Anders als die Anderen

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Sichtwechsel Joe

Okay, das wäre normalerweise der Punkt gewesen, an dem ich jeden anderen Mann hätte abblitzen lassen. Aber George war nicht irgendein Mann. Also folgte ich ihm durch den Laden, die Treppe hoch und in eine kleine Wohnung. Hier war alles genau so chaotisch wie im Laden. Überall lagen Kleider und Kartons. Ich sah mich neugierig um. An den Wänden hingen viele, sehr viele Bilder von Fred und George. Als Babys, als Kleinkinder, als Kinder, als Teenager und als Erwachsene. Sie sahen sehr glücklich aus und lachten auf jedem einzelnen Foto. Ein bestimmtes Foto allerdings zog meine Blicke auf sich. Darauf waren Fred und George mit weissen Vollbärten zu sehen. Zwischen ihnen stand ein dunkelhäutiger Junge, der sich wie die Zwillinge den Buckel krummlachte. Ich erinnerte mich noch, wie es dazu kam. Sie wollten am trimagischen Turnier teilnehmen und weil sie noch nicht alt genug waren, hatten sie sich einen Alterungstrank gebraut, der kräftig danebenging. Juliette und ich waren zwar im selben Jahrgang wie die beiden, allerdings hatten wir vor Halloween Geburtstag, weshalb wir alt genug waren, um am Turnier teilzunehmen. Die drei Jungs sahen so glücklich aus. Doch hätte ich das Foto nicht gesehen, wäre ich nie darauf gekommen, dass der George von damals und der von heute derselbe George war. Er hatte sich so verändert, und das nicht ins Gute. Eine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. «Willst du einen Tee haben? Oder einen Kaffee?» Ich lief in die Küche. «Einen Tee, bitte.» Als wir beide unseren Tee hatten, setzten wir uns aufs Sofa und redeten noch lange über belangloses Zeug.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, erschrak ich zuerst etwas. Ich wusste nicht, wo ich war, erinnerte mich aber schnell wieder daran, dass ich letzte Nacht bei George war. Und dort war ich immer noch. Ich lag auf dem grossen Sofa an George gelehnt, der auch gerade aufwachte. «Morgen», lächelte ich. «Morgen. Kaffee?» «Unbedingt.» George stand auf, streckte sich und lief in die Küche, um uns den Kaffee zu machen. Etwas allerdings irritierte mich. Ich hatte schon lange nicht mehr so gut geschlafen wie diese Nacht und als George aufstand, hatte ich das Gefühl, etwas würde fehlen. Als ich in die Küche kam, fand ich einen gedeckten Tisch vor. Darauf standen zwei Teller, zwei Messer, Brotaufstrich, Brot, Butter und zwei dampfende Tassen schwarzen Kaffee. «Danke, George.» «Hey, kein Problem. Ist zwar nicht grossartig, aber es ist ein kleines Dankeschön für gestern Abend.» Wir assen in aller Ruhe Frühstück. Danach apparierte ich zu Cho, klärte sie über das auf, was gestern Nacht passiert ist und was nicht passiert ist ;-) , holte mir ein paar Kleider für den heutigen Tag und apparierte wieder in Georges Wohnung. Doch er war nicht da. 

Die Leere in unseren HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt