5. Kapitel

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"Also du musst unbedingt auf meine kleine Schwester aufpassen...", murmelt er leise.

"Ich habe sie schon gesehen.", meinte ich und schaute auf meine Hände, als mir wieder einfiel, wie ich sie gesehen hatte.
"In Unterwäsche"

Er lachte leise.
Ich kann gar nicht beschreiben wie seltsam das war, sich selbst lachen zu hören, ohne selbst zu lachen.

"Das ist alles so seltsam"

Ich nickte.

Ich fühlte mich als würde ich in den Spiegel gucken.
Doch ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper.
Da bekam ich auf einmal Panik.

"Ich schaff das nicht!", sagte ich und ging ein paar Schritte zurück.

"Nein Ari, tu das nicht!"
Hatte er mich gerade Ari genannt?
So nannte mich nur Claire!

"Was denn, Nanni?!", sagte ich genervt.

"Beruhig' dich!"
Es ging einen Schritt auf mich zu.

"ICH SOLL MICH BERUHIGEN?!", wütete ich.

Es ging noch weiter auf mich zu und hob die Arme.
"Nein! Berühr' mich nicht! Wir wissen nicht was passiert!", rief ich.

"Was soll schon passieren?"

"Nein", meinte ich.  "Was ist mit dem Raumzeit Kontinuum?"

"Das hier ist keine Zeitreise.", sagte es lachend und ging weiter auf mich zu.

Ich sah, wie meine Hand, die ich mir erst vorgestern blau lackiert hatte, auf mich zu kam.
Also streckte ich Nathans Hand aus und unsere Zeigefinger berührten sich.
Nichts.

Enttäuscht lasse ich die Hand wieder fallen.
"Alles wieder gut?", hörte ich meine Stimme.
Ich nickte.
Er hatte es tatsächlich geschafft mich zu beruhigen.

"Sicher?"

"Jaa", murmelte ich.

"Wir müssen bald zur Schule... kommst du klar?", fragte er.
"Ich würde ja gerne mitkommen, aber meine Mum würde mich glaube ich so", er deutete auf meinen Körper. "Nicht rein lassen."

Ich nickte erneut und fragte:
"Also sehen wir uns in der Schule?"

Er nickte. 

"Ich fahre immer mit Bus. Die Karte ist in der linken Jackentasche meines blauen Mantels. Wie kommst du hin?"

"Fahhrad", meinte er.

Ich war ewig lang nicht mehr Fahrrad gefahren.
Vorallem nicht mit fremden Beinen.

"Der Schlüssel für das Schloss und alles, ist in der Schüssel am Eingang."
"Du schaffst das", meinte er beruhigend, als er wieder meinen (beziehungsweise seinen) panischen Blick sah.

Ich atmete einmal tief durch, drehte mich um und ging in die Richtung, aus der ich gekommen war.

"Und sei cool! Also weniger du. Mehr ich!", rief er mir noch hinterher.

Grinsend drehte ich mich wieder zu mir um und zeigte mir selbst den Mittelfinger.

---

"Willst du mich eigentlich verarschen?", lachte meine beste Freundin.

"Nein Claire", beteuerte ich.

Diese schaute mich nur ungläubig an.

"Nathan, du willst mir also ernsthaft verklickern, dass du Ari bist, nur durch magische Voodoo-Magie, in deinem Körper gefangen?"

"Jap es ist so angefuckt.
Ich kann es sogar beweisen!", meinte ich.

"Ich höre", murmelte Claire genervt.

"Du bist in Collin James vernarrt!", argumentierte ich.
"Das ist doch relativ offensichtlich", erwiderte Claire ohne eine Miene zu verziehen.

"Dein Bruder ist einmal in der Toilettenschüssel "baden" gegangen.", entgegnete ich.

"Die Geschichte kennen mehrere."

Ich seufzte.

"Du heißt Claire Johnson, du bist 1.65, hast Körbchengröße 75 B, du denkst du hast graue Augen, aber für mich sind sie olivegrün, deine Lieblingsfarbe ist rot, aber keine Töne die ins orange gehen, denn orange mögen wir beide nicht, du liebst Game of Thrones und keiner kennt dich besser als deine beste Freundin."
Mir stiegen Tränen in die Augen.

"Du hattest mich schon bei der Körpergröße", lachte sie und fiel mir um den Hals. Dabei kitzelten mich ihre blonden Haare und der Duft ihres geliebten Erdbeer-Shampoos stieg mir in die Nase.

Ich hatte mich schon so an den Geruch gewöhnt, dass ich erst mit der neuen Nase wieder ganz das Süße erkannte.
Grinsend löste ich mich wieder von ihr.

"Das ist verrückt!", murmelte Claire.

"Wenn du und Nathan-Du euch unterhaltet, redest du ja mit dir selbst!", sagte sie mit großen Augen.

Ich nickte.
"Ich hab noch nie sowas seltsames gemacht."

"Und wenn Nathan - Arianna und du euch küssen würdet, würdest du dann dich selbst küssen?"

"Ich würde Nathan nie küssen!", meinte ich nun etwas lauter.

Einige andere Leute, die auf dem Pausenhof herum liefen, drehten sich zu mir und Claire um und schauten uns fragend an.
Für die musste es sich sehr seltsam aungehört haben.

Ich meine, Nathan Stephans stand gerade bei einem unbeliebten Mädchen und schrie sie an, dass er niemals sich selbst küssen würde.

"Was soll ich denn jetzt machen?", fragte ich verzweifelt.
Nun etwas leiser.

"Warum fragst du da mich?", lachte Claire.
"Was hast du denn vor zu tun?"

Ich gab einen verzweifeltes Stöhnen von mir.
"Keine Ahnung..."

"Hey Mann!", meldete sich plötzlich eine  Stimme hinter mir.

Collin packte mich an der Schulter und zerrte mich von Claire weg.

Oh nein.
Wie sollte ich den denn überzeugen, dass ich Nathan war?
Das würde nicht gut gehen.

BodyswitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt