Der zweite Brief

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Ich lächelte. Ja, meine Schwester war immer sehr fürsorglich gewesen. Neugierig, was im Brief für mich stand, öffnete ich diesen hastig und las:

Allerliebste Joe

Es tut mir aufrichtig leid, was passiert ist. Ich wollte dich nicht alleine lassen. Ehrlich nicht. Doch meine Zeit ist gekommen und ich konnte nichts dagegen tun. Genau so wenig wie du. So wie ich dich kenne, machst du dir schreckliche Vorwürfe, weil du mich nicht retten konntest. Was auch immer geschah, es ist okay. Ich wusste von diesem Risiko und du auch. Mach dir also keine Vorwürfe, denn das bringt mich auch nicht zurück. Doch mir geht es gut, ich bin wahrscheinlich bei Mum und Dad. Du musst jetzt weiterleben, ohne mich, ohne die langen Gespräche, ohne meine Ratschläge, ohne den Spass, den wir mit den Männern hatten. Mir ist klar, dass du nun wahrscheinlich nicht nach Schottland ziehen oder Lehrerin in Hogwarts werden wirst, da dich das zu sehr an unsere gemeinsamen Träume erinnert. Das ist in Ordnung. Du kannst in Schottland leben oder nicht, du kannst eine Familie gründen oder nicht. Du kannst Lehrerin werden oder nicht. Aber bitte, lebe. Lebe, wie du es willst. Verliere nicht den Mut und die Lebensfreude, die du hattest. Versinke nicht im Selbstmitleid. Ich will das nicht. Denke nicht daran, dass ich weg bin, sondern erinnere dich an die Momente, die wir zusammen erleben durften. Irgendwie werde ich nämlich immer da sein. Bei Liebeskummer, wenn du heiratest, an guten Tagen, an schlechten Tagen, und wenn du in deiner Traurigkeit versinkst, ich schwöre dir, ich werde solange um dich herumgeistern, bis du wieder glücklich bist.

Ich mache mir Sorgen um dich, doch ich weiss, dass du das schaffst.

In Liebe

Juliette

P.S.: Ich hoffe, dass du mir einen letzten Wunsch gewährst und mich in Schottland bestattest.

Mit Tränen in den Augen schlief ich ein.

Die Leere in unseren HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt