Wohlige Wärme umgibt mich. Näher kuschele ich mich an das warmgebende, weiche Objekt. Ein menschlicher Körper, wird mir bewusst. Zaghaft öffne ich die Augen, allmählich komme ich zu Bewusstsein.
Meine Stirn liegt auf seiner Brust, über seinem Herzschlag. Sein rhythmisches Pochen lässt mit jedem Schlagen meinen Körper einen Schauer durchfahren. Gänsehaut umspannt meine Muskeln, während in meiner Brust eine Explosion stattfindet und Hitze in jeder Faser meines Körpers kribbelt. Mir wird flau im Magen, doch meine Lippen umspielt ein Lächeln.
Ich besinne mich, wie ich auf Winwins Schulter eingeschlafen bin. Der Gedanke stört mich nicht annähernd, dass ich womöglich stundenlang neben ihm in einer Zelle geschlafen habe, als Agent wohlbemerkt. Es erscheint mir sogar, wie das Normalste dieser Welt.
Noch eine Weile bleibe ich neben Winwin liegen, genieße seine Nähe, an die ich mich bedauerlicherweise nicht erinnere. Danach hieve ich mich widerwillig auf in dem Wissen, dass die Arbeit auf mich wartet. Kurz fahre ich über Winwins Wange, lasse meine Fingerspitzen seinen Hals hinunter bis zum Schlüsselbein wandern. Ich ertappe das über mein Gesicht huschende Lächeln.
Rasch ziehe ich meine Hand zurück und erhebe mich leise räuspernd. Beinahe verlegen wende ich den Blick ab, was grundsätzlich lächerlich ist, da Winwin tief und fest schläft.
~
„Wo warst du so lange?", keift mich Jaehyun an und winkt mich ungeduldig zu sich, während er zeitgleich wild gestikulierend auf sein Hörgerät deutet. „Marks Einzelstunde bei dem Kindervergewaltiger-Tanzlehrer beginnt gleich."
„Fabelhaft ausgedrückt", kommentiert Ten im Hintergrund. Insgeheim muss ich ihm zustimmen, jedoch bleibt mir keine Zeit darauf einzugehen. Rasch eile ich zu meinem Partner und setze mich schamlos auf seinen Schreibtisch. Gespannt beiße ich mir auf die Unterlippe, mein gesamter Körper verkrampft sich.
Das schwarze Kästchen rauscht, Marks Flüstern erfüllt den stillen Raum – alle hören mit.
„Leute, er kommt jetzt auf mich zu", warnt er vor. Im Augenwinkel erkenne ich, wie Taeyong sich neugierig vorbeugt, wodurch er praktisch auf seinem Schreibtisch liegt. Doyoung, Taeil, sowie Ten halten ebenso inne, lauschen.
„Mark", begrüßt ihn eine kratzige Männerstimme freudig. Sie klingt durch den Lautsprecher seltsam verzerrt. „Schön, hast du dich für die Einzelstunden entschieden! Du hast eine Menge Potential." Förmlich kann man sein Grinsen hören. Ich stelle mir den musternden Blick vor, mit welchem er unser Maknae beäugt. Unwillkürlich erschaudere ich.
„Es war die richtige Entscheidung. Ich schätze, ich kann noch einiges lernen", entgegnet Mark und klingt dabei überraschend überzeugend. Mir war nicht bewusst, welch guter Schauspieler sich hinter ihm verbirgt.
„Na, dann komm!", fordert ihn der Mann fröhlich auf. Diese förmlich spürbare Vorfreude ruft Übelkeit in mir hervor.
Schritte sind zu vernehmen, dann folgt das leise quietschen einer sich öffnenden Tür.
„Stimmt das Gerücht, dass einer Ihrer Schüler versuchte sich das Leben zu nehmen?", erkundigt sich Mark unerwartet. Jaehyun und ich tauschen einen erschrockenen Blick. Doch es scheint nicht nur uns zu überraschen.
„Ach das", der Tanzlehrer gerät ins Stocken. „Darüber erzählt man sich einiges. Du verstehst sicherlich, dass ich darüber nicht sprechen darf."
„Etwa weil man Ihnen vorwirft darin verwickelt zu sein?" Unruhig balle ich die Hände zu Fäusten. Mark sollte keine Fragen stellen. Er spielt hier mit dem Feuer. Der Lehrer atmet hörbar aus.

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Blue Smoke
Fanfiction"Tick, Tack, Tick, Tack - der Zeiger wandert schnell über das Ziffernblatt. Die silberne Kette der kleinen Uhr klimpert melodisch, als sie auf der dunkelhölzernen Tischplatte auftrifft. Tick, Tack, Tick, Tack - Der Laut, wie eine Stimme in meinem O...