Mit gemischten Gefühlen blickte ich dem Rudel nach, wie erwartet hatte man es nicht gewagt mir zu widersprechen und hatte Dust wieder aufgenommen. Seine Mutter hatte sich riesig gefreut und auch der Kleine hatte sich gefreut, aber er würde nie vergessen das man ihn einst verstoßen hatte. Ich war mir zwar sicher das sie ihn nie wieder verstoßen würden, aber dennoch hatte ich Dust gesagt das er im Falle des Falles einfach im Gebiet der Festung nach meiner Fährte suchen musste um mich zu finden. Der Kleine würde mir auf seine Art sicherlich fehlen, aber ich glaubte nicht daran das ich mich in nächster Zeit langweilen würde. Ich spürte wie Liam hinter mir aus der Höhle trat, er hatte sich die ganze Zeit nicht blicken lassen. Auch er blickte den letzten Tieren des Rudels hinterher, "Du hast den Kleinen fortgeschickt?", ich spürte die Hoffnung in diesen Worten. Zwar stimmte seine Vermutung nicht ganz, aber da ich ihn auch schlecht aufklären konnte, nickte ich. Um weitere Spekulationen und schwierige Kommunikation zu vermeiden ging ich ein Stück in die Richtung aus der Liam gekommen war, dann blieb ich stehen und sah ihn abwartend an.
Der Winter hatte noch nicht einmal seine Hochsaison und trotzdem war es mehr als anstrengend mich mit Liam durch die verschneite Gegend zu kämpfen. Da es Liam schwer fiel überhaupt durch den Schnee zu kommen, suchte ich jede Nacht einen Unterschupf und brachte jeden morgen Beute, die Liam über einem Feuer grillen konnte. Erst an dem Abend bevor wir die Festung am nächsten Tag erreichen würden, sprach Liam wirklich, die ganzen Tage zuvor hatte er nur wenige Worte gesagt. "Das du die Festung nicht betreten wolltest und nach einigen Wochen verschwunden bist hat die ganze Einheit schwer getroffen, irgendwie waren alle danach betrübt. Am schlimmsten ist es mit Marek, er verlässt seine Kammer kaum und die meisten Entscheidungen überlässt er mir und den anderen Leutnants. Es ist als hätte man ihm ganz plötzlich einen Teil seiner selbst gestohlen", Liam seufzte, ich starrte ihn nur an, niemals hätte ich erwartet das Marek so reagieren würde. "Vor einigen Wochen, stand dann plötzlich eine Truppe von Jägern vor den Toren, sie baten uns darum eine Weile in der Festung rasten zu dürfen und ich wurde von den anderen Leutnants überstimmt", er ballte die Faust, "Diese Schurken führen sich auf als währen sie die Herren der Burg und ihre Jagdhunde streunen überall herum, wenn man ihnen zu nahe kommt oder sie von Vorräten wegscheuchen will, fallen sie einen sogar an. Es gibt schon über zehn verletzte, aber niemand kann wirklich die Kraft aufbringen sich zu wehren, der Winter und dein Verschwinden haben die Truppe zu sehr geschwächt". Ich knurrte, das war eine verdammt schlechte Entschuldigung, sie waren Soldaten des Königreiches und ließen sich von ein paar angeblichen Jägern und ihren Hunden auf der Nase herum tanzen. Liam lachte leise, "Du musst uns für vollkommen nutzlos und schwach halten, kein Wunder das du gegangen bist. Niemand würde freiwillig bei einem so jämmerlich Haufen bleiben".
Liam klopfte im Schutz der Dunkelheit in einem bestimmten Rythmus an eine kleine Tür in der Festungsmauer, die Wachen auf der Mauer hatten uns nicht bemerkt. Eigentlich ein Armutszeugnis, aber heute war es gut für uns, denn offenbar wollte Liam unser Erscheinen erstmal nicht an die große Glocke hängen. Die Tür wurde zögerlich einen Spalt weit geöffnet, "Leutnant Liam, wir hatten nicht mehr damit gerechnet das ihr zurück kommt, ihr wolltet doch nur zwei Tage fort sein, aber es war beinahe eine ganze Woche", der Soldat wirkte erleichtert Liam doch noch zu sehen. Liam nickte, "Ich weiß, aber sie hatte sich doch weiter von der Festung entfernt als ich dachte". Bei diesen Worten blickte der Soldat das erste mal an Liam vorbei und auf seinem müden Gesicht breitete sich ein Strahlen aus als er mich erblickte. Liam ging an ihm vorbei und als ich ihm folgte spürte ich wie der Soldat seine Finger durh mein Fell gleiten ließ, "Ist euch aufgefallen das sie gewachsen ist? Außerdem wirkt sie noch kräftiger". Liam blickte sich um, "Sie war wohl noch nicht ausgewachsen und hier in den Bergen braucht man nunmal mehr Muskeln als unten in den Ebenen. Wollen wir nur hoffen das sie mit den Hunden fertig wird". Ich knurrte, zweifelte der etwa ernsthaft daran das ich mit ein paar dreckigen Tölen fertig wurde? Bevor die beiden noch etwas sagen konnten hörte ich lautes Bellen und das Scheppern von Geschirr das zerbrach. Ich ließ die beiden Männer unbeachtet hinter mir und lief einfach in die Richtung aus der der Krach kam. Wenn es sonst niemand hier tat, würde ich jetzt hier eben mal aufräumen!
Die Geräusche führten mich den Gerüchen nach direkt zur Küche der Festung, hier vermischten sich etliche Fährten, daher war es schwierig zu sagen wer oder was genau sich dort aufhielt, aber das war mir egal. Ohne zu zögern trat ich durch die Tür und erblickte das reinste Schlachtfeld. Überall in der Küche waren Töpfte und Schüsseln umgeworfen worden und ich konnte drei Jadghunde erkennen die sich über das verschüttete Essen hermachten. Dreckige Biester ohne Stolz, wie tief musste man bitte sinken um verschüttetes Essen vom Boden zu lecken? Als mir der Geruch von Blut in die Nase stieg sah ich mich nochmal genauer um, an der anderen Seite der Küche lehnte der Feldkoch und hielt sich den Arm, ich konnte das Blut das seine Uniform rot färbte sehen und ich konnte hören wie es auf den Boden unter ihm tropfte. Irgendeine dieser Tölen hatte ihm wohl den Arm aufgerissen, vermutlich als er sie hatte vertreiben wollen. Knurrend stürzte ich mich auf den Hund der mir am nächsten war.
Das dämliche Vieh war so ins Verschlingen der Essensreste vertieft gewesen, das es meine Anwesenheit erst bemerkt hatte als es zu spät war, nämlich als ich auf seinem Rücken gelandet war und mich in seinem Nacken verbissen hatte. Da ich wirklich sauer war, schleuderte ich den Hund von mir, er knallte gegen die Kante des Ofens und ich hörte zufrieden wie sein Rückrat brach. Jetzt hatte ich auch die Aufmerksamkeit der anderen beiden Hunde. Sie umkreisten mich und knurrten, wollten mich wohl einschüchtern. Diese lächerlichen Tölen die vielleicht halb so groß waren wie ich und keine Ahnung davon hatten wie grausam die Natur war. Ich fletschte die Zähne, drohte ihnen ein letztes Mal, doch sie ignorierten es und sprangen auf mich zu. Dem ersten wich ich aus, den zweiten fing ich ab und verbiss mich in seinem Bein. Der viel zu zierliche Knochen brach zwischen meinen Kiefern und der Hund versuchte winselnd von mir weg zu kommen. Ich ließ ihn gewähren, sollte er doch verschwinden und seine Wunden lecken. Der übrig geblieben Hund sprang auf meinen Rücken, doch er kam nicht dazu sich dort zu verbeißen, denn ich schnappte nach ihm und riss ihn von mir herunter, dabei erlitt er eine große Fleischwunde an seiner Flanke. Ich hatte keine Ahnung ob auch Hunde die Sprache der Wölfe verstanden, aber ich knurrte sie dennoch zähnefletschend an und teilte ihnen mit das sie verschwinden sollten. Ob es an meinen Worten oder der sicheren Niederlage lag, wusste ich nicht, aber beide Hunde liefen winselnd und hinkend aus der Küche. Sicherlich liefen sie zu ihrem Herrchen, wie kleine Welpen die nicht wussten was sie tun sollten und sich bei ihrer Mutter versteckten. Ich trat zu dem Koch, er war kaum noch bei Bewusstsein, vorsichtig leckte ich ihm die Wange. "Dein Knurren würde ich immer wieder erkennen Yuna. Ich hätte zu gerne gesehen wie du diese Viecher auseinander genommen hast, aber ich habe zu viel Blut verloren, ich sehe nur verschwommen".
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Wolfsborn
FantasyWas würdest du tun, wenn du nachdem du im Krieg getötet wurdest, plötzlich als Schattenwolf wiedergeboren wirst? Diese Geschichte handelt von Melissa, der genau das passiert, was wird sie mit ihrem neuen Leben anfangen? Wie wird es weitergehen und w...