Elf

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Ich hatte mich gleich auf den Weg zum Krankenhaus gemacht. Die ganze Zeit erinnerte ich mich daran, wie ich hier, damals, mit Tom langgelaufen bin, wie er mir geholfen hat und ich mich schlussendlich in ihn verliebt habe.

Ich ging den langen Gang entlang. Zu dieser Zeit war fast niemand mehr im Krankenhaus. Was für ein Glück. Ich drehte mich zu der Tür rechts von mir und klopfte einmal an. Nichts passierte. Ich versuchte es noch einmal und dann wurde plötzlich die Tür aufgerissen.

"Na, wer kann denn da nicht warten...", setzte sie an, stockte aber, als sie mich sah.
"Was machst du denn hier?", fragte sie mich.
"Darf ich rein kommen?"
"Natürlich, natürlich, komm rein."
Sie trat zur Seite und ließ mich in ihr Arbeitszimmer. Sie deutete mit ihren Finger auf einen Stuhl und ich setzte mich, konnte mir aber einen schmerzverzerrten Gesichtsausdruck nicht verkneifen.
"Oh. Ich seh schon. Wo tut's denn weh. Was ist passiert?"
"Ich...ich wurde getreten und geschlagen."
Frau Holle verzog das Gesicht, dann nickte sie. Sie wollte mich abtasten um zu gucken, ob irgendetwas gebrochen ist. Ich legte mich auf eine Liege und Frau Holle begann mit ihrer Behandlung.
"Kind, was machst du nur für Sachen." Ich sagte nichts. Sie konnte sich bestimmt schon denken, wo ich nun bin. Auf der Straße.
Sie seufzte.
"Und wie geht es Jonas...ähm...ich meine Tom." Sie lachte. "Es ist noch so ungewohnt ihn so zu nennen. Ich habe ihn Jahre lang mit Jonas angesprochen.", lachte sie und war gerade dabei meine Bauchgegend abzutasten. Ich zog schmerzhaft die Luft ein. "Ich weiß es nicht. Er ist nicht mit mir gekommen.",sagte ich leise. Frau Holle nickte. Was sollte sie auch sonst tun?!

Sie beendete ihre Behandlung und ich setzte mich auf. "Es sind nur ein paar Prellungen.Ich würde in den nächsten Tagen einfach etwas vorsichtiger sein, wenn das geht." Prellungen. Das sind meistens die schmerzhaftesten Verletzungen. Ich nickte. "Dankeschön." Ich stand auf. "Für ihre Hilfe." Frau Holle lächelte mich an. "Gerne."

Ich machte mich auf den Weg zur Tür. "Tom wird dich da raus holen." Ich drehte mich zu ihr um. Sie guckte mich besorgt an. "Das hoffe ich.", flüsterte ich leise. Frau Holle nickte mir aufmunternd zu. "Das wird er." Dann öffnete ich die Tür und verließ daraufhin das Krankenhaus. So ein Gespräch hatte ich wirklich gebraucht.

Ziellos ging ich durch die dunklen Straßen, auf der Suche nach einem Schlafplatz. Wie sollte ich nur hin? Unter einer Brücke schlafen? Auf einer Bank? Mir blieb wohl nichts anderes übrig.

Ich wollte mich gerade auf eine Bank setzten, als ich eine Gestalt hinter mir erkannte. "Was?", setze ich an. "Wie lange läufst du schon durch die Gegend?" Luca. Hat er mich verfolgt? Ja, bestimmt, aber warum? "Lass mich in Ruhe, Luca.", seufzte ich und legte mich auf die Bank. Ich zitterte am ganzen Köper. Es waren bestimmt Minusgrade. "Du bist genau so dickköpfig.", lachte er leise. Ich spürte eine Hand an meiner Schulter. Er zog mich hoch, so dass ich nun vor ihm saß. Eine Zeit lang guckte er mir einfach nur stumm in die Augen. "Komm.", sagte er dann. Ich blieb sitzen, während Luca sich schon in Bewegung gesetzt hatte. Als er bemerkte, dass ich ihm nicht folgte, blieb er stehen. "Na komm endlich.", sagte er nun etwas lauter und bestimmender. Ich sprang auf und lief auf ihn zu, als ich ihn eingeholt hatte fragte ich: "wohin?"
Luca lief weiter. Ich hatte schon nicht mehr damit gerechnet, dass er mir antwortet, da sagte er. "Zu mir. Da kannst du schlafen." Ich war ihn in diesem Moment einfach so dankbar!

Gemeinsam betraten wir alte Haus, es war, wie das von Nick, heruntergekommen und sah nicht wirklich sicher aus. Trotzdem ging ich einfach weiter, folgte Luca die Treppe hoch. Er betrat einen Raum und auch in diesen folgte ich ihn. In dem Raum lag nur eine einzelne graue, die früher bestimmt mal weiß gewesen war, Matratze. "Ich habe leider nicht mehr.", sagte Luca leise. "Es ist vollkommen okay." Ich lächelte ihn an. Er lächelte nicht zurück, aber das musste er auch nicht. Seine Geste alleine reicht aus. Er hatte mich hier her gebracht, mich nicht frieren gelassen. "Wir müssen beide hier schlafen.", unterbrach Luca meine Gedanken. Ich nickte. Das war okay.

Wir zogen Schuhe und Luca seine Jacke aus und legten uns schlafen. Zum Schluss deckte uns Luca noch mit einer Wolldecke zu. Es war wirklich wärmer!

Leise gähnte ich einer und Luca bewegte sich neben mir. Er lachte. "Gute Nacht, Kleine." Ich lächelte. "Gute Nacht und danke noch einmal, Luca."

Es dauerte nicht lange, da waren wir beide auch schon eingeschlafen...

Streetlife. Die Straße lässt dich nicht frei!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt