Die Hochzeit

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Wochen und Monate vergingen. Ich ignorierte Jalal. Nein, um ehrlich zu sein war er für mich gestorben. Da ich ihm aus dem Weg ging, habe ich ihn auch nicht oft gesehen. Nichtmals eine Entschuldigung habe ich bekommen. Eine dreckige Entschuldigung. Er hat mit mir gespielt. Ich hasste mich dafür, dass ich ihm glaubte. Dass ich ihn wirklich liebte. Natürlich konnte ich meine Gefühle für ihn nicht abstellen, aber ich konnte sie verdrängen. Ich konnte sie so gut verdrängen, dass mir sein Name und seine Anwesenheit egal war.
Es verging 1 Jahr. Die Hochzeit meines Bruders stand vor. Ich habe mir extra ein Kleid gekauft für diesen 'besonderen Anlass' um ehrlich zu sein, war ich froh dass mein nerviger Bruder endlich weg ist. Doch andererseits hatte ich keine Lust auf den Stress. Der Tag ist also gekommen. Die Hochzeitsvorbereitungen standen an.
Morgens um 8 Uhr fingen wir bereits an alles vorzubereiten. Wir machten Essen für die Gäste, die vor der Hochzeit zu uns kamen und bereiteten uns gleichzeitig für die Hochzeit vor. Es war ein stressiger Tag. Als wir endlich zum Saal gingen, hatte ich ein ungutes Gefühl im Magen. Es war schließlich Jalals Cousine. Er wird bestimmt da sein. Im Saal angekommen, begrüßten wir jede Person, die durch die Tür ging. Küsschen links und rechts. Und den Männern die Hand geben. Ich betete, dass Jalal nicht durch diese Tür kommt, bitte bitte bitte bitt- ,,Ahh, hallooo da seid ihr ja" Meine Mutter begrüßte eine Frau. Ich begrüßte sie ebenfalls und dann kamen die Männer hinterher. Dem Mann schüttelte ich die Hand und begrüßte ihn und dann- dem Sohn. Jap. Dem Sohn. Das Schicksal meinte es nicht gut mit mir. Garnicht gut. Ich erstarrte und streckte wie ein Roboter die Hand aus. Ich sah Jalal in die Augen ohne ein Wort zu verlieren. ,,Hallo" er drückte mir die Hand und begrüßte mich so, als hätte er mich zum ersten mal gesehen. Ich war immernoch erstarrt. Ob er mich noch kannte? Mir kam wieder alles hoch und mein Herz pochte wie verrückt. Ich vergaß alles, was er mir antat und hatte alle schönen Momente in meinem Kopf. Nachdem alle Gäste kamen gingen wir auch auf unseren Platz. Der Tisch von Jalals Familie und meiner Familie waren nebeneinander. Was ein Zufall. Er saß schräg gegenüber von mir. Doch er war nicht da. Wir unterhielten uns mit der Familie. Die Mutter fragte mich, wie alt ich sei und auf welche Schule ich ginge. Als ich antwortete sagte sie erstaunt ,,Ach echt? Mein Sohn war auch auf der Schule. Jetzt ist er selbstständig." , ,,Wirklich? Das ist aber schön zu hören" sagte ich und versuchte höflich rüberzukommen ,,kennst du meinen Sohn denn? Der gut aussehendste aus der Familie" sie lachte. Ich schüttelte den Kopf und lächelte ,,Nein, ich kenne ihn nicht". Ich drehte mich wieder zu meiner Familie und aß kleinigkeiten, die auf dem Tisch waren. Als endlich die Braut kam stellten sich die Familienmitglieder im Kreis um das Brautpaar. Während ich meinen Bruder und seine Frau beim Slowdance betrachtete, merkte ich, dass Jalal direkt gegenüber von mir stand. Er betrachtete mich von unten bis nach oben. Ich hob eine Augenbraue und ignorierte ihn wieder. Aber ich muss zugeben. Herzrasen hatte ich schon. Als wir wieder auf unseren Plätzen waren und das Essen verteilt wurde saß er auf seinem Platz. Die Mutter stupste ihn an ,,Jalal kennst du die Jamila? Sie war auf deiner Schule" Er schaute zu mir hoch und ich schaute verlegen zurück. ,,Ich glaub schon, bist du nicht.. In der 11 gewesen?" Will er mich komplett verarschen? Tut so als würde er mich nicht kennen. Arschloch. Ich nickte bloß und merkte dass ich kein Essen bekommen habe und alle anderen einen Teller hatten. ,,Hast du kein Essen, Kind?" Fragte seine Mutter. Ich nusste zugeben. Sie war echt süß. Ich schüttelte den Kopf und suchte einen Keller. Sie faselte was auf arabisch zu Jamal und er stand auf und  holte mir Essen. ,,Die Prinzessin soll ja nicht verhungern" Ich bedankte mich und schaute nie wieder nie nie nie wieder hoch. Meine Mutter schaute mich schon skeptisch an. Ich schaute sie so an, als wüsste ich von nichts.
Die Stimmund wurde immer lockerer und ich tanzte auf der Tanzfläche mit dem Brautpaar und auch mit meinen Freundinnen und Cousinen. Es kam irgendwann auch Musik, die für uns junge Erwachsene gedacht war. Wir tanzten also gemeinsam und ich merkte garnicht, wie Jamal und seine Cousins und Freunde ebenfalls in unserem Kreis waren. Es war dunkel und voll also sahen unsere Eltern sowieso nichts davon. Er kam immer näher und tanzte. Ich liess mich mitreissen und tanzte ebenfalls. Irgendwann nahm er meine Hand und ich drehte mich einmal und kam ihm sehr nah. Er küsste mich plötzlich auf
die Wange und ich schubste ihn weg. Die Menschen um uns herum starrten verwirrt.

 Die Menschen um uns herum starrten verwirrt

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Jamila & JalalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt