Zu viel (Bonuskapitel)

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Dev's Note

Dieses kleine Bonuskapitel widme ich @Yoguwi. Nachdem mein Dongsaeng mir liebevoll eine Klage angedroht hat, im Falle, dass sie YuWin letztlich mehr als JaeWin - oder OrangeLemon, wie ich sie immer nenne  - shippt, habe ich ganz spontan dieses Bonuskapitel geschrieben. x3 Ihr habt es also Yoguwi zu verdanken. ^^

Und ich habe tatsächlich in Erwägung gezogen eine Vorgeschichte zu Blue Smoke zu schreiben, bin mir jedoch noch nicht sicher.

Nun mülle ich euch nicht länger zu und bin still. ^^;

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Meine Schritte werden von den kalten Wänden zurückgeworfen. Der stämmige Mann in dunkler Uniform, öffnet mir die quietschende Tür. Unter dem blauen, abgeblätterten Lack offenbar sich graue Farbe.

Ich nicke dem Mann dankbar zu, ehe ich den engen Raum betrete. Den Blick scheu gen Boden gerichtet, lasse ich mich auf den leicht kippelnden Metallhocker nieder. Betont langsam hebe ich den Kopf, begegne seinen durchlöchernden Augen. Sie brennen sich durch die Panzerglasscheibe, bohren sich in meinen Körper.

„Yoonoh." Seine Lippen formen meinen Namen, wispern ihn. Ein kalter Schauer kriecht unter meine Haut. Ich habe es immer gehasst, wie er meinen Namen ausspricht.

„Der Fall muss dir sehr nah gegangen sein." Seine Mundwinkel schneiden in einem boshaften Grinsen in seine Wange. Meine Fingernägel bohren sich in die andere Handfläche. Krampfhaft bemühe ich mich mir meine Furcht nicht anmerken zu lassen.

Er kann dir nichts tun, beruhige ich mich selbst, nicht mehr. Doch mein schneller Herzschlag ist nicht zu unterdrücken. Mein Puls rast noch immer angstvoll, sobald ich in sein vernarbtes Gesicht blicke. Seine dunklen Augen zerfressen mich, verschlingen mich in ihrer reuelosen Schwärze.

„Du bist groß geworden, Yoonoh. Du hast dich verändert, doch die Vergangenheit wird währen, nicht wahr?" Seine Worte gehen tief, kämpfen sich wie Ätze durch jede Faser meines Körpers. Reflexartig fasse ich mir in den Nacken. Unter meinen Fingerspitzen fühle ich die raue Oberfläche des Narbengewebes. Mehrmals wurde hineingeschnitten, mit einer Glasscheibe. Um den explosiven Chip unter Schmerzen herauszuziehen. Ich biss mir damals in den Handrücken, hinterließ tiefe Abdrücke. Nicht meine Hand führte die Glasscheibe, sondern Sichengs.

„Deine psychischen Schäden wirst du nicht ewig hinter deiner heilen Ausstrahlung verbergen können." Der Mann grinst provozierend. „Irgendwann wird der Wahnsinn dich einholen. Das wird deine Strafe sein, dafür, dass du geflohen bist und mich ins Gefängnis gebracht hast." Zornig knirsche ich die Zähne. Hass flutet meinen Körper, meine Finger zittern.

„Du warst derjenige, der mich jahrelang einsperrte. Sicheng und ich waren Kinder", zische ich wutentbrannt. Mein Gegenüber grinst lediglich.

„Fühlst du nicht schuldig? Du hast ihn zurückgelassen."

Abrupt erhebe ich mich, ertrage seine Visage keine weitere Sekunde. Geschwind tragen mich meine Füße aus dem Raum, ich flüchte mich zurück in die Kälte.

„Es stimmt nicht", flüstere ich tonlos, „Sicheng hat mich dafür nicht gehasst." Eine eiserne Träne bahnt sich den Weg über meine Wange.

Er wollte, dass ich fliehe und ich befolgte seine Bitte mit dem Versprechen, ihn da raus zu holen. Sicheng sollte sie ablenken, während ich die Flucht ergreife. Unser Plan funktionierte und meine jungen Beine trugen mich weit, weit von diesem Höllenloch und Sicheng weg.

Ich kämpfte für ihn, doch er erkannte mich nicht wieder. Ich spielte den Unwissenden, ohne den Schmerz in meinem Herzen zu vergessen. Sicheng war glücklich mit Yuta, sprach lediglich mit ihm. Wann immer ich sie insgeheim durch die Türklappe beobachtete, wurde mir bei Sichengs Lächeln warm ums Herz. Er konnte lachen, lernte dank Yuta was Freude und Liebe bedeutete. Letztlich war er bereit sein Leben für ihn aufzugeben. Dies beweist, Yuta ist alles für ihn.

Ich bin lediglich derjenige, der unbemerkt jeden Tag an seinem Krankenhausbett saß als er im Koma lag, seine Hand heimlich hielt. Ich bin lediglich eine Kindheitserinnerung von ihm in all den Schmerzlichen.

Mit dem Ärmel wische ich mir über die tränengefüllten Augen. Ich unterdrücke ein Schluchzen.

Die Erinnerungen an Sicheng sind Rosen, dessen gefährlichen Dornen sich in mein Herz bohren. Ich erleide Qualen, sobald ich ihn ansehe, dennoch kann ich nicht aufhören in von der Ferne zu beobachten. Er ist glücklich, gemeinsam mit Yuta. Sein Lächeln genügt mir, selbst wenn es nicht mir gilt. Für mich ist es erträglich, als seinen Schatten zu leben, ihn unbemerkt zu beschützen.

Ich bin sein geheimer Engel, der schützend seine Flügel um ihn legt. Ich werde nicht von seiner Seite weichen – niemals wieder.

~

„Yoonoh." Sein Schluchzen zerriss mein Herz. Seine bitterlichen Tränen durchnässten mein verdrecktes Shirt. Tröstlich schlang ich meine Arme fester um seinen mageren Körper.

„Weine nicht", hauchte ich mit brüchiger Stimme an sein Ohr. „Die Hölle wird sich dadurch nicht bessern."

Lautstark schniefend schmuste er sich wie ein kleines Kätzchen an meine Brust, kauerte sich schlotternd zusammen. Seine Finger krallten sich in den ausgelaugten Stoff meines Shirts.

„Ich habe Angst", gestand er leise. Zart strich ich durch sein dunkles Haar, ehe meine Fingerspitzen über seine Wange wanderten und seine rinnenden Tränen wegwischten.

„Du musst dich nicht fürchten", versicherte ich ihm wispernd. „Ich werde dich beschützen.

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Blue SmokeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt