Sechs

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Nach hause gehen würde ich nicht. Warum auch? Mein Entschluss stand fest. Ich würde zurückgehen. Für meine Mutter, für meinen Vater, für Bill und ja, auch für Tom. Ich wusste nicht genau wo ich hin sollte. Nick hatte nur geschrieben ich sollte zurück kommen, doch ich war mir sicher, dass er mich finden würde. Wenn er mich nicht sogar schon die ganze zeit verfolgt. Sicherheitshalber drehte ich mich einmal um meine eigne Achse. Ich konnte niemanden erkennen. Zum Glück! Irgendwie hatte ich Angst vor der Begegnung. Angst vor Nick. Er hatte Tom fast totgeschlagen und eben das Gespräch mit Tom hatte mir auch nicht gerade Mut gemacht. Ganz im Gegenteil ich hatte Panik! Erst jetzt kam mir ein Gedanke. Vielleicht hatte Tom das extra gemacht, vielleicht wollte er ja, dass ich nicht zurück gehen würde?

Doch das war nun auch egal. Ich würde gehen, Tom nicht. Ich ging weiter in Richtung Park. Ich wollte Luca finden. Er könnte mir bestimmt sagen wo ich Nick finden kann. Mir war zwar klar, das Luca das bestimmt nicht um sonst machen würde und eine Gegenleistung von mir erwartete, doch das war mir egal. Meine Gedanken waren nur bei meiner Familie, bei Bill und bei Tom.

Im Park jedoch fand ich niemanden, auch in den anliegenden Gassen war heute keiner. Ich war nie lange auf der Straße gewesen, doch das war unnormal. Normalerweise war doch immer jemand in den Gassen zu finden. Wütend trat ich einen Stein weg. Er flog im Hohen bogen gegen eine Mülltonne. „Mist!", schrie ich auf. Jetzt war ich hier und keiner wollte mich!

„Hast du deine aggressive Phase, oder was ist los, Kim?" Ich drehte mich um. Luca. Gott sei dank! Luca kam langsam auf mich zu. Ich versuchte seinem Blick stand zu halten. „Luca.", sagte ich und schluckte, „genau dich habe ich gesucht.", fügte ich hinzu. Luca grinste mich an. „Alle Mädchen suchen nach mir." Ich verdrehte die Augen. „Wo ist Jonas?", fragte er mich. Ich wollte gerade den Mund öffnen, da unterbrach er mich, „Oh. Oder sollte ich lieber Tom sagen? Jeder weiß jetzt seinen Namen. Er kann sich nicht ewig verstecken!" Anderes Thema! Jetzt! Sofort! Schnell! „Ich suche Nick.", sagte ich also. Luca zog eine Augenbraue hoch. „Was bekomme ich dafür, wenn ich dich zu ihm bringe?" warum wusste ich das so eine Frage kommen würde? „Was willst du?" sofort schlug ich die Hand vor den Mund. Diese Frage war ein Fehler! Lucas Grinsen wurde breiter. „Ich mag deine Jacke." Ich schluckte schwer, doch ich musste ihm meine Jacke geben. Ich wollte zu Nick. Zögernd zog ich meine Winterjacke aus, gab sie ihm.

„Komm." Ich folgte ihm schweigend. Mir war kalt. Ziemlich kalt sogar. Ich müsste mir schnell eine Jacke besorgen! Luca ging mit mir schweigend durch die Gassen. „Wo wollen wir hin?", fragte ich ihn etwas zu neugierig. Luca jedoch antwortete nicht und ging nur schweigend weiter durch die Gassen.

Wir näherten uns einem baufälligen, alten Haus. Ich schluckte schwer, als Luca vor diesem stehen blieb. „Na los." Er machte eine Kopfbewegung. Zögernd ging ich auf die Tür zu. Klopfen musste ich ganz sicher nicht. Langsam trat ich ein. Die Wände vom Haus waren schmutzig und es gab hier nur eine nackte Glühbirne. Wenigstens hatten sie hier Strom.

„Ah, Kira, ich wusste doch, dass du früher oder später hier auftauchst." Nick kam die Treppe hinunter, grinste mich an. Ich guckte zu meinen Füßen. Der Boden war wirklich sehr spannend. Luca war noch nicht einmal mit rein gekommen. Jetzt waren wir also alleine. „Kira?" ich hob den Blick. „WO IST TOM?" Nick schrie mich an. Ich zuckte zusammen, konnte mich nicht bewegen. „Ich...ich hab wirklich versucht ihn...ihn mitzubringen, aber...aber er wollte nicht", stotterte ich vor mich hin. „UND WAS BRINGT MIR DAS? JETZT HAB ICH DICH! ICH WILL TOM!", schrie er weiter. Ich versuchte mich ganz klein zu machen. War es denn meine schuld, das Tom nicht mit mir mitkam? Nick verschränkte die Arme.

„Nun ja, wir müssen das beste daraus machen. Ich habe bis jetzt jeden gebrochen, hörst du, jeden. Du bist die nächste." ich fing an z zittern. Ich wollte wieder hier weg. Warum bin ich nicht doch bei Tom geblieben. „Ich..." ich brach ab: „Ich hatte zwar bis jetzt noch nie ein Mädchen, aber irgendwann ist immer das erste mal,hab ich nicht recht?" Ich sagte nichts, blieb einfach stumm. Plötzlich spürte ich einen Schlag. Genau ins Gesicht. Nick hatte mich geschlagen. „ICH HAB DICH ETWAS GEFRAGT!", schrie er mich wieder an. „Ja.", beantwortete ich seine Frage schnell. Ich wollte nicht noch einen Schlag abbekommen.

„Wir werden zusammen bestimmte eine Menge Spaß haben..."

Streetlife. Die Straße lässt dich nicht frei!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt