Ich öffnete die Augen. Ich lag immer noch auf Flos Bauch, doch ich hatte nun eine Decke über mir. Ich setzte mich auf und sah auf die Uhr. 17:33 Uhr zeigte sie an. Flo schlief noch. Er sah so friedlich aus, dass ich ihn schlafen ließ. Ich stellte mich hin. Mein Kopf dröhnte. Alles drehte sich. Ich versuchte mich auf der Couch festzuhalten, doch da war nichts als Leere. Ich fühlte eine Art Gewicht auf mir, das mich zu erdrücken drohte. Ich ging ein paar Schritte vorwärts, doch genau in diesem Moment fiel ich rücklings hin. Doch dann spürte ich zwei Arme, die mich noch im letzten Moment festhielten, bevor ich hingefallen wäre. Flo war anscheinend aufgewacht und hatte mich noch im richtigen Moment abgefangen.
„Alles okay, Bella?", fragte er besorgt. Ich nickte benommen. Flo hievte mich auf die Couch und legte eine Hand auf meine Stirn.
„Fieber. Ich glaube da hast du dir was eingefangen", sagte er. Er drückte mich weiter ins Sofa, sodass ich jetzt lag. Sein Gesicht war ganz nah an meinem. Ich sah in seine grünen Augen. Dann räusperte er sich und stand auf. „Ich mache dir Tee!", sagte er und verschwand in der Küche.
Was war das denn gewesen? , fragte ich mich. So stark wie jetzt waren mir noch nie seine Augen aufgefallen. Sie sind noch nie so intensiv grün gewesen. Sonst sah ich ein grün wie jeder andere auch, aber dieses Mal haben sie beinahe geleuchtet. Sie waren so intensiv, das ich vollkommen überwältigt war. Ich blinzelte einmal um meine Gedanken zu sammeln. Ich schloss die Augen. Ich war erschöpft. Ich wollte nur noch schlafen. Kurze Zeit später spürte ich wie mir jemand die Haare aus dem Gesicht strich. Ich öffnete die Augen und sah in Flos Augen. „Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht wecken. Ich hab dir Tee gemacht", sagte er. Ich rieb mir die Augen und setzte mich auf. In meinem Kopf schwirrte es.
„Du hast mich nicht geweckt. Ich hab nicht geschlafen", sagte ich. Flo lachte leise und drückte mir eine Tasse Tee in die Hand.
„Danke", murmelte ich und roch daran. Ich kannte diese Mischung nicht. Doch egal was es war, es roch gut. Leicht blumig, mit einem Hauch von Honig. Ich trank einen kleinen Schluck davon und wohlige Wärme breitete sich in mir aus. Der Tee schmeckte süß in meinem Mund. Ich schluckte und sah Flo an.
„Was ist das?", fragte ich.
„Tee", antwortete Flo, mit einen breitem Grinsen im Gesicht. Ich rollte die Augen.
„Ich hab das noch nie getrunken. Wo hast du das her? Der Tee ist richtig lecker!", redete ich einfach weiter. Flo lachte wieder und nahm mir den Tee ab.
„Geheimnis des Koches!", sagte Flo. Ich musste Grinsen. Flo legte noch mal seine Hand auf meine Stirn.
„Oh, ich glaube da brühtest du was aus. Am besten du ruhst dich aus!" Ich nickte und kuschelte mich in die Decke. Sekunden später war ich auch schon eingeschlafen.Ich war in einem Raum. Einem dunkeln Raum. Oder war es überhaupt ein Raum? Ich wusste es nicht. Auf jeden Fall war es dunkel. Und kalt. Ich zitterte. Ich sah mich um, doch erkennen konnte ich nichts als schwarz. Ich rannte in eine Richtung. Doch es blieb alles schwarz. Nichts als Dunkelheit.
„Du brauchst dich nicht zu fürchten, Liebes", erklang eine schöne Frauenstimme. Ich sah mich noch mal um. Doch wieder konnte ich nichts sehen. „Wo bist du?", fragte ich. „Momentan bin ich in Vandora. Doch das sagt dir sicher nichts", sagte die Stimme weiter. Ich nickte, doch dann fiel mir ein, dass es dunkel war und sie mein Nicken nicht sehen konnte. Ich wollte gerade antworten, als sie weitersprach. „Das muss dir auch nichts zu sagen haben. Das wirst du früh genug erfahren" Ich war verwirrt. Konnte sie mich sehen? Und was war mit diesem Vandora?
„Wer bist du? Kannst du dich zeigen?", fragte ich vorsichtig. Ich zitterte wieder und rieb mir die Arme. Doch dann wurde mir plötzlich wohlig warm. Ich spürte wie die Wärme in mich eindrang und ich nicht mehr zitterte. Dann sah ich ein Licht vor mir. Es war blass und hatte einen goldenen Schimmer, der mich sofort an die Lichterketten bei uns im Wohnzimmer denken lies. Ich hatte die zusammen mit Mom aufgehangen. Genauso wie wir den Tannenbaum geschmückt hatten. Das war eine schöne Zeit, denn das war die einzige Zeit wo wir mal was Richtiges zusammen machten. Doch dann wurde das Licht vor mir heller und eine Frau erschien mitten im Licht. Sie war wunderschön. Die glatten, schwarzen Haare fielen wie ein Wasserfall über ihre Schultern und reichten bis zu den Hüften. Ihre blauen Augen strahlten und passten perfekt zu ihrem blauen Kleid aus Satin.
„Hallo!", sagte sie. Ihre samtig weiche Stimme unterstrich ihre unglaubliche Aura nur noch.
„Ich bin Malia" Ich blinzelte.
„Ich bin Arabella", stellte ich mich auch vor. Malia nickte.
„Ich weiß wer du bist, Arabella. Ich habe viel von dir gehört. Ich kenne deinen Bruder, Kristian", sagte sie. Ich starrte sie an.
„Du kennst meinen Bruder? Woher?", fragte ich.
Malia hob die Hand.
„Es geht ihm gut. Er ist ein guter Junge" Mir fiel auf das Malia meinen Fragen ausweichte. Das gefiel mir gar nicht.
„Wer bist du und was willst du von mir?", fragte ich misstrauisch.
„Ich verstehe dass du misstrauisch gegenüber mir bist. Du kennst mich nicht, aber dennoch kenne ich dich. Das muss beängstigend sein. Doch der Grund wieso ich dich aufsuche ist, dass ich dir etwas sagen muss. Etwas was dich und ganz Vandora anbelangt", sagte sie.
„Was ist denn mit Vandora?", fragte ich. Jetzt wo Malia so viel erzählte wollte ich wissen was es mit Vandora auf sich hatte.
„Es ist schreckliches passiert. Ganz Vandora ist in Gefahr. Du musst zu uns kommen. Ich liege im Sterben und mein Sohn Milan wird nach meinem Tod an die Macht kommen. Wenn das geschieht ist ganz Vandora dem Untergang geweiht", erklärte sie. Ich hielt kurz inne. Den Namen Milan hatte ich schon mal gehört. In meinem Traum davor. Einer der Männer meinte dass Milans Mutter im Sterben lag und er wahrscheinlich an die Macht kommt. Das konnte doch nicht sein. Das war doch nur ein Traum.
„Moment mal! Milan? Der Name ist in meinem Traum davor gefallen, aber das kann doch nicht sein. Das hier ist auch ein Traum. Ich kann doch nicht zweimal das gleiche Träumen!", meinte ich. Malia schien kurz verwirrt zu sein (genau wie ich), doch dann erkannte ich Wissen in ihrem Gesicht.
„Du hast das nicht geträumt. Das war echt. Du bist wahrscheinlich aufgewacht und hast mitgehört", sagte sie.
„Das kann doch aber nicht sein. In meinem Traum waren Männer in meinem Haus. Fremde Männer. Und Flo, mein Freund, hat mit ihnen gesprochen. Das kann doch gar nicht sein" Ich hielt das langsam für einen schlechten Scherz. Mein Unterbewusstsein spielte mir einen Streich. Doch Malia schüttelte den Kopf.
„Das ist alles real gewesen!", sagte sie bestimmt. Ich schnaubte ungläubig. Das sagte mir eine Traumfigur aus meinem Gedächtnis?
„Du musst mir nicht glauben. Es wird sich alles klären. Floriel weiß Bescheid", sprach sie weiter.
„Was? Flo? Was meinst du damit?" Zuerst erzählte Malia mir das sie meinen Bruder kennt, dann erwähnt sie etwas was ich schon mal geträumt hatte und jetzt wollte sie mir weiß machen das sie Flo kennt? Das war der verrückteste Traum den ich je gehabt hatte. Das Fieber musste schlimm sein.
„Das ist nicht meine Aufgabe. Ich bin wegen etwas anderem zu dir gekommen. Ich werde sterben, aber ich muss meine Magie jemanden anderen übergeben. Ich habe mich dazu entschieden sie dir zu geben, statt meinem Sohn, wie es eigentlich gedacht war. Das ist das einzige was ich vor meinem Tod noch gegen Milan aufbringen kann."
Malias Stimme klang plötzlich traurig und ich merkte, wie ich Mitleid mit ihr bekam. Eine kurze Stille trat ein. Schließlich fand ich meine Stimme wieder.
„Malia?", fragte ich. Sie hob den Kopf und ich sah, dass ihre Augen mit Tränen gefüllt waren.
„Was ist denn an Milan so schlimm? Wieso willst du nicht das er an die Macht kommt?" Malia seufzte.
„Mein Sohn ist schwierig. Ich will nicht sagen, dass ich ihn nicht liebe, das wäre gelogen. Aber er hat sich nicht so entwickelt, wie ich es wollte. Weißt du, Arabella, es gibt Gut und Böse auf der Welt. Und Milan ist nun mal böse. Und man sollte sich am Besten von dem Bösen fernhalten. Ich wollte ihn auf die gute Seite ziehen, aber das Böse hat sich in sein Herz gefressen...", sie brach ab. Ich sah wie Tränen ihre Wange runterrollten und spürte wie mir auch Tränen in die Augen traten. Malia liebte Milan wirklich, aber ihr Sohn war böse. Er hat sich für die dunkle Seite entschieden.
„Deshalb, Arabella, bist du unsere einzige Hoffnung" Ich sah ihr direkt in die Augen.
„Wieso?", fragte ich.
„Weil du die erste Halb-Menschliche sein wirst die Magie besitzt. Und die auch noch von mir verliehen", sprach sie. Ich runzelte die Stirn.
„Die erste Halb-Menschliche die Magie besitzt...", murmelte ich. „Halb-Menschlich?"
Malia nickte.
„Genau. Du bist ein Mensch. Aber auch bist du Fee, Arabella", sagte sie mit so einer Bestimmtheit, dass ich ihr sofort glaubte. Halb Mensch und halb Fee? Das klang absurd, aber dennoch glaubte ich ihr.
„Und was ist das für eine Magie, die du mir verleihst?" Ich war mit einem Mal sehr neugierig.
„Du bekommst meine Magie verleiht. Von mir persönlich. Doch ich warne dich. Sie wird am Anfang sehr stark sein und ich weiß nicht wie gut du sie kontrollieren kannst"
„Und was kann deine Magie?", fragte ich.
„Das ist nicht von Belang, Arabella. Wichtig ist das du sie schnell kontrollieren lernst. Und nun ist es Zeit für dich aufzuwachen. Deine Mutter kommt gleich nach Hause. Du solltest vielleicht wach sein, wenn sie ankommt", sagte sie zum Abschluss. Dann löste sie sich vor meinen Augen in Luft auf und der goldene Schein verschwand.
„Malia? Malia wo bist du? Bitte geh noch nicht. Ich habe noch Fragen an dich", rief ich. Irgendetwas rüttelte an mir. Ich schlug die Augen auf und sah in Flos besorgtes Gesicht.________________________________
Soooo, der zweite Teil ist dann auch mal da :-). Ich werde wahrscheinlich die nächsten Tage ziemlich viele Teile rausbringen, da ich schon vor meiner Anmeldung bei Wattpad mit dem Schreiben angefangen habe. Ich habe also ziemlich viele Teile auf Vorrat.
Ich wollte noch fragen, ob ich vielleicht Bilder von den Personen einfügen soll. Ich zeichne die selber. Mal schauen, wenn ihr das cool findet, dann würde ich die dort reinmachen. Das wird jetzt nicht in jedem Teil kommen, halt immer dort wo ich etwas habe. Ist ja logisch ;-)
Bis denne!
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Vandora - Der Garten der Erinnerungen
FantastikArabella war sechs, als ihr großer Bruder spurlos verschwand. Das einzige was sie von Kristian noch hatte war ein kleines silbernes Kettchen und ein Zettel wo draufstand: Such mich nicht! Jahrelang war sie todunglücklich. Ihren Vater hat sie nie ken...