Flucht

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  Hallihallo ^^ Da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel :D Viel Spaß damit ^^
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Linnet Silene

Schnell laufe ich zu der Leiche des Mädchens, das Lyra eben umgebracht hat. Blitzschnell lasse ich mich fallen, als wäre ich von einem Messer oder einem Pfeil getroffen worden. Direkt in die Blutlache hinein. Dort bleibe ich reglos liegen. So flach atmend, wie nur möglich, höre immer noch die Schreie der anderen und frage mich ob Lyra eine von ihnen ist. Oder Llucah. Ein Pfeil landet nur Millimeter vor meinem Gesicht im Schlamm, andere stolpern über mich, ich bleibe liegen, zucke aber einmal kurz zusammen, als jemand auf meine Hand tritt. Jetzt ist es aus, denke ich... doch scheinbar hat es keiner gesehen...
Dummerweise muss ich auch noch feststellen, dass der Wasserpegel im Begriff ist zu steigen und ich Idiot habe mich mit dem Kopf in Richtung Wasser fallen lassen! Die Strömung, die anscheinend ebenfalls stärker geworden ist, zieht an meinen Haaren, der Zopf hat sich beinahe vollständig aufgelöst. Es zieht nicht Doll, aber merklich!
Das Wasser läuft mir inzwischen beinahe in die Ohren! Dennoch höre ich, dass es langsam ruhiger wird, dann ist es still.
Ein Glück steigt der Spiegel des Wassers nun langsamer...wäre ja noch schöner, wenn ich am Ende in diesem knietiefen Wasser ertrinken würde!
„Dieses Jahr sind noch mehr entkommen als sonst!", ertönt die Stimme von dem Jungen aus 2 nicht weit von mir wütend. Was? Weniger? Was ist mit denen, die um mich herum gestorben sind? Das waren doch mehr! Es waren viele! So viele!!
„Kommt Jungs, lasst uns sehen, wo Dey steckt!", meint das Mädchen aus 1. Ich glaube Dey ist das aus 4, aber sicher bin ich mir nicht.
Ich höre Schritte, die sich entfernen und wage es Vorsichtig zu linsen. Grade stapft der Junge aus gerade dem Distrikt durch den Fluss.
„Oh Verdammt!", ruft er und läuft auf den Leichnam eines Mädchens zu, dann ist er aus meinem Blickfeld verschwunden. Hm. Scheint dumm gelaufen zu sein für die Karrieros...
Der aus 2 läuft hinterher und kurze Zeit später ertönt ein hämischer ruf: „Sieh an, sieh an! Scheint so, als wärst du nun das einzige Mädchen in unserer Allianz, Colody!"
Colody heißt das Mädchen also!
Langsam schließe ich meine Augen wieder. Ich habe genug gesehen... Plötzlich nähern sich mir Schritte.
„Hey Swift! Die Striperin aus 12 scheint's auch nicht gepackt zu haben!", ruft Broker unweit von mir. Er scheint wohl von seinem Plätzchen auf dem Füllhorn herabgeklettert zu sein und bleibt nun direkt neben mir stehen. Ich höre, dass die anderen zurückkommen. Scheiße! Warum übersehen die mich nicht einfach?? Warum kann ich nicht einfach eine von den anderen Toten um mich herum sein?
Und was bin ich? Die Striperin aus 12? Toller Name, den ich da unter den anderen Tributen bekommen habe... Danke dafür Stanta!
Ich muss an Jove denken und wie er sich jetzt vielleicht fühlt. Er denkt bestimmt, ich wäre tot! Bei diesem Gedanken zieht sich mir das Herz zusammen und ich hoffe, dass Binky Freckle jetzt für die Zuschauer irgendeinen coolen Spruch bringt, der verrät, dass ich noch lebe!
Mein Herz schlägt so heftig in meiner Brust, als wolle es herausspringen. Müssten sie das nicht sehen?? Ist das nicht überdeutlich?
Können sie nicht einfach abhauen, damit ich mit den Leichen allein sein kann?
Da ertönt Brokers Stimme direkt über mir. „Hab ich's nicht gesagt? Hättest dich uns anschließen müssen, dann wärst du vielleicht noch am Leben!", sagt er hämisch. Innerlich muss ich grinsen. Wenn du wüsstest!
Doch meine Freude verfliegt recht schnell, als ich ein Geräusch höre, das sich verdächtig nach ... IHH!!! Sabber! Rotze in meinem Gesicht!!! UÄRGHH!!
Etwas Nasses klatscht unter dem lauten Gelächter der Karrieros in mein Gesicht... So fühlt es sich also an, wenn man angespuckt wird! Lyra es tut mir so was von leid!
Ich unterdrücke den Drang es sofort weg zu wischen, dafür hätte ich dann nämlich gar keine Zeit mehr, denn die Karrieros würden mich schon bei dem leisesten Zucken umbringen... Das könnten sie natürlich jetzt trotzdem tun, einfach auf diese Leiche, die ich bin einstechen, weil sie es lustig finden... oder weil sie sicher gehen wollen... das ist das Risiko an meinem Plan... der Grund, weshalb ich ihn sofort verworfen hab vorhin... im Hovercraft.
Ich habe das Gefühl, dass sie meinen Atmen und meinen starken Herzschlag eigentlich schon aus hundert Metern Entfernung sehen müssten, doch natürlich können sie mein Herz nicht schlagen sehen... das wäre merkwürdig, doch mein Atem müsste doch total auffällig sein! Sind sie so blind? Scheinbar – zu meinem Glück!
Aus dem Gelächter höre ich Fevarics Stimme heraus. „Schade! Ich wollte sie lebend so gerne noch einmal in die Finger bekommen...", meint er in zweideutigem Ton. Ich muss ein schaudern unterdrücken. Verdammter Perversling! Aber damit hast du dich jetzt hoffentlich verraten! Hoffentlich hatte Carabean das gesagte so verstanden wie es gemeint war...
„Kommt jetzt, die sollen die Leichen abholen und dafür müssen wir hier weg!", unterbricht Colody ihn. Erleichtert stelle ich fest, dass sie sich entfernen. Grade will mir ein Stein vom Herzen fallen, als mich ein schmerzhafter Tritt in die Seite trifft. Die Kraft raubt mir beinahe den Atem und ich habe Mühe ruhig liegen zu bleiben und nicht laut aufzuschreien!
„Das war für die Schläge im Apartment!", sagt Fevaric. Dann wendet auch er sich ab und verschwindet.
Ich linse kurz, und bin erleichtert, als ich bemerke, dass sie grade hinter dem Füllhorn verschwinden.
Jetzt bleibt mir nur etwa eine Minute, um mir Sachen zu schnappen und zu verschwinden, ohne dass sie mich gleich bemerken. Bemerken werden sie mich! Keine Frage!
Schnell, aber leise erhebe ich mich, wische mir über das Gesicht und halte mir gleichzeitig meine schmerzende Seite, während ich mir einen großen Rucksack schnappe, nicht der, den ich mir rausgesucht habe, der ist weg, sondern einen anderen. Dabei grinse ich für die Kameras in die Richtung in die die Karrieros verschwunden sind. Ein bisschen Show muss sein, denn jetzt heißt es Sponsoren sammeln!
Glücklicherweise sehe ich einen zweiten Bogen, den schwinge ich mir über die Schulter, genauso, wie einen Köcher voller Pfeile. Im Vorbeigehen sammele ich noch weitere von denen auf, die Broker verschossen hat.
Ich will mir grade eine Tüte voller Nahrung schnappen, da taucht aus dem Gebüsch das Mädchen aus 2 auf. Vor Schreck erstarrt schaue ich sie an. Sie sieht mich mit diesem ruhigen Ausdruck in den Augen an... derselbe, den sie auch während der Ernte im Gesicht hatte... dabei nimmt sie sich seelenruhig ein paar der herumliegenden Sachen.
Immer noch misstrauisch stopfe ich die Tüte zwischen meinen Rücken und den Rucksack, hineintun muss ich sie später, dazu bleibt keine Zeit! Dann nehme ich mir ein Messer, das gut zum Schnitzen ist und ein weiteres handliches, ich stecke es vorsichtig hinterher.

So jetzt sollte ich verschwinden, sonst war alles umsonst! Ich laufe los und kralle mir einen zweiten kleineren Rucksack und die Wasserflasche, die daneben liegt. Später würde ich unnötiges Zeug aussortieren und im Fluss versenken, oder Lyra abgeben, sollte ich sie finden, denn unter den Leichen habe ich sie nicht gesehen... ich muss einfach hoffen sie lebend anzutreffen. Bitte Lyra lebe noch!
Da höre ich auch schon, wie sich die Karrieros nähern. „Irgendjemand hat darauf gewartet, dass wir verschwinden!", meint Fevaric wichtigtuerisch. Ach nein, auch schon bemerkt, du Holzkopf!
In diesem Moment kommen sie um die Ecke.
Ich schwinge mir auch den zweiten Rucksack auf den Rücken während ich den Fluss schon halb durchquert habe.
„Das ist ja die Striperin!", ruft Broker, an seiner Stimme höre ich, dass er vollkommen überrascht ist. Na Süßer ein Gespenst gesehen?
Ein listiges Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus, aber ich renne weiter auf den Abhang zu.
Einer der Jungs ruft irgendetwas das so klingt, wie „Shadow". Damit scheint wohl das andere Mädchen gemeint zu sein, denn mein Name ist es nicht. Ich wage es kurz über die Schulter zu schauen, bevor ich den Abhang erklimme. Mit schrecken muss ich feststellen, dass Colody sich an meine Fersen geheftet hat. Swift läuft hinter dem Mädchen aus seinem Distrikt her, die grade in einem Waldstück nahe dem Füllhorn verschwindet.
So schnell ich kann klettere ich los. Das viele Gepäck auf meinem Rücken zieht mich herunter und erschwert mir das Klettern. Ich habe Angst um die Tüte mit der Nahrung, doch zum Glück scheinen die Rucksäcke stramm genug zu sein, sodass sie sie halten. Außerdem macht sich mein Training bezahlt!
Zwei Pfeile verfehlen mich nur knapp... Ein Messer bleibt an der Stelle stecken, wo ich mich beinahe festgehalten hätte... Ich ziehe es heraus und erleichtere mir mit seiner Hilfe die Suche nach einem Halt für meine Hände.
Endlich schaffe ich es mich über die Kante zu ziehen und bin grade zwischen den Bäumen hinter den Startplattformen verschwunden, als Colody oben ankommt.



Shadow Bludgeon

Es dauert eine Weile, bis auch der letzte Tribut, das den Karrieros zum Opfer
fällt, regungslos zu Boden geht und es dauert sogar noch länger, da Swift und
die anderen noch rumgehen und sich die Erlegten noch einmal ansehen.
„Sieh an, sieh an! Scheint so, als wärst du nun das einzige Mädchen in unserer
Allianz, Colody!", höre ich Swift amüsiert sagen, als er und der Typ aus vier
über dem Toten Distrikt vier Mädchen stehen.
Dann ziehen sie endlich ab, nachdem sie die Leiche der Stripperin getreten und
verhöhnt haben. Leise bewege ich mich den Berg hinunter und ziehe unterwegs
ein Messer mit scharfen Zacken aus der Brust eines Toten. Ein wenig weiter
sammele ich einen der Rucksäcke auf und stecke das Messer hinein, ich
überlege einen Moment, was ich wohl sonst noch benötigen würde und nehme
vorsichtshalber einen Laib Brot an mich, da bemerke ich die offensichtlich noch
lebende Stripperin aus Distrikt 12, die wohl ähnliche Pläne hatte und mich
erschrocken anstarrt.
Persönlich stört mich ihre Anwesenheit nicht, und solange sie mich nicht
angreift, kann sie von mir aus herzlich gerne weiter leben. Ich nicke ihr leicht,
ohne jedoch meinen passiven Gesichtsausdruck zu verändern, zu und fahre fort
mit meinem Sammeln, als wäre nichts gewesen. Ich nehme mir ein gutes, langes
Schwert, mit einer Scharfen Klinge und binde es mir mit einem stabilen Seil an
die Seite.
Leider nur scheinen die Karrieros zu bemerken, dass irgendetwas nicht stimmt,
denn bald schon höre ich sie wieder näher kommen. Meine zweite Trinkflasche
fülle ich noch schnell mit Wasser aus dem Fluss, dann eile ich ins Gebüsch in
der Nähe. Ich kann die erzürnten Rufe von Swift und den anderen hören und bin
froh, dass ich wenigstens einen gewissen Vorsprung habe, da ich bald merke,
wie Swift mich verfolgt. Mir ist klar, dass ich ihn leicht abhängen kann, aber
darf die Karrieros nicht komplett aus den Augen verlieren.
Ich sprinte den Abhang zu meiner Startplattform hinauf und lege mich dort auf
die Lauer. Mit einem zurückgebogenen Ast warte ich darauf, dass Swift endlich
aufholen würde und ich ihm einen kleinen „Vorgeschmack" geben kann. Kurz
darauf kommt er oben an und bevor er Zeit hat den Ast zu bemerken, schmettert
er ihm auch schon mit kräftigem Schwung in seine verhasste Visage. Fluchend
stolpert er rückwärts und fliegt zur Folge den Abhang wieder hinunter.
Für einen Moment denke ich er wäre tot, als er schlaff am Boden aufschlägt und
für einen weiteren Moment will ich hinunter rennen und meine neu erworbene
Schwertklinge in die Stelle seiner Brust stechen, wo sonst das Herz sitzt. Beides
jedoch verfliegt, als er sich nur Sekunden später wieder aufrichtet und fluchend
zum Füllhorn zurück stampft. Erst jetzt bemerke ich die Axt, die er offenbar
fallen gelassen hat, als der Ast ihn überraschte und nach kurzem Überlegen
verstaue ich auch sie in meinen Sachen...




Lyra Centaury

Andauernd vernehme ich unheilvolle Geräusche. Ein Knacken hier, ein Rascheln da. Nur weil es bloß minimal zu hören ist, macht es mir nicht minder Angst. Mein Weg führt den Berg, auf dem sich das Füllhorn befindet, abwärts. Noch wandere ich in einer kahlen Landschaft. Die Luft ist dünn, woraufhin sich meine Atmung nur halb so effektiv anfühlt wie normal. Wie ein halbleeres Glas. Geröll trete ich mit meinen Stiefeln lose, und es kullert gen Tal, wo ich schon Wald entdecken kann. Und das bedeutet vor Allem eins: Wasser. Ohne das werde ich kaum ein paar Tage überleben. Eigentlich war ich den Tränen nahe. Alles was passiert war, erscheint als wäre ich in einem Alptraum gefangen. Als würde ich gegen stählerne Wände einhämmern und schreien: „Hört auf! Lasst mich hier raus!", doch kein Zentimeter würden sie nachgeben. Ich fühle mich benommen und wie in Trance. Und vor allem ist es die Ungewissheit, die mich in den Wahnsinn treibt. Ist Llucah am Leben? Konnte er fliehen. Wer ist sonst noch dabei? Ich werde bis zum Abend warten müssen, wo eigentlich immer in den Himmel, als wäre er eine Leinwand, die Bilder der Toten projiziert werden. Bei einem Bild bin ich mir sicher, dass es dabei sein wird. Mit eigenen Augen habe ich sie gesehen, auch für nur eine Sekunde. Linnet wird als Letztes gezeigt werden, denn die Opfer, die das Spiel gefordert hat, werden in der Reihenfolge der Distrikte erscheinen. Meine riesige Trauer für einen Menschen den ich nicht richtig gekannt habe, findet, zu meinem größten Bedauern, kein Platz in mir. Meine Gedanken rotieren eher um die Frage was ich als nächstes tun muss. Ein skurriles Gefühl sackt in mir runter wenn ich an das Bild ihrer Leiche denke. Es ist ein mir unbekanntes Rumoren im Bauch. Ich verdränge es. Es ist glaub ich eher Hunger. Es ist Hunger. Und Durst. Ich hab natürlich keine Ahnung, wie diese Arena strukturiert ist, dazu habe ich nicht einmal Proviant oder gar Werkzeug ergattern können, was mich sozusagen mittellos macht. Ein paar Mal rutsche ich aus und schlittere einige Meter talwärts. So bin ich zumindest schneller.
Dem Waldrand bin ich nun schon nahe gekommen, und als ich in weiterer Entfernung sieben Kanonenschüsse vernehme, die für jeden toten Tributen stehen, renne ich auf ihn zu.


Linnet Silene

Ich renne immer weiter und weiter zwischen den Bäumen hindurch, die Tüte rutscht doch ein wenig und ich schiebe sie im Sprint zurecht, doch laufe ich immer weiter ohne zu verschnaufen. Ich will eine möglichst große Strecke zwischen mich und die Karrieros bringen bevor es dunkel wird. Colody hat sofort aufgegeben, als sie oben am Abhang angekommen ist. Ich habe nur noch ihren wütenden Aufschrei gehört, als sie einsehen musste, dass ich ihr entkommen bin. Das Messer, das die Karrieros mir geschenkt haben stecke ich zu den anderen in meinen Gürtel.
In diesem Moment ertönt ein Schuss.
Jeder Schuss steht für ein totes Tribut. Normalerweise werden die Kanonen sofort abgefeuert, aber am ersten Tag werden sie erst geschossen, wenn die Kämpfe am Füllhorn vorbei sind, da die Spielmacher bei dem Gemetzel den Überblick über die Toten schnell verlieren.
Ich verlangsame meinen Schritt und spitze die Ohren, da ich keinen Schuss verpassen will.
Nach dem ersten Schuss folgen noch sechs weitere. Sieben also! Das sind wirklich nicht viele Tote! Sonst sind es immer an die zehn!
Für mich hat es während der Schlacht nach viel mehr ausgesehen.
Sechzehn leben also noch, mit mir sind es siebzehn! Während des Zählens verstaue ich die Nahrungstüte in einem der Rucksäcke, bevor ich wieder einen Zahn zulege. Dabei stelle ich fest, dass ich unterwegs ein paar der Äpfel verloren habe. Sie sind herausgekullert und legen nun eine hübsche Spur durch den Wald. Verdammter Mist!
Ich werde wieder schneller, während ich mir die Frage stelle, ob es Lyra und Llucah gut geht. Gesehen habe ich beide nicht, auch wenn ich nicht sonderlich gut darauf geachtet habe – verständlicherweise! –, als ich vom Füllhorn weg bin.
Nach einiger Zeit falle ich in einen Laufschritt, doch irgendwann geht mir doch die Puste aus. Das viele Essen und die Bequemlichkeiten im Kapitol haben meiner Kondition trotz Training nicht sonderlich gut getan.
Ich finde, dass ich ruhig einmal rasten könne um mir die Sachen vom Füllhorn einmal genauer anzusehen. .
Ich erklimme eine Felswand, die ungefähr zehn Meter hoch ist, und setze mich auf etwa einem Viertel der Höhe auf einen Felsvorsprung.
Dort nehme ich schnaufend meine beiden Rucksäcke vom Rücken und öffne den größeren von beiden.
Am Ende erweist es sich als gut, dass ich beide mitgenommen habe, denn in dem größeren finde ich einen Schlafsack aber kein Jod um das Wasser aus Flüssen und Seen trinkbarer zu machen, dafür ist es in dem anderen vorhanden.
Dazu habe ich mehrere Verbände und Trockenobst bekommen – viel Trockenobst, getrocknetes Rindfleisch und Kräcker, dazu noch die frischen Äpfel aus der Tüte, Streichhölzer, zwei Trinkflaschen und zwei Seile.
Ich versuche alles, was ich brauche in einen Rucksack zu quetschen, aber es passt nicht. Also entschließe ich mich die beiden Taschen aneinander zu binden und so lange zu behalten, bis meine Vorräte an Essen weniger geworden sind, oder ich Lyra treffe und ihr die Hälfte geben kann.
Eines der drei Messer, das längste, stecke ich mir in den Gürtel, um mich so schnell, wie möglich verteidigen zu können, die anderen befestige ich in der Jacke.
Nach der kurzen Rast klettere ich wieder von dem Vorsprung herunter und gehe weiter, auf der Suche nach Wasser und einem geeigneten Lagerplatz.

Langsam wird mein Durst unerträglich, trotz der frischen und durchaus saftigen Äpfel, von denen ich mir einen gegönnt habe, um meinen Wassermangel ein wenig auszugleichen.
Ich halte Ausschau nach Wildwechseln und spitze die Ohren, um das Plätschern von einem Bach oder das Rauschen eines Flusses zu erlauschen. Doch es bleibt alles still.
Ich höre nichts anderes, als meinen eigenen Atem und das leise Geräusch meiner Füße auf dem Waldboden.

Meine Kehle ist trocken und ich habe Kopfschmerzen, ich brauche dringend Wasser! Ohne würde ich nicht mehr lange durchhalten... Zum Füllhorn zurück kann ich nicht. Da sind mit Sicherheit die Karrieros. Aber es ist doch ein Fluss gewesen! Der würde doch durch diesen verdammten Wald laufen oder? Ich muss ihn finden!
Da vernehme ich plötzlich das Geräusch knackender Äste!
Ich wirbele herum, was meinem schmerzenden Kopf nicht grade gut tut. Mein Blickfeld gerät ins Wanken. Trotzdem sehe mit Schrecken, dass ein anderes Tribut durch das Unterholz auf mich zukommt...
Ich weiche zurück, in der Hoffnung, dass das Mädchen mich noch nicht entdeckt hat, denn zum kämpfen wäre ich einfach zu schwach und erschöpft. Doch meine Hoffnung löst sich in Wohlgefallen auf, als sie mich direkt ansieht.
Ich weiche noch einen Schritt zurück, sie bleibt stehen.
Dann bemerke ich erleichtert, dass sie nichts bei sich zu haben scheint! Und kräftig genug, um mich zu erwürgen, sieht sie auch nicht aus...
Ich lege meine Hand auf den Griff des Messers an meinem Gürtel – nur zur Sicherheit!
„Zusammen sind wir stärker!", meint sie plötzlich.
Erschrocken zucke ich zusammen. Ich hätte mit allem gerechnet nur nicht mit so etwas! Ihre Stimme ist zudem laut in der Stille des Waldes und tut in meinem schmerzenden Kopf weh.
„Wer bist du!", frage ich feindselig. Meine Stimme ist ein wenig rau von dem Wassermangel. Ich traue diesem Mädchen nicht! Sie hat so einen listigen Blick in den Augen!
„Ich bin Gin, Distrikt 11!"
Ich betrachte sie genauer. Hochgewachsen, knorrig, dunkelbraune, Schulterlange Haare.
„Lass uns zusammen weitergehen!", schlägt sie erneut vor.
„Du weißt ja nicht einmal, wer ich bin!", zische ich. Ich bin mir sicher, dass wir in diesem Moment in ganz Panem zu sehen sind. Schließlich sind die Kämpfe am Füllhorn längst vorbei, die andern Tribute haben sich wahrscheinlich in alle Richtungen verstreut irren nur durch die Gegend...
Sie zeigen immer das spannendste, und wenn nichts passiert, lösen sie irgendwelche Gefahren aus, oder schicken Mutationen zu uns! Wenn grade in diesem Moment jedoch zeitgleich noch irgendwo etwas ablaufen sollte, so landete das weniger spektakuläre im Anschluss in eine ruhigere Phase.
„Doch, ich weiß, wer du bist! Linnet, aus Distrikt 12!", sagt sie. Aha, da hat wohl jemand aufgepasst!
Umbringen oder verbünden? Oder einfach Hals über Kopf weglaufen?
Aber ich glaube nicht dass ich ohne Wasser weit käme!
Mein Verstand sagt mir, dass ich sie jetzt und hier angreifen soll, doch mein Herz sagt mir das genaue Gegenteil. Sie ist unbewaffnet! Und leidet wahrscheinlich an einem ähnlichem Durst wie meinem! Es wäre ein Massaker, kein Kampf!
„Verbündete?", fragt sie.
Oh Gott! Ich kenne sie doch überhaupt nicht! Ich habe beim Training kein bisschen auf sie geachtet und ihre Punktezahl weiß ich auch nicht mehr! Am besten wäre es wohl wenn wir jetzt beide einfach umdrehen und verschwinden!
Überhaupt... hätte ich irgendetwas von einer Allianz mit ihr? Sie auf jeden Fall! Sieht sie doch sicherlich die überschüssigen Sachen auf meinem Rücken. Aber ich? Gut... in einer Auseinandersetzung mit einem Karriero kann es durchaus hilfreich sein nicht allein zu sein... außerdem hat sie vielleicht Wissen von dem ich profitieren könnte... aber kann ich ihr trauen?
Unschlüssig sehe ich sie an. Dann gebe ich mir einen Ruck und schlage in ihre ausgestreckte Hand ein. Vielleicht weiß sie ja wo es, außer am Füllhorn, Wasser gibt.
„Verbündete!"


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Tadaa! Alle drei überlebt :D fragt sich nur wie lange... :3 was meint ihr? ;) Würde mich echt mal interessieren :D
Bis dann ^^
Lin  

Die Tribute von Panem - Das erste JubeljubiläumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt