Die Tocher des Chefs

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Jacks POV. 

Nach der Arbeit lag ich faul im Sessel rum. Die Arbeit war nicht wirklich anstrengend, doch die letzten zwei Nächte habe ich durchgemacht und war nun platt. Momentan gefiel mir die Arbeit, die ich hatte. Ich sollte mich nur um eine Person kümmern und dafür hatte ich den Zugang zu all den Akten des Krankenhauses. Obwohl ich echt müde war, fragte ich mich, was Olivia hatte. Nach ein paar wirklich absurden Ideen, beschloss ich einfach mal nach zu gucken. Schnell zog ich mir meinen blauen Pullover an und machte mich auf den Weg. Es war wirklich leicht in das Krankenhaus einzubrechen, ohne dabei gesehen zu werden. Schließlich hatte jedes Krankenhaus einen unbenutzten Notausgang. Wie ein Schatten schlich ich mich in den Raum mit all den Dokumenten, doch Olivias Akte fehlte. 

Als ich versucht habe auf die Etage zu kommen, in der das Mädchen lag, sah ich, dass es nicht so leicht sein würde. Überall waren Kameras, aber weshalb das denn ? Da ich echt keine Lust drauf hatte eine auf Ninja zu spielen, kletterte ich einfach von Dach aus in ihr Zimmer. Die großen Glasfenster waren perfekt dafür geeignet. In ihrem Zimmer war es ruhig. Als ich auf sie guckte, bemerkte ich ihre ungegelmäßigen Atmung mit. Etwas verwirrt guckte ich auf den Herzschrittmacher, an den sie angeschlossen war. Über ihrem langen schwarzen Schlafkleid hatte sie eine Strickweste an. Ich kam ihr näher und guckte sie an. 

Wie lange muss ein Mensch im Krankenhaus liegen, damit er so aussieht wie du, fragte ich mich. 

Nächster Morgen ~

 Olivias POV. 

Geweckt wurde ich durch die Sonne, die mich langsam aufwachen ließ. Den Herzschrittmacher hat mein Vater schon ausgeschaltet. Ein neuer Tag hat begonnen. Schon ab diesen Punkt an, konnte ich den Tag nicht leiden, sowie den Tag davor und ich wusste ganz genau, dass ich den morgigen Tag ebenfalls nicht leiden würde, schließlich war es immer so. 

Wie jeden Tag starrte ich aus dem Fenster, bis mir das Frühstück gebracht wurde. Doch als es an der Tür klopfte, guckte ich ihn verwundert an, denn heute Morgen wurde mir das Frühstück nicht vom Karl gebracht wie jeden Tag, sonder von Jack. 

''Guten Morgen.'', lächelte er und legte mir das Tablett mit dem Essen auf den Schoß. 

''Was machst du hier ? Wieso bist du nicht unten ?'', fragte ich. 

''Momentan vertrete ich Elisabeth. '', strahlte er. 

''Machst du das freiwillig, oder wurdest du dazu zugeteilt ? '', wollte ich wissen. 

''Ist das wichtig ?''

''Dein Lächeln lügt. '', entgegnete sie scharf. 

''Du musst frühstücken. '', versuchte er von Thema abzulenken. 

''Ich habe keinen Hunger. ''

''Du musst essen. ''

Ohne ihn zu beachten blickte ich weiter aus dem Fenster. 

''Olivia, bitte. '', guckte er mich mit seinen blauen Augen an. 

Ich sah ihn an. 

''Es kommt mir so vor, als ob diese Augen dir nicht gehören würden. '', flüsterte ich und mein Blick fiel erneut auf das Fenster. 

''Wann warst du das letzte Mal draußen ?'', fragte er mich, erneut vom Thema ablenkend. 

''Das weiß ich nicht mehr. ''

Jacks POV. 

In diesem Moment tat sie mir etwas Leid. Sie sah aus wie ein Skelett und durfte nicht einmal nach draußen in die Welt. Ich guckte auf das Essen und wusste, dass ich sie irgendwie dazu bringen müsste es zu essen. Vielleicht war dies nur mein Job, doch ich wollte sie essen sehen, denn in ihrem Zustand war es wirklich notwendig. 

''Hast du Träume, Olivia ?'', fragte ich. 

''Ja. ''

''Und welche ?''

''Laufen können. Endlich auf meinen eigenen Beinen ohne unterstützung, von eigener Kraft aus. '', wurde ihr Stimme immer leiser. 

Ich hatte das Verlangen mein Skalpell raus zu ziehen und ihr die Kehle aufzuschlitzen, damit sie nicht mehr leiden müsste. In diesem Raum befanden sich zwei Personen. Beide wussten, dass dieser Traum weit entfernt von der Reailität war. Sehr weit weg. 

''Wenn das so ist, musst du essen, damit du Kraft in den Beinen hast. '', grinste ich. 

Sie seufzte laut. Dann versuchte sie sich auf zu richten, doch die hatte keine Kraft dazu und rutschte immer wieder ab. Vorsichtig und möglichst zärtlich half ich ihr. Wie ich es vermutete war sie im Bauchbereich genauso abgemagert, wie in den Armen. 

Zu was Medikamente im stande sind. 

An diesem Morgen aß sie viel mehr als gestern, denn heute schaffte sie ein ganzen Croissant. 

Nach dem Frühstück misste ich ihren Blutdruck und notierte ihn so, wie man es mir sagte. 

Etwas später betrat jemand den Raum. Es war ein Mann im Anzug. Mit einer eleganten Haltung und teurem Perfüm. Sein strenger Blick, der mich begrüßte, wurde zu einem freundlichen, als er Olivia ansah. 

''Na mein Kleines. '', sagte er, kam näher und küsste sie auf die Stirn. 

''Hallo Papa. '', sagte sie schwach. 

Dann kam er auf mich zu. 

''Mein Name ist David Ray. Ich bin der Chef des Krankenhauses, du bist sicherlich der Praktikant, Jack war dein Name, nicht wahr ?''

''Guten Morgen. '', begrüßte ich ihn höflich.

''Ich habe leider schlechte Neuigkeiten. ''sagte er enttäuscht und schaute dabei seine Tochter an. 

''Deine Pflegerin Elisabeth ist leider gestorben. Sie kam in einem Autounfall ums Leben. '', hielt er für einen Moment inne. Dann fuhr er fort. 

''Ich haben noch keinen Pfleger für dich... '', murmelte er nachdenklich. 

''Ich kann das übernehmen. '', sagte ich ohne einmal gefragt zu werden. 

Mit großen Augen guckte mich mein Chef an. 

''Falls es euch nichts ausmachen würde. Ich komme gut mit Olivia klar. '', fügte ich hinzu. 

''Stimmt das ?'', fragte David sein Kind. 

Olivia guckte ohne zu antworten aus dem Fenster. 

''Dann hätten wir das geklärt. '', lächelte mein Chef. 

''Ich geh jetzt. '', sagte er, gab Olivia einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer. 

Olivias POV. 

Den Rest des übrigen Tages verbrachte ich im Bett, wo sonst ? Dieser Jack versuchte sich immer wieder mit mir zu unterhalten, doch ich blockte ab, denn ich wollte nicht mit ihm reden. Irgendwann war es soweit und ich versuchte auf zu stehen, dabei fiel ich fast auf dem Bett. Dieser komischer Jack fing mich einen Zentimeter vom Boden auf. 

''Was hast du ?'', fragte er mich und legte mich erneut ins Bett. 

''Lass mich. '', sagte ich etwas genervt. 

''Du kannst doch nicht so einfach aufstehen. Willst du dir die Beine brechen, oder was ?''

''Ich muss auf's Klo. '', meinte ich. 

''Es ist hier um die Ecke. '', sagte ich und zeigte auf eine weiße Tür. 

''Verstehe. '', meinte er und holte einen Rollstuhl, der in der Ecke des Raumes stand. 

Starrend saß ich im Bett. Ich mochte den Rollstuhl nicht. Ohne etwas zu sagen, nahm er mich und setzte mich rein. Nachdem er mich in das Bad gerollt hat, warf ich ihn raus. 

''Den Rest schaff ich allein. '', meinte ich. 

Am selben Abend ~

Jacks POV. 

Gemühtlich saß ich im Sessel und guckte mir irgend so eine beknackte Talk Show an. Doch die Bilder von Olivias Körper gingen mir einfach nicht aus dem Kopf. Ganz allein an ihren Unterarmen konnte man sehen wo man ihr eine Spritze verpasst hat. Die Narben waren klar und deutlich, so dünn war sie. 

Das kränkliche Mädchen (Eyeless Jack Lovestory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt