Karrieros

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  Linnet Silene

Kurz nach Sonnenaufgang kommt Gin wieder zu mir und meint flüsternd, ich solle etwas essen, doch ich habe keinen Hunger. Mein Schädel ist kaum besser geworden.
Sie lässt sich nicht erweichen, und ich bin zu schwach mich zu wehren, deshalb zwingt sie mir schon bald einen halben Apfel auf, bevor sie sich auf macht und in nächster Nähe Moos sucht, um mir ein Kopfkissen zu basteln. Sie scheint Glück zu haben, denn schon wenige Minuten später taucht sie wieder auf, vollbeladen mit Moos.
Das weiche Kissen unter meinem Kopf tut gut, doch trotzdem ist es kein Mittel gegen den pochenden Schmerz...
Immer, wenn ich versuche mich aufzurichten wird mir schwindelig und schlecht, ich wage es kaum meinen Kopf ein paar Zentimeter zum Trinken zu heben!

Irgendwann am Vormittag schreckt Gin, die grade dabei ist ein paar holz Figuren zu schnitzen (sie sagt, es beruhigt sie), plötzlich auf.
„Wasn los?", murmele ich leise.
Sie bedeutet mir still zu sein und lauscht angestrengt. Ich versuche mich ebenfalls zu konzentrieren, und erlausche ein leises knacken aus Richtung Fluss. Mein Kopf fährt herum und ich muss einen lauten Schrei unterdrücken, da ein stechender Schmerz meinen Schädel durchjagt.
Unterdessen kommt das Knacken immer näher...
Gin setzt sich vom Laub des Busches verdeckt an den Eingang und bleibt Sprung bereit mit ihrem Messer bewaffnet sitzen.
Kurz darauf gibt sie mir zu verstehen, dass das Mädchen aus Distrikt 3 im Anmarsch ist. Ich stehe kurz vor einer Panik Attacke. Wenn dieses Mädchen nun besser, als Gin ist und sie besiegt, dann bin ich dran!! Ich kann mich nicht wehren, ich kann nicht weglaufen!
In diesem Moment springt Gin aus dem Gebüsch. Jemand kreischt, ich auch. Vor Schmerz des in meinen Ohren Wiederhallenden Lautes.
Ich höre lautes Geraschel, direkt neben dem Versteck, als wenn zwei Personen rennen würden...

Etwa eine viertel Stunde später kommt Gin zurück, vollkommen außer Atem!
„Was ist passiert?", frage ich sie erleichtert.
„Das Mädchen ist weggelaufen, noch bevor ich sie überhaupt angreifen konnte! Ich hab sie verfolgt, aber sie war schneller, als ich...", erzählt sie und klingt ein wenig verärgert. Ich bin irgendwie erleichtert. Gin musste so nicht noch einen zweiten Mord an einem Tag begehen!
„Wenn du willst, kannst du ein bisschen schlafen! Ich halte Wache!", meine ich, doch sie behauptet sie wäre nicht müde, also versuche ich ein wenig Schlaf zu bekommen, doch gleich darauf schrecke ich wieder auf. Was war das??
Ein Schrei! Gin ist weg!
Ich muss doch ein wenig gedöst haben, ich habe nicht gehört, dass sie weg gegangen ist.
Wieder einer. Östlich von mir, nicht sehr weit entfernt.
Gin! Was ist passiert?
Die Schreie halten an, plötzlich knackt etwas am Eingang.
Ich krabbele tiefer in den Baumstamm hinein und versuche ein Keuchen zu unterdrücken, mein Kopf fühlt sich an, als würde er von einer Axt gespalten werden.
Ein Kopf schiebt sich durch die Äste und starrt mich an.
„Ein Glück!", sagt er. „Ich dachte schon, sie hätten dich gefunden!"
Erleichtert Atme ich auf. Es ist meine Verbündete!
Beruhigt lege ich mich wieder zurück auf das Moos.
„Wo warst du?"
„Holz für neue Figuren suchen und nebenher nachsehen, ob sich jemand zu nah an unser Quartier gewagt hat!", antwortet sie, während die Schreie weiter anhalten.
Eine gefühlte Stunde dauert es, bis die Quallaute verstummen und ein Schuss ertönt, der meinen Kopf erneut beinahe zum Spalten bringt.

Am Abend (die Sonne neigt sich grade dem Horizont zu) landet etwas mit einem leisen ‚plong' vor der Höhle.
Die Waffe eines anderen Tributes?
Nein!
Gin kommt mit einer Metallenen Dose in Händen zu mir.
„Sieh mal! Wir haben ein Sponsorengeschenk bekommen!!" Ihre Augen leuchten. Was wohl darin ist?
Sie öffnet die Dose und heraus fallen eine kleinere, die ich bequem in der Hosentasche bei mir tragen kann, und ein kleiner Zettel.

Drei Mal Täglich zwei nehmen!

Steht darauf. Ich weiß sofort, dass in der Dose etwas gegen die Gehirnerschütterung ist.
„Danke!", sage ich laut und deutlich. Ich bin mir sicher, dass wir grade auf allen
Bildschirmen in Panem zu sehen sind, schließlich wollen die Sponsoren sehen, wo sie ihr Geld hinein stecken!
Erleichtert öffne ich die Dose und will mir schon zwei von den Tabletten in den Mund schieben, als ich stutzig werde.
Darin sind zwei Arten von Tabletten! Die einen sind weiß und rund, die anderen blau und oval.
Ich überlege Kurz und nehme dann von jeder Art eine. Ich hoffe, dass ich so das richtige tue!
Und wirklich: ein paar Minuten später spüre ich, wie die Kopfschmerzen erträglicher werden.
Es sind viele Tabletten. Sie würden für mindestens zwei Wochen reichen! Das ist gut, bis dahin würde ich wahrscheinlich tot sein und es würde einen Sieger geben.
Als ich die Tabletten näher betrachte, kommen mir die weißen irgendwie bekannt vor. Ich glaube sie sind ein Schmerzmittel! Wozu die blauen gut sind weiß ich nicht. Vielleicht, um die Gehirnerschütterung zu heilen? Den Prozess zu beschleunigen?
Beruhigt lege ich mich wieder hin und schließe die Augen.
Endlich kann ich schlafen.


Shadow Bludgeon

Schon drei Mal ist es, seit Beginn der Spiele, dunkel geworden. Ich weigere mich dies Nacht zu nennen, der der „Tag" einfach viel zu schnell verstreicht. Seit die Karrieros losgezogen sind um die Zahl der Tribute zu verringern, bin ich ihnen gefolgt, ohne, dass sie mich bemerkt haben. Inzwischen hat meine Beute das Mädchen aus Distrikt 3 ermordet; Ach was sag ich! Zerstückelt haben sie
sie!
Der Junge aus vier hat sie in einer Falle gefangen und ich kann mich immer noch genau daran erinnern, wie sie schrie, als Broker ihr das Hemd abriss und Broker sie runter hielt. Wie Swift ihr, nach einigem herum Gespiele, die Brüste abschnitt und ihre Arme und Beine bald darauf folgten. Mich hätte es nicht verwundert, wenn alle anderen Tribute so weit, wie nur möglich von den
Qualschreien geflohen wären, und bin schon fast genervt, zu sehen, dass dies nicht der Fall ist.
Nur einen Lichtwechsel später -also jetzt- läuft einer der Männlichen Tribute an mir vorbei und würde doch glatt den Karrieros in die Arme laufen, würfe ich ihm nicht die Axt vor die Beine. Ruckartig bleibt er stehen und sieht sich nach dem Werfer um, nur dass er mich nicht sieht. Vorsichtig zieht er die Axt aus dem Stamm des Baumes, in den sich die Waffe gebohrt hat, bevor er, wie von mir gehofft, kehrt macht und bald darauf vom Dickicht verschlungen ist.
Und dann kommt endlich die Gelegenheit, auf die ich schon die ganze Zeit gewartet habe. Das knistern des Gebüsches verrät mir, dass der Distrikt 4 Karriero sich zum Auskundschaften vom Lager entfernt. Ich warte geduldig, mein Schwert fest in meiner Hand, so angelegt, dass die Klinge kein Sonnenlicht reflektiert, aber in einer idealen Position, um mein Opfer wenigstens zu verwunden.
Bis er in erreichbarer Nähe ist und sich sogar mit dem Rücken zu mir wendet, dauert es nur wenige Augenblicke. Innerlich sträube ich mich ein bisschen gegen die Aussicht jemanden hinterrücks anzugreifen. Ich schüttele meinen Kopf ein wenig, um die, wenn auch kleinen, Gewissensbisse abzuschütteln. Ich trete aus dem Gebüsch heraus, gerade als der Karriero sich wieder umdreht. Er erstarrt, sichtlich geschockt, und bevor er sich wieder fangen kann, mache ich zwei schnelle, gekonnte Schnitte mit meiner Schwertklinge.
Der erste durchtrennt den Gürtel, an dem er seine Messer trägt, sodass diese zu Boden rutschen. Mit dem zweiten schneide ich ihm Längsseits in die Hand, in der er auch eine Art Schwert trägt. Er schreit auf und durch den Schwung in meinem Hieb, zusammen mit dem Lösen seines Griffs, fliegt seine Waffe aus der Reichweite.
Er macht trotzdem einen Satz danach, aber bremst scharf ab, als ich ihm rasch meine Klinge vor das Gesicht stoße. Entsetzt keuchend macht er eine Rolle zur Seite und landet auf der Erde. Panisch nach Luft ringend liegt er auf seinem Rücken und starrt mich mit Schreckgeweiteten Augen an. Noch bevor eben diese jedoch zu seinem Gürtel wandern können, trete ich ihn ebenfalls weg. Ich habe ihn lang genug beobachtet, um zu wissen, dass die Messer seine Hauptwaffen sind. Ich richte die Schwertspitze auf den am Boden liegenden Karriero und wechsele gekonnt meinen Griff, sodass ich nur ein einziges Mal kräftig zuzustechen bräuchte, um sein Leben endgültig zu beenden.
„Nein... nein, nein, bitte...", keucht er flehend und versucht von mir weg zu rutschen. „...bitte, wir... wir sind doch auf der gleichen Seite!"
Ich schnaube verächtlich. Auf der gleichen Seite? Seit wann? Aber dann trifft mich ein Hintergedanke: Wenn ich ihn jetzt kaltblütig abstechen würde, wäre ich dann zu ihrem Niveau runter gerutscht?
„...Bitte, nein, bitte, töte mich nicht, bitte...", fleht er weiter. Ein perfektes Bild der Verzweiflung.
Auf keinen Fall will ich so werden wie Broker oder Swift. SWIFT! Angewidert wende ich mich ab. Nein! Niemals würde ich so enden wie Swift! Nicht, wenn ich etwas dazu, zu sagen habe!
Und mehr braucht der Distrikt 4 Junge auch nicht, um sich weg zu rollen und einen Hechtsprung zu seinem eigenen Schwert zu machen. Ich habe grade genug Zeit, um mich fest zu positionieren und seinen Stoß abzublocken.
Zum Teufel mit Swift und seinem Niveau! Ein einziger gezielter Schlag, verstärkt durch meine ungeheure Wut, und seine Hand, immer noch das Schwert umklammernd, fliegt, sauber vom Arm getrennt, aus der Sicht. Der Karriero schreit nicht einmal. Er ringt einmal tief nach Luft, sein Mund in einem tonlosen Schrei geöffnet und beugt sich mit riesigen Augen vorwärts. Nur eine Sekunde später saust meine Klinge, im Sonnenlicht blitzend, ein letztes Mal auf ihn hernieder.
Ich höre schnell näher kommende Schritte und beschließe einen hastigen Abgang zu machen. Ich bin bereits aus der Sichtweite, als ich Colodys schockierten Aufschrei höre. ‚Und überhaupt...', so denke ich, ‚...ist es nicht der Sinn in diesem kranken Spiel, zu töten...?'


