Kap. 9: der Tag den ein Mädchen braucht

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Am nächsten Morgen wurde ich durch den Lärm, den Mark und Carter verursachten, aus dem Schlaf gerissen. Es ist sieben Uhr und ich hatte aufgrund eines pädagogischen Tages heute Schulfrei. Es war wohl zu viel verlangt, mich da ausschlafen zu lassen. Da ich ein mal wach, jeglichen schlafversuch einstellen konnte, stand ich auf. Mal sehen was die Jungs da so trieben. Sie hatten tatsächlich ein Frühstück vorbereitet. So konnte ein morgen beginnen. Ich gesellte mich zu den beiden an den Tisch und ließ es mir schmecken. Die Jungs mussten heute früher zum Eishockeytraining und so wäre ich alleine, bis Mama und Papa wieder kommen. Danach hatten wir uns darauf geeinigt, noch etwas zu unternehmen. Sahra würde ich nachher auch fragen. Mein Bruder und Carter fuhren also zum Training und ich schnappte mir ein Buch und genoss die Stille. Wie oft hat man denn auch mal das Haus für sich alleine?! Das muss man auskosten. Völlig vertieft in mein Buch, bekam ich nur am Rande mit, dass meine Eltern wiedergekommen sind. Dennoch las ich nur noch das Kapitel zu Ende und hörte meinen Eltern zu, wie sie von ihrem Besuch bei Freunden erzählten. Mein Vater war eher der ruhige Typ, aber auch er schien viel Spaß gehabt zu haben und hatten vor, demnächst noch ein Mal gemeinsam mit ihren Freunden auszugehen. >>Weißt du, Mia, wir wissen ja nicht wie lange du und dein Bruder noch im Haus wohnen bleibt und wenn ihr weg seid, was machen wir dann den ganzen Tag? Da ist es schön, wenn man ein paar gute Freunde hat und sich mit denen hin und wieder austauschen kann.<< Lächelnd verschwand meine Mutter daraufhin in der Küche und Papa und ich sahen uns ein Fußballspiel an. Wir hatten extra deutsches Fernsehen hier in Kanada, das war meinem Vater wichtig gewesen.

Carter und Mark waren gegen ein Uhr wieder zu Hause und wir beschlossen, in die Stadt zu fahren und die Geschäfte abzuklappern. Da war es nur praktisch, dass Sahra mitkommen würde. Wir nahmen Carters Pickup und machten uns auf den Weg. Wir trafen einige Leute, die Carter und Mark auf das gestrige Spiel ansprachen, doch was die Schlägerei anging, so hielten sich beide bedeckt. Sahra hatte ich natürlich alles erzählt, doch andere Menschen ging das nun wirklich nichts an. Wir trennten uns nach einer Weile. Die Jungen gingen ihren Weg und Sahra und ich würden sehen, welche neuen Teile wir für unseren Kleiderschrank ergattern konnten. Sahra und ich hatten viel Spaß und fanden einige Kleidungsstücke, bevor wir uns mit den anderen beiden beim Italiener trafen. Wir wollten noch etwas essen, bevor es wieder nach hause ging. Das essen war gut und es war noch besser, Mark und Sahra dabei zu beobachten, wie sie sich gegenseitig fast an sie Gurgel sprangen und dann wiederum beinahe miteinander flirteten. Auch war es eine super Gelegenheit, Carter anzuschwärmen. Wegen ihm würde ich irgendwann noch einen Herzschrittmacher brauchen. Es war doch einfach unfair, so gut auszusehen.

Mittlerweile waren wir wieder zu Hause und ich half Carters Vater John, die Kühe von der Weide zu holen. Carter half mir dann, sie zu zählen, während John noch einige Bestellungen durchgehen wollte. >>Carter, kann ich dich mal etwas fragen?<< Er sah mich an und bedeutete mir, weiter zu sprechen. >>Warum bist du gestern so ausgerastet? Du weißt das der Kerl euch nur provozieren wollte.<< Carter schien darüber nachzudenken. Lange Zeit bekam ich keine Antwort, als er plötzlich vor mir stand und mich eindringlich anblickte. >>Es wäre mir egal gewesen, wenn er mich angegriffen hätte. Aber ich mag es nicht wenn Jemand so einen Mist über dich erzählt.<< Er fuhr sich kurz durch die lockigen Haare. >>Du bist es wert, dass man dich verteidigt.<< Dann drehte sich Carter weg und ließ mich völlig verwirrt stehen.


Am nächsten Tag war ich immer noch nicht schlau aus Carter Johnson geworden, doch die Schule lenkte mich ziemlich von dem Thema ab. Ich hatte das Gefühl, dass überall wo ich vorbei kam, getuschelt wurde. Selbst die Lehrer waren heute super anstrengend oder einfach nur schlecht gelaunt. Irgendetwas lag in der Luft, ich konnte es nur noch nicht greifen. Ich hatte zudem schon den ein oder anderen anzüglichen Spruch entgegengeschleudert bekommen und hatte heute keine wirkliche Lust, auf die Pause. Aber vielleicht würde mir diese Klarheit verschaffen.

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