Ich knurrte als ich die Festung erblickte, die Männer taten mir jetzt schon Leid, man hatte sie tatsächlich in die äußerste Grenzfestung versetzt. Und das war kurz vor dem Winter, der hier oben mehr als hart war wirklich eine Strafe. Die Männer sahen auch nicht begeistert aus, dafür wirkte die Truppe die uns in der Festung erwartete und die heute abreisen würde umso munterer, konnte ich verstehen, ich wollte jetzt schon hier weg. "Tja Mädchen, hier endet die Reise. Fürs erste wird diese Festung unser Zuhause", Marek stand neben mir auf einem Felsvorsprung und sah ein wenig mürrisch die Mauern der Festung hoch. Wie alle anderen auch, fror er trotz seiner icken Kleidung und ich war einfach nur froh über mein dichtes Fell, ich merkte die Kälte so gut wie gar nicht. Ich sah den Männern dabei zu wie sie das Tor passierten und in der Festung verschwanden, wenn der andere Trupp abgereist war und unsere Männer alle drin waren, würde man das Tor schließen, das war meiner Meinung nach keine schöne Aussicht. Marek lief los, "Komm Mächen, wir können nicht ewig hier draußen bleiben". Ich sah ihn an und wieder zu der Festung, hier sollte ich den Winter verbringen? Nein, danke ich würde mich sicherlich nicht mit diesem Haufen Chaoten in eine Festung sperren lassen. Ich trat einige Schritte zurück, ich hatte mich entschlossen diese Festung nicht zu betreten. Marek sah mich verwirrt an, dann trat Trauer in seine Augen, "Du willst also gehen? Ich kann es dir nicht verübeln, aber ich hatte wirklich gehofft du würdest bei uns bleiben". Ich sah ihn a, ich würde ja auch gerne bleiben, aber verdammt noch mal nicht in dieser Festung. Ich würde in der Nähe bleiben und wenn die Männer irgendwann weiterzogen würde ich mich ihnen vermutlich wieder anschließen. Ich trat nocheinmal zu Marek und rieb meinen Kopf an seinem Bein, dann sprang ich von dem Vorsprung und lief tiefer in die Berge ohne mich noch einmal umzudrehen.
Inzwischen waren einige Wochen vergangen seitdem die Männer die Festung bezogen hatten und das Tor geschlosen worden war. Es hatte bereits in der ersten Woche geschneit und ich musste zugeben das die verschneiten Berge wunderschön aussahen. Wenn ich in Sichtweite der Festung umherstromerte hörte ich immer wieder Rufe von den Wachen auf der Mauer, aber ich reagierte nie darauf. Hier oben war es schwierig Beute zu finden und so war ich oft den ganzen Tag mit jagen beschäftigt und Nachts hatte ich mir eine schöne Höhle gesucht. Naja eigentlich hatte ich dem Bären der dort vorher wohnte ganz nett erklärt das er umziehen müsse, er kannte sich hier schließlich aus, außerdem gefiel mir die Höhle. Für die nächsten Tage hatte ich mir vorgenommen das Gebiet weit läufiger zu erkunden, ich konnte schließlich nicht den ganzen Winter in unmittelbarer Nähe zu der Festung verbringen, da würde die Beute knapp werden und langweilig wäre das auch noch.