Linnet Silene

Die nächsten zwei Tage passiert nichts Aufregendes. Die anderen Tribute scheinen für genügend Aufregung zu sorgen. Die meiste Zeit über schlafe ich und schon bald merke ich, dass ich mit meiner Vermutung, dass die blauen Tabletten zur Heilung gedacht sind, Recht habe, denn ich brauche nur noch eine Schmerztablette am Tag zu schlucken.
In den letzten drei Tagen ist nur der Junge aus Distrikt vier gestorben, was mich sehr verwundert, da er ein Karriero ist. Vielleicht haben die Spielmacher nachgeholfen.
In Gins Taschen häufen sich inzwischen die Holzfiguren, aber auch sie hat wieder ein wenig Schlaf bekommen, nachdem ich ihr deutlich klar gemacht habe, dass ich wieder soweit bereit bin eine Wache zu übernehmen. Unsere Vorräte haben sich inzwischen um die Hälfte verringert, weil wir nicht wirklich gespart haben.
Grade schläft Gin und ich halte Wache. Es ist der fünfte Tag in der Arena und noch 14 Tribute im Spiel. Die meiste Zeit über habe ich geschlafen oder in den Himmel gestarrt und auf die Geräusche um ins gelauscht.
So liege ich da. Vom Laub des Busches verdeckt.
Eine Eule ruft....Blätter rascheln... Grillen zirpen.... Äste knacken.
ÄSTE KNACKEN!!
Ich setze mich kerzengrade auf und spitze die Ohren.
Es kommt immer näher...
So schnell und leise, wie ich kann krabbele ich zu Gin um sie zu warnen, inzwischen wird mir immerhin nicht mehr schwindelig, wenn ich mich ein wenig anstrenge, oder zu schnell bewege. Auch Schmerzen habe ich dank der Schmerztabletten keine mehr. Gestern noch ist es mir deutlich schlechter gegangen!
Ich rüttele sie wach. Gin starrt mich verschlafen an.
„Wasn los?", murmelt sie ich halte ihr den Mund zu und gebe ihr zu verstehen, dass wir auf die Bäume, zurückziehen sollten. Nur zur Sicherheit! Wir haben sie gestern entdeckt, als wir nach etwas gesucht haben, in dem wir uns im Falle des Auftauchens einer Gefahr verstecken können. Was für eine Ironie!
Innerhalb von Sekunden haben wir unseren Krempel zusammengepackt und schleichen los. Die Bäume sind nicht allzu weit entfernt und auch nicht so leicht zu erklimmen, aber wir würden es schaffen. Haben wir gestern schon, obwohl es mir da noch nicht so gut gegangen ist!
Meine Finger klammeren sich in Einkerbungen im Baumstamm und an die Äste, als ich beginne den Baum zu erklimmen. Nun wird mir doch wieder ein bisschen Schummrig. Aber längst nicht so schlimm, wie gestern! Puh, die Tabletten scheinen ein wirkliches Wundermittel zu sein!
Ich höre, wie das Knacken inne hält und bin froh, schon höher geklettert zu sein und so von Laub und Dunkelheit verschluckt zu sein.
Ich höre eine leise Stimme murmeln, während ich mich einen Ast höher ziehe.
Geschafft! Höher traue ich mich nicht. Die Äste sind zu dünn!
Ich kann Gins Schatten im Nachbarbaum ausmachen und bin froh, dass auch sie es noch rechtzeitig geschafft zu haben scheint.
Angespannt lausche ich und versuche mitzubekommen, was sich da unten abspielt.
„Hier war jemand!", sagt eine Stimme. Sie kommt mir bekannt vor.
„Kein Wunder, ist ja auch ein gutes Versteck!", erwidert eine andere.
„Aber dieser jemand scheint mehrere Tage hier gewesen zu sein, den Spuren nach zu urteilen!", meint ein Mädchen.
„Und ist noch nicht lange weg! Das Moos ist noch warm!", das war Fevaric. Die Karrieros!
„Schaut, was ich gefunden habe! Eine Holzfigur! Da scheint einer seinen Glücksbringer verloren zu haben!", schaltet sich die erste Stimme wieder ein.
Ich glaube es ist die von Broker. Er klingt belustigt.
„Weit kann er nicht sein!", meint Fevaric.
„Los, wir müssen uns aufteilen!"
„Besser nicht! Nach dem, was sie mit Keev angestellt hat!", wieder das Mädchen.
„Okay! Colody, Swift, sucht nach Spuren! Fevaric und ich werden die Umgebung absuchen!" Broker scheint ihr Anführer zu sein.
Leise Schritte entfernen sich. Colody und Swift bleiben zurück.
„Scheint mehr, als eine Person hier gewesen zu sein!", ertönt die Stimme des Mädchens nach einiger Zeit.
„Auch länger, als nur eine Nacht! Sind zu viele Spuren!", meint Swift. „Oh! Die haben ein Sponsorengeschenk bekommen!"
Verdammt! Die Tabletten!! Habe ich die in der ‚Höhle' liegen gelassen??
Panisch durchsuche ich meine Taschen.
„Zeig mal her!", fordert Colody unterdessen und öffnet die Dose. Angespannt halte ich die Luft an.
„Nur ein Zettel drin! Drei Mal Täglich zwei nehmen!"
Ich atme erleichtert auf, denn in genau diesem Moment ertaste ich die kleine Dose mit der Medizin in einer meiner Taschen.
„Da drin könnte eine Medizin gewesen sein!", vermutet Colody richtig.
„Da ist wohl einer verletzt oder krank!", ich höre das Grinsen in Swifts Stimme deutlich heraus.
„Dann dürfte er leichte Beute sein!", wieder Colody. Auch ihre Stimme trieft von ihrem teuflischen Grinsen. Schade nur, dass die Medizin aus dem Kapitol schon ihre Dienste getan hat...
„Komm! Lass uns den anderen Bescheid sagen!", meint Swift.
„Nein! Wir müssten sie doch erst suchen und würden nur Zeit verlieren! Wir erledigen ihn allein!!"
„Und wo ist er hin?"
„Deshalb suchen wir jetzt nach Spuren!", erklärt Colody ihm ungeduldig und richtet ihre Blicke auf den Boden.
Schon nach einigen Sekunden scheint sie eine Spur gefunden zu haben. Verdammt!! Sie kommt in unsere Richtung.
Ich spanne alle meine Muskeln an und bin bereit sie abzustechen, wenn sie auf meinen Baum geklettert kommt.
Colody kommt, dicht gefolgt von Swift, immer näher...
Jetzt stehen sie direkt vor unseren Bäumen....und....
... an ihnen vorbei!!
Sie beginnen in einen Laufschritt zu fallen und schon bald sind die beiden außer Sicht.
Erleichtert atme ich auf und mache mich daran von meinem Baum herunter zu klettern, Gin tut es mir gleich.
Unten angekommen untersuche ich zu allererst die Spur. Ich finde es merkwürdig, dass es hier anscheinend eine andere gibt. Wer ist so dicht an unserem Lager vorbei gelaufen, ohne uns zu bemerken oder selbst bemerkt zu werden??
Die Spur ist bereits älter, so viel kann ich erkennen. Sie ist ziemlich verwischt...
Mir fällt das Mädchen ein, das vor zwei Tagen hier vorbei gekommen ist und von Gin verfolgt wurde...
Gin hat mir erzählt, als das Gesicht des Mädchens aus Distrikt 3 am Himmel erschienen ist, dass es dieses war, dass sie verfolgt hatte!
‚Viel Spaß beim Verfolgen einer Toten! ', denke ich und grinse in mich hinein.
„Lass uns unser Lager abbrechen und sofort von hier verschwinden!", meint Gin. Ich stimme ihr zu. Unser Versteck ist nicht mehr sicher, außerdem würden Fevaric und Broker bald hierher zurückkehren!
Wir gehen in die entgegengesetzte Richtung, wie Swift und Colody – in Richtung Fluss. Zielstrebig warte ich ins Wasser. Gin sieht mich verständnislos an, als ich beginne in dem knietiefen Wasser flussabwärts zu laufen.
„So hinterlassen wir keine Spuren!", raune ich ihr ins Ohr und ziehe sie mit.
Die Zeit mir die Schuhe auszuziehen habe ich mir nicht genommen. Dazu sind mir die Karrieros noch zu nah. Entsprechend unangenehm ist es nun auch durch den Fluss zu laufen, mit zwei eiskalten Seen in den Schuhen. Die nassen Klumpen an meinen Füßen machen es auch nicht unbedingt leicht weiter zu kommen.
Trotzdem marschiere ich unbeirrt weiter. Mal wird das Wasser tiefer, sodass wir nur schwer vorankommen, teils ist das Wasser nur knöcheltief, sodass wir laufen können.
