Vierter Schock

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Schweigend starre ich an die Holzdecke. Sinnlos versuche ich Muster auszumachen, die Rinnen gedanklich zu einem Bild zusammen zu formen.

Der weiche Untergrund der Matratze schmiegt sich an meinen Körper. Meine müden Glieder haben mich dazu veranlasst mich in unserem Nebenzimmer auszuruhen.

Da wir oft tagelang nicht von hier wegkönnen hat man zwei Doppelbetten in diesen mickrigen Raum gequetscht, damit wir uns immerhin ein paar Stunden Schlaf gönnen können. Problematisch wird es dann, wenn mehr als fünf von uns arbeiten und zur gleichen Zeit die Augen kaum mehr offenhalten können. Ich würde es gegenüber jemand anderem keineswegs erwähnen, doch es gab Nächte in denen ich mir mit meinem Teampartner gezwungenermaßen ein Bett teilte. Noch weniger gerne als diese Tatsache gebe ich zu, dass es kein bisschen unangenehm war. Befremdlich war es sicherlich, aber Jaehyun ist ein Mensch bei dem man sich einfach wohl fühlt.

Ursprünglich wollte ich schlafen, während Taeil mein Blut untersucht, das er mir zu meinem Vergehen abgezapft hat. Allerdings kann ich nicht beruhigt schlafen, da ich befürchte danach nicht wieder aufzuwachen. Zeitgleich ist mir bewusst, wie lächerlich diese Furcht ist, doch immerhin ist sie begründet.

Die Badezimmertüre wird nach einer ganzen Stunde aufgezogen. Eine Dampfwolke quillt in den Raum, überflutet diese. Angenehme Wärme umgibt mich prompt, sowohl wird die Luft stickiger.

Ich setze mich mit einem trägen Stöhnen auf und strafe Jaehyun mit meinem vorwurfsvollen Blick. Er grinst mich unschuldig an.

„Es wundert mich, dass du da drin weder verschrumpelt noch erstickt bist", schmettere ich ihm an den Kopf. Zu meiner eigenen Verwunderung klinge ich relativ monoton, obwohl ich mich um einen scherzhaften Unterton bemüht habe. Nichtsdestotrotz lacht Jaehyun. Kurzerhand klettert er zu mir hinauf und lässt sich auf der Bettkante nieder.

„Und wie sieht es nun aus?" Erwartungsvoll lehnt er sich zu mir vor. Ein eisiger Wassertropf perlt von seinen nassen Strähnen ab, trifft dabei auf meinen Handrücken, der auf meinem Oberschenkel liegt.

„Fühlst du dich schuldig?", hake ich eindringlich nach, ohne ihn mit einer Erwiderung zu beglückwünschen. Er beißt sich auf die Unterlippe, schüttelt zögerlich den Kopf.

„Nur wenn dir etwas zugestoßen ist", meint er wahrheitsgemäß. Ich öffne den Mund um ihm zu sagen, dass es mir gut geht und er keine Schuldgefühle haben muss, da werde ich durch die auffliegende Tür unterbrochen.

„Tetrahydrocannabinol", schreit uns Taeil entgegen. Mein Partner und ich werfen einander einen irritierten Blick zu.

„Heißt übersetzt?", hakt Jaehyun amüsiert nach. Taeil ist, seiner todernsten Miene zu urteilen, weniger belustigt.

„Yuta, ich habe Spuren von dem Zeug in deinem Blut gefunden."

„Bedeutet?", fragt Jaehyun langsam, während er eine hetzende Handbewegung macht. Ich fühle, wie ich blass werde. Wenn man Taeil alles aus der Nase ziehen muss, kann die Antwort keine erfreuliche sein.

„Gewonnen wird Tetrahydrocannabinol aus der Hanfpflanze." Taeil presst die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. „Da es zusammen mit mehreren bislang unerkannten Stoffen eingesetzt wurde, hätte das sicherlich etwas mit dir machen sollen, womöglich wollten sie dich betäuben. Warst du vielleicht bewusstlos?" Die Fassungslosigkeit zertrümmert meine Gesichtszüge. Wortwörtlich klappt mir die Kinnlade runter.

„Ich bin auf Cannabis?", entfährt es mir. Energisch schüttle ich den Kopf, versuche mich auf das wesentliche zu konzentrieren. „Nachdem Jaehyun mich informiert hatte, bin ich sofort losgerannt, mir wurde lediglich davor kurz schwarz vor Augen", überlege ich laut. Jaehyun rauft sich mit einem frustrierten Luftausstoß das Haar.

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