Eins

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Es schneite. Ich saß am Fenster und beobachtete die dicken Schneeflocken, die langsam Richtung Erde geleiteten. Es wurden immer dickere Flocken. Schnee war immer einer meiner Wünsche gewesen, doch so richtig konnte ich mich nicht darüber freuen.

Ich guckte auf meinen Wecker. Ich musste mich jetzt fertig für die Schule machen. Ich fand es so blöd, dass wegen Glätte nicht die Schule ausfiel. Aber dagegen konnte ich jetzt auch nichts mehr machen.

Schnell zog ich mich an und ging in unsere Küche. "Guten morgen Kira. Du bist ja schon wach?" Ich nickte, nahm mir einen Apfel und biss hinein. "Du bist ja heute so still." Ich guckte sie fragen an. "Du unternimmst ja gar nichts mehr. Treff dich doch mal wieder mit Bill. Der ist doch früher immer so gerne gekommen!" Ja, früher war auch alles anders gewesen. Früher hatte er mich auch noch nicht gehasst. Ich nickte nur und stand auf. Ich musste jetzt zur Schule.

Ich verließ das Haus und kam viel zu früh an der Bushaltestelle an. So musste ich noch zehn Minuten warten, doch das war mir jetzt auch egal. Im Bus saß ich alleine, guckte nur aus dem Fenster und beobachtete die Straßen. Die Straßen... Ich seufzte auf.

Der Bus hielt vor der Schule und ich stieg aus, ging langsam über den Schulhof. Aus den Augenwinkeln sah ich zwei mir bekannte Personen. Seid dem Tom seid ein paar Wochen aus dem Krankenhaus entlassen wurde, ging er mit Bill hier auf die Schule. Und genau Bill und Tom sah ich gerade. Ich guckte die beiden an. Die beiden guckten mich an. Seid dem Tag im Krankenhaus reden die beiden kein Wort mehr mit mir. Ich denke nicht, dass sich das jemals ändern wird. Dafür hassten mich die beiden zu sehr. Frau Holle hatte damals recht gehabt.

Die beiden gingen ins Gebäude und ich folgte ihnen. Nichts würde wieder gut werden. Heute hatte ich zum Glück einen relativ kurzen Tag. Die Stunden gingen relativ schnell vorbei.

Nun war ich wieder auf den Weg nach hause. Die Tage rasten nur so an mir vorbei. Sie schönen ineinander zu verschwimmen. Jeder Tag war gleich.

Ich war zuhause in meinem Zimmer, machte meine Hausaufgaben. Doch plötzlich hörte ich, wie meine Mutter mich rief. "Kira!" Ich sprang auf und lief zu meiner Mutter. "Ja, was ist denn los?" Ich kam langsam ins Wohnzimmer. Meine Mutter saß auf dem Sofa, in ihrer Hand war die Post.

"Setzt dich mal." Ich befolgte ihren Befehl. "Der Postbote ist echt blöd.", sagte sie seufzend. Sie hielt mir einen Brief hin. "Er gibt und Post, die gar nicht uns gehört." Ich nahm den Brief. Keine Briefmarke, kein Absender. Der Brief musste also persönlich in unseren Briefkasten gesteckt werden. Von wegen Postbote.

Ich drehte den Brief einmal. Für wen war er denn? Ich riss die Augen auf, als ich den Namen las. Mir wurde schlecht. "Kira, was ist denn los?" "Gar nichts!", sagte ich. Ich ging langsam wieder in mein Zimmer. Setzte mich auf mein Bett und begann wieder zu weinen.

Auf dem Brief stand >>für Kim Wälder.<<

Streetlife. Die Straße lässt dich nicht frei!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt