Neun

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Ich lief und lief. Meine Lunge brannte und irgendwann konnte ich einfach nicht mehr. Es dauerte nicht lange, da hatte Luca mich eingeholt. Grob packte er mich an den Haaren. Ich stöhnte vor Schmerz auf. Er drückte mich mit dem Rücken gegen eine staubige Hauswand.

"Jetzt hör mal zu, Kleine." Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Seine Stimme war so bedrohlich, dass ich vor Angst am ganzen Körper begann zu zittern. Langsam sprach er weiter. "Wir sind hier alle nicht freiwillig und wollen alle hier raus." Er machte eine kleine Pause. "Aber du, bringst uns nur in Schwierigkeiten und das kann ich nicht gebrauchen, hörst du?" Ich schluckte einmal schwer. "Ob du mich verstanden hast?" Schnell nickte ich und brachte ein ersticktes 'Ja' heraus. Daraufhin ließ er mich los.
"Gut. Also mach einfach deinen verdammten Job. Das ist für uns alle das beste!"

Luca drehte sich um und ich folgte ihm. "Ich find es sowieso schon scheiße, dass ich dich babysitten muss." Danke. Echt nett. Ich mag dich auch Luca, dachte ich mir nur. NICHT!

Wir liefen eine weile schweigend nebeneinander her. Keiner hatte wirklich etwas zu sagen, was ich nicht wirklich schade fand.

Wir gingen in die dunklen Gassen der Stadt, dort hin, wo mir Luca das erste mal begegnet war. Ich schluckte. Ich wollte nie hier hin und jetzt, war ich hier schon zum zweiten Mal. Und es war bestimmt nicht mein letztes Mal.

Plötzlich blieb Luca stehen und ich wäre fast in ihn hinein gelaufen, doch ich konnte mich zum Glück noch abfangen.

"Hier her verirren sich immer wieder Passanten. Du wirst sie beklauen." Ich schluckte, doch es blieb mir nichts anderes übrig. Ich nickte also. Luca drehte sich zu mir um und reichte mir ein Messer, doch kurz bevor ich es annahm zog er es zurück. "Ich vertrau dir nicht. Mach bloß keine Scheiße!" Ein weiteres Mal nickte ich. Er gab mir das Messer. "Ich vertrau dir auch nicht.", sagte ich dann. Luca grinste. "Das ist gut. Jedem Menschen, dem du dein Vertrauen schenkst, gibst du ein Messer in die Hand. Wenn du Glück hast, verteidigt er dich damit. Wenn du Pech hast, sticht er es dir in den Rücken." Wie recht er doch hatte. Ich guckte auf das Messer in meiner Hand. Welch Ironie.

Wir gingen noch etwas tiefer in die Gasse, als wir plötzlich stimmen hörten. Wir versteckten uns im Schatten der Häuser.

Eine junge Frau, auf High Heels und in Pelz kam verunsichert auf uns zu. Sie telefonierte. "Bist du sicher, Schatz, ich glaube ich habe mich verlaufen." Sie kam immer weiter auf uns zu. "Ja, ja, okay, gut. Dann treffen wir uns da, Schatzi." Die Frau legte auf und drehte um. So ein bist! Oder eher Glück?

Ich merkte eine Hand in meinem Rücken. Luca. Er schubste mich aus dem Schatten. Ich wusste was er wollte. Ich sollte ihr hinterher und zwar schnell.

Unsicher trat ich der Frau einen Schritt hinterher. Es war gar nicht so schlimm wie ich dachte. Ich machte doch einen Schritt weiter. Du kannst das, Kira!

Ich wurde immer sicherer und lief der Frau hinterher. Ich hatte mir nicht wirklich überlegt was ich machen würde, wenn ich die erreicht hatte, also handelte ich spontan. Ich griff nach dem Messer, mit der anderen Hand schubste ich dir Frau einfach nach vorne. Sie fiel und ich setzte mich über sie, dass Messer drückte ich ihr an den Hals.
"Ich will alles was du hast. Geld, Schmuck"
Beängstigt nickte sie. Ich riss ihr den Schmuck vom Hals und sie gab mir mit zitternder Hand ihr Portmonee. Ich stopfte mir regelrecht das Geld in die Tasche, dann ging ich von der Frau hinunter. Ängstlich robbte sie nach hinten verließ laufend, eher humpelnd die Gasse.

Ich hörte Schritte hinter mir. Luca. "Das hast du gut gemacht. Tom hatte sich damals schlechter angestellt." Tom. Warum musste er ihn nur immer wieder erwähnen? Hoffentlich geht es ihm gut. Ich hoffte es so sehr...

Streetlife. Die Straße lässt dich nicht frei!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt