los! Wir müssen los", drängte er. Ich spürte wie sich der Untergrund unter mir vertiefte, als Flo sich auf die Bettkante setzte. Ich lag noch genauso wie am Tag zuvor im Bett. „Schlafmütze!", sagte Flo nochmal. Ich tat so als würde ich ihn nicht hören. „Bella", sagte er spielerisch drohend. „Muss ich etwas zu härteren Methoden greifen?", fragte er. Ich brummte. „Egal was es ist. Mich bekommst du hier nicht raus!", murmelte ich stolz in die Kissen. „Wollen wir wetten?"
„Wenn du dich dann besser fühlst!", sagte ich gleichgültig. Flo nahm die Herausforderung an. „Mom zeigt dir wie man den Kuchen von gestern macht", sagte er. Guter Zug, aber nicht genug. „Ich zeige dir das Gedankenlesen" Nicht schlecht, aber überzeugt hatte er mich immer noch nicht. „Hm... Mir fällt bei bestem Willen nichts mehr ein", sagte er. „Außer..."
Plötzlich spürte ich seine Hände an meinen nackten Füßen. Ich zuckte zusammen und kicherte. „Hör auf! Das kitzelt!"
„Was meinst du? Etwas das hier?", fragte er und jetzt kitzelte er mich richtig. Ich lachte und versuchte seine Hände abzuwehren. „Nicht kitzeln! Kitzeln ist unfair!", bekam ich zwischen meinem Lachen hindurch. Flo legte ein Bein über mich und ab jetzt hatte ich keine Chance mehr. „Stopp! Ich bin wach! Ich stehe ja schon auf!", ergab ich mich. Flo lachte. „Na gut! Aber nur weil du so süß aussiehst mit roten Wangen" Ich legte eine Hand auf meine Wange. Sie glühte. Ich lachte leise.
„Okay, dann lass mich aber auch aufstehen", verlangte ich, weil er immer noch auf mir drauf saß. Er ließ mich aufstehen und wir gingen nach unten. Auf der Treppe versuchte ich mit meinen Fingern irgendwie meine Haare zu kämmen, aber ich wusste es war zwecklos. Wir frühstücken alle zusammen. Das Essen schmeckte wieder wundervoll und ich schaufelte wieder so viel in mich hinein wie ich konnte. Dann verabschiedeten wir uns von Flos Familie, um uns auf den Weg zum König zu machen. Freya umarmte mich ganz besonders fest. „Mach schön, dass du auf sie aufpasst!", sagte sie warnend zu Flo. Es fiel mir schwer mich von ihnen zu trennen. Flos Familie war wirklich nett. Dann gingen wir durch das Dorf und in den Wald hinein. Flo erklärte mir, dass König Kilian an der Grenze zum Sommerreich auf uns warten würde. Auf dem Weg sah ich die komischsten und trotzdem schönsten Pflanzen, die ich je gesehen hatte. Eine war schöner als die andere. Bei einigen warnte Flo mich und ich ließ sie in Ruhe, bei anderen pflückte er sie und steckte sie mir ins Haar. Ich hatte jetzt einen schönen Blumenkranz mit verschiedensten Blumenarten auf dem Kopf. Dann sagte Flo plötzlich: „Sei mal kurz leise!" Ich blieb stocksteif stehen und lauschte. Ich konnte allerdings nichts hören außer den Wind in den Baumkronen. Flo stand wie eine Statue da und gab keinen Laut von sich. Mit einer Handbewegung bedeutete er mir ihm zu folgen. Wir kamen vom Weg ab und gingen tiefer in den Wald. Dann ging er hinter einem Busch in die Hocke. Ich tat es ihm nach. Er schob die Äste vorsichtig zu Seite. Ich lugte durch die Lücke. Was ich sah, war bestimmt das schönste was ich je gesehen habe. Keine Blume in meinem Haar konnte es damit aufnehmen.

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Vandora - Der Garten der Erinnerungen
FantasíaArabella war sechs, als ihr großer Bruder spurlos verschwand. Das einzige was sie von Kristian noch hatte war ein kleines silbernes Kettchen und ein Zettel wo draufstand: Such mich nicht! Jahrelang war sie todunglücklich. Ihren Vater hat sie nie ken...