So bewegen wir uns, ohne Spuren zu hinterlassen, etwa zwanzig Minuten lang immer weiter in Richtung Süden. Ich wage es nicht Rast zu machen, denn ich habe Angst, dass die Karrieros es doch irgendwie geschafft haben könnten uns zu folgen.
Grade laufen wir an der kleinen Mündung eines Baches vorbei.
„Linnet wir laufen schon so lange und haben keine einzige Pause gemacht! Mir ist kalt und ich bin müde!! Können wir uns nicht einen Platz zum Schlafen – "
„Sei still!", sage ich und halte inne, denn in genau diesem Moment dringt ein anschwellendes Rauschen an meine Ohren. Es kommt immer näher und scheint eine hohe Geschwindigkeit zu haben!!
„Was – ", fragt Gin, doch wieder unterbreche ich sie, dieses Mal mit einem lauten Schrei.
„SCHNELL ANS UFER!!!"
Noch bevor ich meine Anweisung beendet habe, kämpfe ich mich bereits durch das hüfttiefe Wasser, Gin die die Gefahr nun auch bemerkt hat, ist mir dicht auf den Fersen.
Eine Meter hohe Welle kommt rasant auf uns zugeschossen...
Endlich bin ich am rettenden Ufer, doch die Gefahr ist noch längst nicht vorbei denn die Welle überspült mehrere Meter des angrenzenden Waldes und reißt alles mit, das keinen Halt hat.
Keuchend hechten wir tiefer in den Wald hinein, doch es ist zu spät.
Schon erfasst uns das Wasser, die Strömung zerrt uns zurück in den Fluss. Ich verliere den Halt unter meinen Füßen, versuche mich irgendwo fest zu halten. Gin kann ich nirgendwo entdecken, überall sehe ich nur Wasser, Ästchen, tote und lebendige Tiere, die noch versuchen gegen die Strömung anzukämpfen.
Alles wird den Fluss hinab gezogen und ich bin mittendrin. Immer wieder taucht mein Kopf Unterwasser, wenn ich wieder auftauche ringe ich nach Luft, bevor ich wieder gezwungen werde abzutauchen.
Ich habe nie gelernt zu schwimmen. Außer einem kleinen See mit halb verfallenen Häusern drum herum, der außerhalb meines Distriktes liegt hat es keine Gewässer, in denen man hätte schwimmen können gegeben.
Außer meinem Vater gab es außerdem nie eine Person, die es mir hätte beibringen können, aber er ist gestorben, bevor er es mir zeigen konnte.
Hilflos strampele ich in dem schäumenden Wasser herum und habe nur einen Gedanken:
Ich muss so schnell wie möglich hier raus!
Gluck!
Schon wieder keine Luft!
Ich kann den Grund des Flusses sehen, doch er ist zu weit entfernt, als dass ich mit seiner Hilfe halt finden würde!
Immer wieder sehe ich, wie sich Algen vom Grund lösen! Kleine Fische versuchen gegen den Strom anzukämpfen. Wäre die Strömung nicht so stark, wäre dies bestimmt ein schöner Ort... ein schöner Ort zum Sterben... so friedlich...
Brauche.....Luft!!!
Meine Lungen schreien! Meine Schläfen pochen.
Ich strampele wild mit Armen und Beinen, um wieder an die Oberfläche zu kommen... Dunkle Schatten fliegen über mich hinweg.... Ein großer kommt direkt in meine Richtung!!
In diesem Moment durchstößt mein Kopf die Oberfläche.
Sauerstoff durchströmt wohltuend meine Lungen.
Ich muss Einatmen...ausatmen...einatmen...ausatmen...
Wumm!
Etwas stößt gegen meinen Kopf. Nicht Doll. Aber er bringt meinen Kopf wieder zum pochen. Einen Moment bin ich völlig orientierungslos, vergesse sogar zu Atmen. Als ich es schließlich versuche füllt sich meine Lunge mit Wasser...


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Ob die liebe Lin das dieses Mal auch überlebt? :S Wir werden sehen...
Und schreibt uns eure Meinung ;) Wir würden uns echt mega freuen ^^
Lg Lin  

Die Tribute von Panem - Das erste JubeljubiläumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt