Die Interviews (Teil 2)

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  Hallöööööchen! :D Heute mal wieder ein neues Kapitel :D So langsam steuern wir das Finale der ersten Hälfte an :3
Viel Spaß beim lesen ^^
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Shadow Bludgeon

Die restlichen Tribute warten schon längst in einer Schlange darauf, dass sie auf die Bühne laufen können und glotzen mich bedeppert an. Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich noch eine Möglichkeit bekomme zu fliehen, aber zu meinem Unglück setzt sich unser Trupp grade in diesem Moment in Bewegung, um auf die Bühne zu gehen.
Mit einem überwältigend starken Stoß sorgen meine Mentoren dafür, dass ich auf die Bühne stolpere.
Ich falle auf meinen Platz zwischen Swift und Broker, doch als ich nach einem Fluchtweg Ausschau halte, muss ich feststellen, dass der einzige Weg, der zurück dorthin, wo wir hergekommen sind, von den Friedenswächtern versperrt ist.
Als mein Name aufgerufen wird stolpere ich mit meinen Hochhackigen Schuhen, auf denen ich überhaupt nicht laufen kann, nach vorne und fange mich an dem Sessel ab.
„Ah, da bist du ja, meine Große! Setz dich doch und begrüß unser Publikum!", fängt der Interviewtyp an, mich von der Seite anzuquatschen. Mir ist nicht klar, wieso, aber ich setze mich tatsächlich, kann mich allerdings noch fangen, bevor ich der zweiten Aufforderung auch noch nachgehe.
„Oh, etwas schüchtern?", meint der Interviewtyp und beugt sich näher an mich heran. Ich schweige, während das Publikum amüsiert gluckst, dass ein muskulöses Mädchen, wie ich unter Lampenfieber leidet.
„Mir kam zu Ohren, dass du die Allianz mit den anderen Karrieros abgelehnt hast. Ist das wahr?", fängt er an mich mit Fragen zu löchern und beugt sich noch näher, sodass ich, die Lippen zusammenbeißend soweit zurückweiche, wie es der Sitz mir ermöglicht.
„Na schön, möchtest du uns sagen, welches dein größtes Talent ist?", fragt er weiter und obwohl ich mir sicher war, dass es nicht möglich ist, lehnt sich dieser Trottel noch näher.
So, das war's, genug ist genug!
Mit einem blitzartigen Faustschlag, schlage ich ihm mitten ins Gesicht, sodass er mit einem Ruck rückwärts aus dem Sitz kippt.
„Ich würde mal sagen, das!", teile ich ihm mit, während ich aufstehe und, der entsetzten Menge den Rücken zuwendend, die Bühne verlasse.
Die Friedenswächter, die immer noch in der Nähe des Eingangs stehen, sind zu beschäftigt einen Kapitol Arzt zu verständigen, um mich aufzuhalten. So steige ich in den Fahrstuhl und gratuliere mir innerlich zu einem weiteren erfolgreichen Schlag gegen das Kapitol.

Lyra Centaury

Chronologisch wird jeder einzelne der Tribute nach vorne in einen gemütlichen Sessel gerufen um sich den Fragen von Romeo zu stellen und sich Panem zu präsentieren.
Gespannt, wie die Konkurrenz sich darstellt, lausche ich und versuche mir die Eindrücke einzuprägen. Die Karrieros, mit Ausnahme von dem Distrikt 2 "Muskel", die Romeo ins Gesicht boxt, geben sich alle große Mühe überzeugend die Rolle des amüsanten Superhelden oder der charmanten Prinzessin zu spielen. Zuerst beginnt natürlich immer das Mädchen und schreitet nach vorn. Sind die fünf Minuten, die jedem zugesprochen werden, um, setzt man sich zurück auf seinen Platz und der Nächste ist an der Reihe. Die Aufregung muss ich verlegt haben oder ich habe sie im Fahrstuhl liegen lassen, auf jeden Fall kann ich sie nicht finden. Und jeder, der der Meinung ist, dass diese Ausformulierung meiner Gedanken lächerlich ist, hat Recht. Das alles hier ist absolut lächerlich.
Als der Junge aus Distrikt 9 zurück nach hinten kommt, bin ich alarmiert. Gleich werde ich angekündigt und halte mich schon mal bereit.
"Meine Damen und Herren, begrüßen sie mit mir, die schärfste Versuchung aus Distrikt 10: Lyra Centaury!"
Aufgrund meines ziemlich freizügigen Aufzugs, wirkt das Wort "Versuchung" etwas zweideutig auf mich. Ich richte mich auf, und winke Zähne zeigend in die Kamera.
Ein Wirbel aus Applaus, ungerechtfertigten Tränen und Schreien füllen den Saal. Vor allem die männlichen Zuschauer tun mit lauten Pfiffen und Rufen ihre Angetanheit meiner freien Beine und meines tiefen Dekolletés kund. Es schreckt mich ab, da ich nicht als Flittchen zur Schau gestellt werden möchte, lasse es mir aber nicht anmerken.
"Komm zu mir", winkt mich Romeo zu sich. Seit dem Vorfall mit seinem Gesicht wirkte er noch etwas benommen, was sich jedoch legte und er nun wieder fast der alte ist. Ich schätze seine Nase schmerzt, ist mir aber egal.
"Aber immer doch", seufze ich.
Mit großen sexy Schritten ist der Weg zum Drehsessel schnellstens überwunden, der Stoff meines Kleides schwebt hinter mir her wie Nebel. Elegant platziere ich mich, die Beine übereinander geschlagen gegenüber von Romeo Cassedy und werfe locker meine Haare nach hinten. Nun liegen harte Minuten vor mir, die ich ohne alles was ich bisher aufgebaut habe, wie einen Turm zusammenfallen zu lassen, überstehen muss. Am besten noch mit echter Freude. Sonst könnte ich mir alles verbauen. Jeder Piep und Pup von mir beeinflusst meine Zukunft. Also streng dich an! Konzentriere dich und immer schön lächeln! ... Es – geht – nicht! Es ist zu schwer nicht Ich zu sein!
"Willkommen, Lyra. Du schaust heute wieder einmal atemberaubend aus", dabei lag der Blick nicht in meinen Augen, "Mach es dir gemütlich, dann können wir ein nettes Pläuschchen halten."
"Dankeschön. Du siehst natürlich auch sehr gut aus. Es ist wirklich nicht in Worte zu fassen hier zu sein", entgegne ich. Ich wollte nicht direkt zugeben, dass es mir gefallen könnte, da es mit meinem Gewissen nicht zu vereinbaren wäre. Schließlich hasse ich es hier. HASSE ES!
"Nicht wahr? Das denke auch ich jedes Mal wenn ich morgens aufstehe und aus meinem Fenster gucke."
Das Publikum lacht.
"Dass du auch toll aussiehst?", witzele ich – mit etwas zu sarkastischem Tonfall – mich zurück in das Polster fallen lassend.
"Unter anderem. Was mich aber am meisten beschäftigt ist die Frage, wie du zu so einer niedrigen Punktzahl gelangt bist. Einer Fünf! Verrate mir das Geheimnis, ich kann es nämlich nicht nachvollziehen."
"Naja, fünf Punkte dafür, dass ich bloß aus Therouxs Weinglas gesüffelt habe, ist sehr großzügig vergeben, finde ich."
Mein Augenschein richtet sich auf Yeoman und fängt seinen missbilligenden Blick ein, der mich schmunzeln lässt. Mir ist klar, dass ich ihn dadurch vor der Nation bloßstelle, als einen Spielemacher, der sich von einem Bauernmädchen vor der Nation bloßstellen lässt. Weiter so!
Wie der Wind eine Feder, tragen wir zwei unsere Unterhaltung und doch kostet es mich so viel Überwindung überhaupt nett zu sein.
"Ehrlich gesagt, bin ich ein kreativer Mensch, und war nicht gewillt, die Sponsoren mit dummen Tricks wie sie die anderen sicher vorgeführt haben, in den Sarg zu langweilen und habe bevorzugt etwas Frisches zu machen. Außerdem war es ein künstlerisches Statement von mir an die Sponsoren."
Ja, das war es. Es war ein Appell an sie, dass ich mich nicht verbiegen lasse und tue was ich für angemessen halte. Vermarkten tue ich es als Missfallen des "Drecks an meinen Händen". Ich bin nicht gewillt mir die Hände schmutzig zu machen.
"So so, eine kreative Person?", Cassedy zieht die Augenbrauen meilenweit hoch und legt seine warme Hand auf meinen Oberschenkel. Ekel, Abscheu, Empörung und Brechreiz. Dass mich dieser Schmierige Stalker anfässt, steht eindeutig weit oben auf meiner "Übelkeitsliste", die ich schon über Jahre in meinem Gedächtnis führe. Pyrotaniten (eine schlimme Krankheit) ist ein anderer Aspekt auf dieser Liste.
Mein zurückzucken, was schwierig war zu übersehen, überspiele ich und meine er hätte sehr kalte Hände, oder ich wäre einfach so heiß, dass es mir kalt vorkommt. Meine Stand-up-Comedy funktioniert gut, wenn die Leute schon Tränen heulen.
"Aber na klar", beantworte ich seine rhetorische Frage, "Wenn man die Ziegen über die Wiesen treibt, muss man sich irgendwie beschäftigen. Dann singe ich einfach. Sogar wenn ich reite. Meine Familie und Freunde sagen immer zu mir, ich wäre singsüchtig und ich solle mich behandeln lassen."
"Soll ich doch schon mal den Arzt rufen, der dir eine Spritze verpasst?", er spielt auf das Training an, wie ich nach meiner Ohnmacht, eine Spritze gewaltsam abgelehnt habe.
"Ich will doch mein Talent nicht vergeuden!"
Panem soll wissen, dass ich mich nicht verstecke, selbstbewusst bin und von mir etwas halte.
"Würdest du uns etwas vorsingen? Bitte. Du hast uns jetzt neugierig gemacht und wollen dich hören", fleht Cassedy förmlich und ich tue so als lasse ich mich nicht erweichen, worauf hin er ein Hundeblick aufsetzt und ich doch einwillige.
Ich stehe auf und verwirkliche seine Bitte. Standing-Ovation, Tränen, die immer mehr werden, und Jubel (eigentlich immer das gleiche, nur noch krasser).
Meine Stimme verklingt und ich setzte mich wieder.
"Ich bin beeindruckt. So eine kleine Person und dann kommt da so eine Stimme heraus", Romeo breitet die Arme ganz weit aus.
"Tja, so etwas erwartet man nicht von mir, ne!?", meine Stimme fällt in einen vielsagenden Ton, der bedeuten soll: Leute passt auf! Trotz niedriger Punktzahl, bin ich trotzdem höchst gefährlich. Romeo scheint es verstanden zu haben.
"Ich erwarte aber noch etwas von dir, und zwar, dass du mir eine weitere Frage beantwortest. Mich würde mal interessieren, was nun mit dir und deinem Mittribut ist."
"Was sollte sein?"
"Seid ihr zusammen?"
"Also Romeo, da muss ich dich echt mal zurecht weisen. Zuerst fragt man eine Frau, solch eine Frage nicht mal im äußersten Fall. Zweitens müsstest du das inzwischen mitbekommen haben. Das ging doch herum wie ein Lauffeuer. Da war wohl jemand unaufmerksam, ne?"
Mit meiner Fingerspitze stippe ich ihm neckerisch in den Bauch.
"Da ist also was im Gange?"
"Nein", sage ich bestimmt, "... also ... ich würde es so ausdrücken: nicht erst seit der Ernte."
"Heißt das, ihr wart bereits zusammen als ihr Tribute wurdet? Ist es nicht strapazierend eine Beziehung unter diesen Bedingungen zu führen?", seine schwarzen Augen löchern mich und er lächelt interessiert.
Ich antworte, dass wir genau deswegen, dass wir so ein funktionierendes Paar sind, auserwählt worden sind, und dass man es nicht gerade leicht nennen kann.
"Vielleicht sollten sie das auch mal ausprobieren und sich eine Frau angeln. Das würde ihnen mal gut tun", füge ich hinzu und die Bauchmuskeln aller Leute schmerzen vor Lachen.
"Wie lange gehört ihr beide denn schon zusammen? Tage? Wochen? Monate?"
"Jahre."
"Wie viele?"
"Seit dem ich zwölf bin."
"Und nun bist du wie alt?"
"Genau fünfzehn Jahre und sieben Tage."
"Wow, schon drei Jahre. Das ist eine lange Zeit. Besonders für Kinder."
"Entschuldige mal. Darf ich daran erinnern, dass ich in einem armen Distrikt groß geworden bin, wo man mit fünfzehn schon eigentlich erwachsen sind!? Wir müssen früh erwachsen werden und Verantwortung übernehmen!", nicht aufregen, nicht aufregen!!
"Tut mir leid, das muss ich leider übersehen haben", neckt er mich.
"Das sollte dir auch leid tun! Sonst muss ich ernsthafte Konsequenzen einleiten und mich über dich beschweren."
"Das würdest du nicht tun. Wir verstehen uns doch so gut."
"Oh, tut mir leid, das muss ich leider übersehen haben", die Ironie schmeckt man förmlich, wie das Duftspray in der Luft, was man hier gerne verwendet. Das Publikum lacht darüber, dass ich ihn immer wieder verarsche. Zumindest dieses ist auf meiner Seite.
Sogar Romeo kann nicht an sich halten und seine dunkle Haut wird rot vor Lachen. Immer wieder versucht er Wort zu fassen, wird aber von folgenden Kicher-Anfällen übermannt. "Bevor du bald nie mehr reden und nur noch glucksen kannst wie eine Henne, werde ich jetzt etwas ... bekennen", ich schaue Romeo an der noch immer gackert. Das Publikum ist still.
"Ich muss eingestehen, dass ich gelogen habe. Llucah ist nicht mehr mein Freund ... ", ich hole tief Luft. Romeos Gelächter bleibt ihm im Halse stecken, er hustet lautstark und glotzt mich bestürzt an. Ich drehe mich um. Auch Llucah ist irritiert. Sein Mund steht offen wie eine einsame Höhle. Dann will ich ihn nicht länger auf die Folter spannen.
"Wir sind verheiratet."
Trubel bricht aus. Meine Ohren schmerzen. Abermals wende ich mich zu meinem Mann um und sehe wie er ein erleichtertes Gesicht macht. Er lächelt und wirft mir eine Kusshand zu.
Romeo Cassedy räuspert sich: "Ich glaub ich muss mich setzten. Wissen eure Eltern davon?"
"So gesehen, wissen sie es jetzt. Wir wussten, dass wir Favoriten für die Tribute sind. Wir wollten uns einfach noch enger binden. Wollten uns versprechen immer zusammen zu bleiben, uns niemals zu verlassen oder zu verlieren. Tut mir leid, Mom und Dad."
"Auch wenn ich selbst sehr überrascht bin, können sie den beiden nicht böse sein, oder, Mr und Mrs Centaury und Mr und Mrs Finch?", ich bin sicher unsere Eltern sind zu Tränen gerührt. Sie sitzen alle zusammen im Wohnzimmer, sehen uns und halten sich bei den Händen.
Auch das Publikum aaaht und ooooht vor Hinreißung.
Meinen Bruder Jayk sehe ich schon seufzend den Kopf schütteln, und Mick muss sich bestimmt das Heulen verkneifen. Naja oder er reißt wie ich schlechte Witze. Oma Riva wird nichts sagen. Meine Mutter hatte mir mal etwas von ihrer Schwester erzählt, Zia, eigentlich meine Tante, wenn sie noch unter uns wäre. In der Familie Centaury haben es die Frauen nicht leicht, da sie dazu verdammt sind zu sterben. Meine Großtante Vanaisa, Zia, June und nun ich. Meine Tante und meine Großtante sind im Krieg gefallen. Wie ein Fluch. Warum bin ich nicht ein Junge geworden? Hätte vielleicht weiter ein glückliches Leben geführt.
Meine Finger fahren an dem kühlen Anhänger meiner Kette herum, die immer trage. Tag und Nacht, ganz einfach aus Angst sie zu verlieren. Romeo hat es bemerkt und zeigt auf sie: "Was ist das für eine Kette? Ist die von Llucah?"
"Nein, es ist ein Andenken an mein vorheriges Leben."
"Ist das ein Amulett? Klapp es auf. Ich möchte wissen was drin steht", bittet der Moderator und ich komme der Anforderung – wenn auch seufzend – nach.
Er fügt hinzu: "Die sieht äußerst schön aus."
Laut liest er die Inschrift vor: Vergesse nie wer du bist.
"Weißt du, diese Kette kommt mir bekannt vor. Ich war ja nun seit den ersten Hungerspielen dabei und ich bin der Meinung sie schon einmal gesehen zu haben."
Seit den ersten Spielen ... . Genau bei den ersten Spielen hat er sie wahrscheinlich bemerkt. Meine Schwester. Meine Schwester hatte sie getragen.
"Was soll dieser Spruch bedeuten?"
Mein Lächeln verklingt und Ernsthaftigkeit setzt sich in meinen Gesichtszügen fest: "Dass ich nicht vergesse wer ich bin."
"Und wer bist du? Natürlich die Lyra, deren fünf Minuten leider um sind. War nett. Ladys und Gentlemen, ein tosender Applaus für Lyra Centaury aus Distrikt 10."
Das Signal, welches das Ende meiner Zeit ankündigt, ertönt und Llucah wird jetzt ein 'nettes Pläuschchen' mit Romeo Cassedy halten.
Auf der Hälfte des Weges küssen wir uns.
Er hat es genauso gut drauf den Moderator zu piesacken wie ich und erntet viel Zusage. Das Licht blendet und ich kann die beiden kaum sehen, aber umso besser hören, weil sie so laut lachen und scherzen wie ein Schwarm Gänse. Mein Mann erzählt jede Einzelheit seines Heiratsantrags und anderes lapidares Palaver.
Am Ende kommen noch Linnet und ihr Mittribut Fevaric. Dann ist auch das Trara zu Ende und wir verlassen die Bühne.
Im Aufzug treffen Llucah und ich eine Sonne. Oder besser gesagt Linnet, welche wie ein Sonnenuntergang gestylt ist.
"Ihr seht sagenhaft aus."
Wir tun es Linnet gleich und belobigen ihr Aussehen.

Die Tribute von Panem - Das erste JubeljubiläumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt