Über mir flogen bereits die Raben und ich wusste, es wurde Zeit, endlich nach Hause zu gehen. Holly konnte mich doch irgendwie überreden, noch mit ihr zu spielen, weshalb wir etwas länger geblieben sind. Die Minuten hatte ich nicht gezählt.
Mein Herz schlug immer schneller. Ich versuchte, mich auf meinen Instinkt zu verlassen, zu glauben, dass alles gut wäre und ich mir keine Sorgen machen müsse. Holly lief aufmerksam neben mir her, schaute zu mir hoch und wieder sah es aus, als wenn sie lächelte. Sie gab mir ein gutes Gefühl. Automatisch verschnellerten sich meine Schritte, weshalb Holly schon nicht mehr neben mir trabte, sondern schon richtig lief. Als ich um die Ecke bog und fest stellte, dass sich nichts verändert hatte, legte sich meine Angst ein kleines bisschen. Doch verschwunden war sie erst, als ich mein Piano sah, wie es heile und sauber in der Mitte des kleines Raumes stand. Erleichtert atmete ich aus.
Ich wusste, dass ich am nächsten Tag wieder zur Schule gehen würde. Lieber ließ ich mich tot prügeln, als dass irgendwer meine Sachen beschädigt.
Ich kickte meine Schuhe von meinen Füßen und ging den Flur entlang in Richtung Küche. Ich öffnete den Küchenschrank, holte eine blaue, flache Schüssel heraus und füllte sie mit Wasser. Holly setzte sich brav neben mich, als ich die Schüssel auf den Boden stellte. Gierig machte sie sich über das Wasser her, während ich im Kühlschrank nach etwas zu Essen schaute.
Es war noch etwas Entenfleisch von gestern da. Meine Mutter hatte es vom Chinesen mitgebracht. Sie war eigentlich nicht der Typ, der gerne kochte. Jedenfalls nicht mehr. Als mein Vater noch bei uns war, kochte sie jeden Tag. Sie war jeden Tag zu Hause, kümmerte sich um den Haushalt und war glücklich. Sie war wie eine typische Mutter. Meine Mutter hat sich viel um mich gesorgt, sie war immer für mich da, hat mir immer angeboten, mit ihr zu sprechen. Sie war es, die mir das Piano gekauft hatte und mir Kraft gab.
Ich erinnerte mich an den Tag, an dem uns gesagt wurde, dass mein Vater es nicht geschafft hatte, als wäre er gestern gewesen. Wir waren im Krankenhaus, ich mit einem gebrochenem Arm und meine Mutter, die zitternd neben mir saß und mit mir auf die Ärzte wartete. Es dauerte eine Ewigkeit, bis endlich die große, milchige Doppeltür aufging. Aufgeregt sprang meine Mutter auf, während ich mich mit Hüftschmerzen vom Stuhl quälte. Ich war immer noch zu sehr in meinen Gedanken vertieft gewesen. Ich bekam nur den gefühlslosen Blick meiner Mutter mit, der auf mir lag. ,,Eomma? Was ist los? Geht es Appa wieder gut?", fragte ich, doch sie stürmte einfach aus dem Krankenhaus.
Ich konnte sie nicht einholen, humpelte deswegen einfach zu unserem Auto und hoffte, dass sie nicht ohne mich wegfahren würde. Und anscheinend hatte sie wirklich noch so viel Verstand, dass sie mich nicht alleine hat stehen lassen.
Dich seit dem Tag an, behandelte sie mich anders. Ich musste mich immer um mich selbst kümmern. Sie war nicht mehr da. Körperlich schon, aber geistig war sie immer in einer anderen Welt. Sie war nicht mehr die Frau, die ich als meine Mutter sah. Sie kuschelte oder umarmte mich nicht einmal mehr. Ich war ihr egal geworden. Ich kümmerte sie nicht mehr, denn sie war wütend. Wütend, weil ich lebe und nicht er. Wütend, weil ich ihr ihre Liebe genommen habe.
Hii! Ich versuche es hinzubekommen, dass mehr Kapitel kommen 🌸💞
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First love | m.yg
FanfictionGeschmeidig glitten meine Finger über die Tasten. Mit jeder Taste, die ich drückte und einen Klang erzeugte, flog ein weiterer Schmetterling durch meine Magengegend. Es fühlte sich zu gut an. Diese lieblichen Klänge, die meine Sinne benebelten. Es w...