9. Kapitel - Der erste Tag im Schloss

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„Und hier ist mein Schlafzimmer!", verkündete Kristian. Müde starrte ich die Tür an. So sehr ich mich auch freute Kristian wieder zu haben, ich musste zugeben, dass ich müde war, meine Füße vom vielen Laufen wehtaten und ich dringend eine Dusche brauche. Mein Bruder sah mich besorgt an. „Alles klar?", fragte er. Ich nickte müde. Er schüttelte den Kopf. „Nein, das stimmt nicht. Du bist todmüde. Du schläfst ja schon im Stehen ein. Komm geh rein!", befahl er und machte die Tür auf. Ich schleppte mich hinein und mein Blick fiel sofort auf das große Bett. Ich schmiss mich darauf und ich war mir sicher dass ich sofort eingeschlafen war, doch Kristian schüttelte mich sanft an der Schulter. „He, Prinzessin! Noch nicht schlafen", hörte ich ihn sagen, aber seine Stimme wiegte mich wieder in den Schlaf. Irgendwo am Rande lachte er. Dann spürte ich wie mich jemand hochhob. Dann war ich endgültig weg. Ich träumte von dem Schloss. Kristian hatte mir eine Menge gezeigt. Von innen war das Schloss noch schöner als von außen. Das Schloss bestand aus unzähligen Gängen, aber Kristian versicherte mir ich würde mich hier schnell zurechtfinden. Manchmal bestanden die Wände aus Glas und gaben den Blick auf den wunderschönen grünen Garten oder den Wald frei. Einmal konnte ich auf den Garten der Erinnerungen sehen. Allerdings waren da nichts weiter als grüne Hecken mit ein paar Blumen hier und da dran. Außerdem liefen überall Bedienstete, Arbeiter, Lehrlinge oder einfach Gäste des Schlosses herum. Diese nickten uns dann zu und manchmal sprachen sie sogar mit uns. Kristian war sehr beliebt bei den Feen hier. Er war einer der besten Jäger und Kämpfer des Schlosses. Fast jeder kannte ihn und schien sich immer zu freuen, wenn er ihn sah. Natürlich stellte er mich immer als die Prinzessin vor. In diesen Momenten wurden die Leute leichenblass, verbeugten sich schnell und murmelten eine Entschuldigung. Dann mussten ich und Kristian ihnen erzählen dass es nicht nötig ist sich vor mir zu verbeugen. Ich mochte es ja nicht. Einmal sahen wir ein zierliches Feenmädchen im Garten arbeiten. Ihr hellblondes Haar glitzerte im Sonnenlicht. Kristian rief fröhlich ihren Namen und als sie aufschaute erschien ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie winkte ihm fröhlich zurück.

Ich wusste sofort dass mein Bruder auf das niedliche Feenmädchen stand. Sein Lächeln wurde nämlich immer breiter. Und ich war mir ziemlich sicher das Epona, so hieß sie, auch auf ihn stand, denn sie strahlte ihn während dem gesamten Gespräch zwischen uns an. Sie himmelte ihn förmlich an. Ich war ein wenig eifersüchtig auf sie, da sie ihn die ganze Zeit um sich haben konnte und er ihr seine Liebe schenkte, aber als Kristian mich in den Arm nahm und mich als seine Schwester vorstellte, lachte sie herzlich. Er habe schon so viel von mir erzählt und wie er sich immer wieder gefragt hatte, wie ich wohl aussehe und wie es mir gerade ging, was ich gerade machte und das ich froh sein konnte einen so tollen Bruder zu haben. Wir sind das perfekte Geschwisterpaar. Ich musste kichern und sofort war sie mir sympathisch. Kristian zeigte mir wo sie wohnte, damit ich mich immer an sie wenden konnte, falls er mal nicht da war. Außerdem stellte er mir seine Freunde vor. Ein rothaariger Junge, namens Hirian, aber alle nannten ihn Rian, ein schwarzhaariges Mädchen, namens Roya. Sie hatte einen äußerst merkwürdigen Stil. Sie kaute die ganze Zeit auf einem Grashalm rum und hatte nicht die üblichen Klamotten an, die man hier so trug. Sie hatte ein bauchfreies Shirt an, einen knappen Rock und hatte ihre Haare zu einem unordentlichen Knoten zusammengenommen. Aber sie war auch sehr nett und freute sich wirklich mich kennenzulernen. Dann stellte Kristian mir noch seinen besten Kumpel vor. Er war der Bruder von Roya, hatte ebenso schwarze Haare und braune Augen. Er hatte ein wirklich schönes Lächeln, das war mir sofort aufgefallen, allerdings war er das komplette Gegenteil von Roya. Roya war flippig, und ihr äußeres Erscheinungsbild war sehr rockig und lässig. Tilow war dagegen vollkommen anders. Er war ruhig und gefasst und viel schüchterner als Roya. Flo hatte ich während unseres Rundgangs leider nicht mehr gesehen. Als ich an Flo dachte, musste ich auch gleich an seine Warnung denken, das alle Feen hinterlistig und gemein sind. Bisher waren mir alle sehr freundlich und herzlich vorgekommen. Ich beschloss ihn danach zu fragen, wenn ich ihn das nächste mal sah.

Vandora - Der Garten der ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt