Der dritte Brief

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Sichtwechsel Georges Sicht

Ich sah ihre Tränen in den Augen, mit denen sie verschwand. Ich hätte mich mit einem unverzeihbaren Fluch belegen können. Wie konnte ich nur so etwas Dummes sagen? Wie konnte ich ernsthaft in Frage stellen, ob sie mir die Wahrheit erzählte? Ich habe sie eindeutig nicht verdient. Mir traten Tränen in die Augen, weil ich mir wirklich Sorgen machte, dass ich sie nun für immer verloren hatte. Voller Frust packte ich die Weinflasche und schmiss sie gegen die Wand. Sie zersprang und einige Fotos fielen auf den Boden. Ich seufzte und setzte mich aufs Sofa. Ich öffnete den Brief, den Joe mir gegeben hat und lass ihn:

Hallo du

Bevor ich ans Eingemachte gehe, möchte ich eines klarstellen. Du bist der Mann, den meine Schwester am meisten liebt, sonst würde sie dir den Brief niemals geben. Ich weiss nicht, ob Joe dir schon gesagt hat, was geschehen ist. Egal was es war, Fakt ist: Ich war leider nicht mehr am Leben, als Joe dich getroffen hat. Also stelle ich mich hier ganz schnell vor: Ich bin Juliette Lupin, Joes Zwillingsschwester und sehr rachsüchtig. Ja, auch wenn ich tot bin, kann ich dir das Leben zur Hölle machen. Und das werde ich auch, solltest du meine Schwester jemals verletzen, ob körperlich oder geistig, oder anderen Frauen hinterhersehen oder zu wenig Zeit für sie haben oder sie sogar betrügen. Ohnehin hoffe ich, dass du keiner der Chaoszwillinge aus Gryffindor bist. Für sie hat Joe in der Sechsten Mal geschwärmt. Wie auch immer, meine Schwester ist ein grossartiger Mensch und wir hatten gemeinsame Träume. Wir wollten nach Schottland ziehen und zusammen ein kleines Haus kaufen. Ich kann ihr keinen Wunsch mehr erfüllen, deshalb ist es jetzt deine Aufgabe, ihr jeden Wunsch von den Augen zu lesen und ihr diesen auch zu erfüllen. Sie ist abenteuerlustig, mutig und hat viel Unfug im Kopf, weshalb sie zu risikoreichen Freizeitbeschäftigungen neigt und manchmal etwas unvorsichtig ist. Dann musst du sie auf den Boden zurückholen und sie auf die Gefahr aufmerksam machen. Du bist nun ihr Fels in der Brandung, ihr Berater, ihr Zuhörer, ihr Kopfkissen auf dem Sofa, ihre Ruheoase. Mach das gefälligst auch gut.

Viel Glück mit Joe, dieser kleinen Nervensäge.

Liebe Grüsse

Juliette

P.S.: George, ich weiss, dass du es bist. Das ist magisches Pergament, das das zu lesen gibt, was mein Geist will. Du, mein Freundchen, hast gewaltiges Problem, wenn du dich nicht so schnell wie möglich bei Joe entschuldigst, denn das, was im Brief steht, meine ich todernst. Also bring das morgen wieder in Ordnung.

Fred geht es übrigens gut. Er will dich wissen lassen, dass er deinen Lebensstil, den du zwischen seinem Tod und dem ersten Date mit Joe führtest, gar nicht gutheisst. (Ich übrigens auch nicht. Nimm dir ein Beispiel an Joe!) Du sollst leben. Ich mag Fred übrigens. Er ha noch mehr Blödsinn im Kopf als du. Das ist fast nicht zu glauben. Grüss Joe von mir. Ich hab sie lieb. (Dich vielleicht auch, wenn du dich änderst.)

Okay, das war jetzt vielleicht ein bisschen grusselig. Magisches Pergament? Das gab es wohl nur in Frankreich. Die Nachricht von Juliette hat mich auch etwas eingeschüchtert. Dennoch, ich war unglaublich froh, noch ein letztes Mal etwas von Fred gehört zu haben. Ihm geht es gut. Das ist tröstend. «Ich verspreche euch, dass ich mich gut um sie kümmern werde, dass ich das in Ordnung bringe und dass ich nicht mehr so leben werde wie ich es nach deinem Tod, Fred, getan habe. Danke, Juliette, für den Brief. Und danke Fred, dass du da bist und mich beobachtest.» Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich ein.

Die Leere in unseren HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt