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Ein weiterer Tag in der Hölle war vorbei. Ich schulterte meinen Rucksack und lief mit langsamen Schritten aus dem Klassenraum. Ich war der letzte, schloss deswegen hinter mir die Tür und lief durch die kleine Eingangshalle. Ich sah schon von weitem, dass die Idioten aus meiner Klasse in einem kleinen Kreis vor der Schule standen, und ihre widerlichen Kippen rauchten.

Ich öffnete die Tür, hoffte innerlich, dass sie mich in Ruhe lassen würden. Doch wieso hoffte ich eigentlich, es brachte ja sowieso nichts. ,,Ey Schwuchtel, bleib mal hier!", rief einer von ihnen doch ich versuchte ihn zu ignorieren und meine Schritte verschnellerten sich. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. Ich hörte Schritte, wurde kurze Zeit später an der Schulter gepackt und ruckartig umgedreht. ,,Ich sagte, du sollst hier bleiben.", sagte der gleiche und gab mir eine Backpfeife. Ich ignorierte seine Geste und schaute weg, sah im Augenwinkel wie die anderen ebenfalls auf uns zu kamen.

,,Ich muss gehen.", sagte ich, schaute immer noch weg, da ich dieses hässliche Gesicht nicht vor meinen Augen sehen wollte. ,,Wieso musst du denn so schnell nach Hause? Haben wir hier ein kleines Muttersöhnchen?" Die anderen lachten. Sie lachten über seinen Witz und über mich. Wut stieg in mir hoch. Ich antwortete nicht. Sie mussten nicht wissen, dass ich eigentlich nur wegen meinem Piano nach Hause ging -und vielleicht auch wegen meinem Hund.

,,Gib mal deine Hand.", sagte ein anderer. Ich ignorierte sie, wollte ihnen nicht gehorchen und zeigen, wie schwach ich war. ,,Gib deine Hand, hat er gesagt!", schrie der erste in mein Ohr und rüttelte an mir. Widerwillig hob ich die Hand und er grinste. Ein letztes Mal, zog der Hurensohn an seiner Kippe, blies mir den Rauch ins Gesicht und drückte seine Zigarette auf meiner Handfläche aus.

Ein brennender Schmerz überzieht meine Hand, meine Haut brennt durch. Die Asche vermischt sich mit ein bisschen Blut. Ich ziehe scharf die Luft ein, versuche den Schmerz durchzuhalten und meine Hand nicht zu schließen, damit es nicht noch schlimmer wird. ,,Will unsere kleine Schwuchtel uns jetzt immer noch verschweigen, wo sie hinwill?", fragte der, der mich eben als Aschenbecher benutzt hatte.

,,Ich muss zu meinem Hund.", antwortete ich zähneknirschend. Sie sollten mich einfach gehen lassen. ,,Zu deinem Hund? Das ist ja noch schwuler, als das Keyboard spielen." ,,Es ist ein Piano."

,,Es ist ein Piano. Bla bla bla.", äffte einer von ihnen mich nach. Ich spannte meinen Unterkiefer an. Sie sollten aufhören. Sie sollten ihr verdammtes Maul halten. ,,Ausserdem, seit wann hast du bitte einen Hund? Hast bestimmt den meiner Tante, die hat ihren letztens ausgesetzt.", rief der Zigarettenjunge und fing an zu lachen, klatschte mit einem von ihnen ein. Er kannte also meinen Hund? Seine Tante, ein Teil seiner Familie war schuld, dass dieses kleine Ding ganz allein war?

Meine Wut wuchs immer mehr, und als plötzlich alle lachten, konnte ich mich nicht mehr zurück halten. Der Typ vom Anfang hatte mich zum Glück losgelassen und weil alle so mit Lachen beschäftigt waren, nutzte ich meine Chance. Ich ignorierte den Schmerz, der immer noch von meiner Hand ausging, ballte sie zu einer Faust und schlug die nächstbeste Person die in meiner Nähe stand. In diesem Moment war ich mutig. Ich hätte mich normalerweise nie getraut, mich zu wehren, doch dieses Mal sah ich keinen Ausweg. Der Schlag war so stark, dass der Junge zu Boden fiel.

Wie von automatisch setzten sich meine Beine und Füße in Bewegung. Ich war plötzlich schneller als der Wind und rannte einfach nur noch in Richtung Heimat. Das einzige was ich noch von Typen hörte war: ,,Das wirst du bereuen, du Wichser!"

First love |  m.ygWo Geschichten leben. Entdecke jetzt