Als ich schon am frühen Morgen aufwachte, bemerkte ich sofort das ich nicht mehr alleine in meiner Höhle war, igendjemand hatte es sich erlaubt hier nachts reinzuschleichen. Da es nicht nach Gefahr, aber auch nicht nach Beute roch richtete ich mich langsam auf um mich umsehen zu können. Sofort stutzte ich, vor mir auf dem Boden saß ein Wolfwelpe und sah mich ängstlich an. Wo kam der kleine Wicht denn jetzt her? Ich schaute mich um, aber eine Mutter konnte ich weder sehen noch wittern. "Sie haben mich zurückgelassen, ich bin zu schwach haben sie gesagt. Ich wusste nicht wohin, ich wollte ihnen eigentlich folgen, aber es war wohl deine Spur und draußen war es so kalt", der Kleine winselte jämmerlich, vermutlich war er gerade Mal wenige Wochen alt und schon hatte ihn sein Rudel ausgesetzt, die Natur war grausam. Nun stellte sich aber mir die Frage was ich mit ihm machen sollte, fort schicken würde ich ihn nicht, das war klar aber ich wollte ihn auch nicht aufziehen. "Jetzt komm erst mal her und wärm dich bei mir auf. Ich werde dich schon aufpeppeln, gibt mir ein bis zwei Monate und du bist wieder bei deiner Mama. Und wenn irgendwer sich beschwert, dann bekommt er es mit mir zu tun, wenn sie der Meinung sind das du zu schwach bist, dann sollten sie besser gut für dich jagen, damit du überhaupt ie Chance hast stark zu werden", der Kleine war wirklich erschreckend mager. Kaum hatte er meine Aufforderung gehört, schoss der Kleine zu mir und kuschelte sich zwischen meine Vorderpfoten, da ich saß lag er so in einer warmen Höhle die von meinem Körper gebildet wurde. "Mama hat sich ganz doll mit dem Rudelführer gestritten, aber die anderen haben sie gezwungen und sie muss sich doch um meine Geschwister kümmern. Und die anderen brauchen doch auch was zu fressen, da bleibt für uns Junge niht so viel", murmelte er und sah mich aus seinen braunen Augen von unten an. Dieser Kleine war ja wirklich unverschämt gescheit für sein Alter, was machte dieses Rudel mit seinen Jungen, das er es einfach hinnahm zurückgelassen worden zu sein und es auch noch irgendwie verstand.
Es war wirklich verdammt anstrengend diesen verdammten Hirsch den ganzen Weg bis zur Höhle zu schleppen, aber solange Dust nicht mehr auf den Rippen hatte, würde ich ihn sicherlich nicht mit auf die Jagd nehmen. Der Kleine wartete schon ungeduldigt am Höhleneingang auf mich, sein graues Fell, dem er vermutich seinen Namen verdankte fing langsam an wieder zu glänzen an wie es sich gehörte und dank der regelmäßigen Malzeiten der letzten Wochen, konnte man auch seine Rippen nicht mehr so stark sehen. Als er mich mit dem Hirsch erblickte, begannen seine Augen zu leuchten, "Wie machst du das nur? So eine große Beute bringt das Rudel nur ganz selten mit und du bringst was jedes Mal sowas mit. Du bist nicht nur viel größer als die anderen, du kannst auch viel besser jagen". Ich legte den Hirsch vor der Höhle ab und ließ Dust sich darüber hermachen, sollte er sich das beste nehmen, mir reichte der Rest. Je mehr er mir über sein Rudel offenbarte, umso mehr fragte ich mich was das für Wölfe waren, wenn sie es hier oben so schwer hatte, warum suchten sie sich dann kein anderes Revier. Aber ich vermutete das die schlechten Jagdergebnisse daran lagen das auch die Erwachsenen zu schwach waren da sie zu wenig fraßen. "Ich werde dir das Jagen beibringen und wenn du wieder bei ihnen bist, bringst du es ihnen bei. Wollen doch mal ihre Gesichter sehen wenn der den sie verstoßen haben ihnen die Hintern rettet" ich sah zu Dust hinunter, ab morgen würde ich ihn auf die Streifzüge mitnehmen und wenn er fit genug war würden wir die Berge erkunden und sein Rudel finden.

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Wolfsborn
FantasyWas würdest du tun, wenn du nachdem du im Krieg getötet wurdest, plötzlich als Schattenwolf wiedergeboren wirst? Diese Geschichte handelt von Melissa, der genau das passiert, was wird sie mit ihrem neuen Leben anfangen? Wie wird es weitergehen und w...