"Wir sind wieder da." rief Zayn laut durch die Wohnung und im nächsten Moment hörte man Schritte. Als erstes tauchte Liam aus dem Wohnzimmer auf, hinter ihm Niall. Beide sahen nicht sonderlich glücklich aus. "Alles okay?" fragte ich, als mich beide besorgt musterten. Niall und Liam sahen sich unsicher an. "Vorhin kam ein Anruf." fing Liam an. Ich konnte Zayns Wärme spüren, als er sich hinter mich stellte und seine Arme um mich schlang."Was ist los?" fragte diesmal auch Zayn.
"Mr. Winston...Amy dein Dad...er hat sich im Gefängnis erhängt. Er ist tot."
Tot.
Er war tot.
Hat sich erhängt.
Einfach so.
Er hat sich das Leben genommen.
Tot.
Tot.
Tot.
Tot.
Immer wieder hallte dieses simple Wort in meinem Kopf. Ließ mich nicht los. Nahm mich ganz in Anspruch. Nur am Rande meines Bewusstseins nahm ich wahr wie mich jemand sanft an den Händen vorwärts zog und mich irgendwann auf etwas weiches drückte. Ich hörte verschiedene Geräusche und Stimmen, konnte sie aber nicht genau wahrnahmen, konnte sie niemandem zuordnen. Mein Blick verschwommen, wodurch ich nichts erkennen konnte.
Dieses Wort war schuld, dass sich mein Mund plötzlich so trocken anfühlte, als hätte ich seit Tagen nichts Flüssiges zu mir genommen. Machte mir selbst das Schlucken unerträglich. Ein riesiger Kloss machte es mir schwierig überhaupt einen Ton raus zu bringen, auch wenn ich das gerade nicht wollte. Meine Kehle schnürte sich zusammen, wodurch mir das Atmen schwerer viel und ich laut ein und aus atmete.
Die Einsicht traf mich wie ein Schlag. Ich war allein. Komplett allein. Jetzt waren alle meine Familienmitglieder tot oder verschollen. Der Rest der Familie schon längst tot. Die Mutter irgendwo im Nirgendwo, hatte mich als Kind verlassen und der Vater hatte sich jetzt umgebracht.
Irgendwie war ich ja davor schon allein. Schließlich war mein Dad im Gefängnis, doch jetzt war es etwas anderes. Ich hatte immer die Hoffnung, dass sich Dad vielleicht doch noch entschuldigen würde. Mich um Verzeihung bitten würde und dass er sich endlich bessert. Ich hätte ihm wahrscheinlich nicht gleich verziehen, aber irgendwann hätte ich es. Irgendwann hätte ich dann zumindest ein Elternteil, das mich liebt. Aber jetzt war er tot. Er würde nie wieder zurück kommen. Nie wieder konnte ich ihn sehen oder hören.
Hätte ich ihn nicht ins Gefängnis gebracht würde er noch Leben. Dann wäre ich kein Waisenkind. Doch jetzt war er tot und das nur wegen mir. Er hatte immer Recht. Ich war zu nichts gut. Ich hab ihn umgebracht.
Mein eigenes Schluchzen riss mich aus meiner Starre und brachte mich dazu mehrmals zu blinzeln, eher ich endlich wieder halbwegs scharf sehen konnte. Zayn kniete direkt vor mir, hatte eine meiner Hände in seiner fest umschlossen. Seine andere ruhte auf meinem Oberschenkel und strich in kreisenden Bewegungen darüber. Besorgt sah er mich an. Ich konnte Nialls blonden Schopf im Augenwinkel erkennen. Er saß neben mir auf der Couch.
"Es ist meine Schuld." schluchzte ich. Meine Stimme war nur ein Krächzen. Kaum zu hören, doch die zwei taten es. Zayns Finger versteiften sich augenblicklich und krallten sich etwas in meinen Oberschenkel. "Es ist definitiv nicht deine Schuld." brachte Zayn unter zusammengebissenen Zähnen heraus. Er sah wütend aus, aber die Wut galt nicht direkt mir. "Doch. Er war wegen mir im Gefängnis. Das ist alles meine Schuld." Mein Hals kratze als ich sprach, aber ich versuchte es so gut es geht zu ignorieren. Genauso wie die einzelnen Tränen, welche mir hin und wieder über die Wange rollte und schließlich in meinen Schoss tropfte. Erneut entrang meiner Kehle einen leises Schluchzen.
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Verlassen, verraten und verkauft
FanfictionAmy ist ein schüchternes in sich gekehrtes Mädchen, das niemandem vertraut und an sich ran lässt. Sie war aber nicht immer so. Das alles hat sie ihrer Mutter, ihrem Ex-Freund und ihrem geldgierigen Vater zu verdanken. Nachdem sie von ihrem Vater soz...