Tja, zu spät

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Zeitsprung

Ich war etwas nervös. Gleich würde ich Georges Familie zum ersten Mal treffen. Ich stand neben George vor der Eingangstür zum Fuchsbau und nestelte am Geburtstagsgeschenk für Ginny herum. Werden sie mich mögen? Werde ich sie mögen? Was hielten sie davon, dass ich Georges Freundin UND Angestellte war. Die Tür öffnete sich und eine kleine, rundliche Frau kam zum Vorschein. «George, mein Junge», begrüsste sie George und umarmte ihn fest. «Wenn hast du denn da mitgebracht?» «Hallo, Mrs. Weasley. Ich bin Joe und ich arbeite seit ein paar Monaten bei George.» Stellte ich mich vor und wurde auch umarmt. «Bin ich froh, dass er sich endlich helfen lässt. Und dann bist du noch so hübsch. George, willst du nicht mal mit ihr ausgehen.» Ich versuchte angestrengt ein Lachen zu unterdrücken. George allerdings versuchte es gar nicht erst, sondern lachte: «Da bist du wohl etwas zu spät, Mum. Joe ist auch meine Freundin.» Mrs. Weasleys Mund stand zuerst offen, dann gab sie einen Freudenschrei von sich und umarmte mich noch einmal, diesmal viel fester. «Willkommen in der Familie Weasley, Liebes! Nenn mich doch bitte Molly.» Offenbar waren meine Sorgen, nicht gemocht zu werden, total unbegründet. Jedenfalls bei Molly. Wir traten ins Haus und ich fühlte mich augenblicklich zuhause. «Die anderen sind im Wohnzimmer», teilte Molly uns mit. Also gingen wir ins Wohnzimmer, das voller Leute war. Hauptsächlich waren diese Leute rothaarig. Sofort kam ein älterer Mann auf uns zu, umarmte George ebenfalls und schüttelte mir die Hand. «Arthur Weasley. Mit wem habe ich das Vergnügen?», haspelte er los und Molly antwortete für mich: «Das ist Joe. Georges neue Mitarbeiterin und Freundin.» Zu meinem Leidwesen sagte sie letzteres so laut, dass es alle Anwesenden mitbekamen, ihre Gespräche unterbrachen und auf mich zugestürmt kamen. Ich war zwar etwas überrumpelt, dennoch brachte ich einige Worte raus: «Hey, Leute. Einer nach dem andern. Ich kann mir eure Namen unmöglich merken, wenn ihr mir sie alle gleichzeitig sagt. Und Namen zu verwechseln oder zu vergessen wäre doch sehr, na ja, unangenehm.» Tatsächlich kehrten alle an ihren Platz zurück, schienen aber nicht daran zu denken, sich zu setzten. «Eine tolle Freundin hast du dir da angelacht, Georgie!», meinte ein Mann mit einem von Brandwunden übersäten Arm. «Allerdings! Wer wohl die Hosen in der Beziehung anhat?», ergänzte ein anderer Mann mit zusammengebundenen Haaren. «Also ich finde sie toll!», sagte das einzige rothaarige Mädchen in der Runde. Ich beschloss, diese Familie in mein Herz zu schliessen. Dann ging ich durch die Runde und wurde von jedem umarmt, der sich vorgestellt hatte. Als letztes kam ich zu Fleur Delacour. Die sah mich ungläubig an. «Joelle? Joelle Lupin?» Ich nickte. Sie umarmte mich mit erstaunlicher Kraft für eine solch zierliche Person. «Wie geht es dir?», fragte sie auf Französisch. Auch wenn ich seit Ewigkeiten kein Französisch mehr gesprochen hatte, verstand ich sie einwandfrei. «Gut, und dir?» «Sehr gut, danke. Aber sag mal, wo ist denn deine Schwester?» Ich schaute einfach nur betrübt auf den Boden und Fleur verstand sofort. Sie war eine der wenigen, die ich auf Beauxbatons mochte. «Oh, das tut mir ja so leid, Schätzchen.» Sie nahm mich tröstend in den Arm. «Sag Bescheid, wenn ich dir helfen kann.» «Werde ich, versprochen. Danke, Fleur.» «Kein Problem.» Ich wandte mich von ihr ab und setzte mich neben George auf eine abgewetzte Couch. Er sah mich fragend an. Ich wusste, dass er nicht verstand, was Fleur und ich geredet haben, dennoch hatte ich das Gefühl, er wüsste, dass etwas nicht stimmte. Fleur erklärte inzwischen der restlichen Weasleyfamilie, dass ich auch auf Beauxbatons war. Der Tag bei den Weasleys war wunderschön und ich war wirklich traurig, als George und ich uns verabschieden mussten. 

Die Leere in unseren HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt